Der TV-Deal zwischen der Deutschen Fußball-Liga (DFL) und Leo Kirchs Firma Sirius stand von Anfang an auf wackeligen Beinen. Die ersten Hürden nahmen die beiden Partner aber recht meisterlich. Das Geld der Banken wurde nach einiger Zeit genehmigt, auch die öffentliche Angst, ein „Bundesliga Zwangskanal“ – wie er von Premiere genannt wurde – könnte Dinge zensieren, wurde recht schnell zerstreut. An der letzten großen Hürde scheitert das Vorhaben nun aber.
Das Kartellamt hatte Nachforschungen angestellt, ob die Zusammenarbeit zwischen Kirch und der DFL und die allgemeine Zentralvermarktung der Rechte gegen geltendes Recht verstoße. Und das scheint offenbar der Fall zu sein. Nicht der Deal zwischen Kirch und Liga, sondern die Zentralvermarktung ist den Kartellis offenbar ein kleiner Dorn im Auge – und das, obwohl es in 16 von 19 europäischen Ligen so gehandhabt wird.
Am Wochenende ließ das Kartellamt durchsickern, den Deal nur durchzuwinken, wenn sichergestellt sei, dass eine Free-TV-Verwertung der Bilder am Samstag vor 20.00 Uhr stattfindet. Damit solle verhindert werden, dass die Zuschauer in Pay-TV-Verträge gedrängt werden. Genau das bricht jedoch der Firma Sirius das Genick. Sie hatte mindestens 500 Millionen Euro an TV-Einnahmen pro Saison versprochen – und hätte somit dem Pay-TV mehr Exklusivität zugestehen müssen. Weil durch die neuen Entwicklungen wohl kaum mehr als 400 Millionen Euro pro Spielzeit zu erwarten sind, wird die Firma Sirius wohl noch in dieser Woche einen Rückzieher machen.
Im Spiegel wird ein Beteiligter der Vermarktungsfirma mit den Worten „wir steigen aus“ zitiert. So mache der gesamte Vertrag keinen Sinn mehr. Unterdessen herrscht Empörung über das Verhalten des Kartellamts. Liga und Sirius-Vertreter halten sich mit Aussagen derzeit klugerweise zurück, dafür meldete sich DFB-Präsident Zwanziger zu Wort. Er sehe durch die Entscheidung, die zwar noch nicht endgültig ist, den gesamten Sport bedroht. „Das Kartellamt gefährdet die internationale Wettbewerbsfähigkeit des deutschen Fußball, nicht nur bei Klubs, sondern auch bei unseren Nationalmannschaften", zitiert ihn die Süddeutsche Zeitung.
Jürgen Doetz, des Verbands Privater Rundfunk und Telemedien, zeigte sich ebenfalls empört ob der jüngsten Entwicklungen. Das Kartellamt mache sich damit zum Wasserträger der ARD, erklärte er. „Die Praxis belegt, dass diese Rechte durch Werbung nicht zu refinanzieren sind und damit faktisch nur gebührenfinanzierte Sender zum Zug kommen können. Letztlich wird damit ein in den letzten Jahren bestehendes Einkaufsmonopol für diese Rechte fortgeschrieben".
Auch Sat.1 ist nicht sonderlich begeistert, wie Sendersprecherin Kristina Faßler am Montag im Quotenmeter.de-Gespräch deutlich machte. Man habe weiterhin großes Interesse an der Bundesliga, „Allerdings ist durch die Forderung des Kartellamtes die Zusammenfassung vor 20-Uhr zu zeigen, von vornherein Ungleichheit gefixt: die öffentlich-rechtlichen treten mit oppulenter Gebühren- + Werbefinanzierung gegen das Privatfernsehen mit ausschließlicher Werbefinanzierung an. Da gibt es sicher noch Gesprächsbedarf“, so Faßler.
Ob es zu einer Wiederauferstehung der Fußballsendung «ran» käme, ist unterdessen noch vollkommen unklar. Der Name der Sendung sei aktuell noch kein Thema, erklärte die Sat.1-Sprecherin, aber „wir diskutieren aktuell darüber, wie die Sportübertragungen aussehen sollen.“
Beteiligte der Liga und Vertreter von Sirius werden sich am Dienstag treffen, um das weitere Vorgehen und die neue Sachlage detailliert zu besprechen. Schenkt man dem Flurfunk glauben, was derzeit nicht allzu schwer ist, dann ist die Partnerschaft der beiden nach diesem Treffen beendet. Seitens der DFL gibt es dann einen Notfallplan – die Liga würde die Rechte dann selbst ausschreiben. Und Premiere dürfte sich freuen: Als langjähriger Partner der Liga hätte das Pay-TV-Unternehmen dann wieder beste Chancen auch bis ins Jahr 2012 die Bericherstattung im Bezahlfernsehen selbst zu produzieren.