Die Kritiker

«Dead Like Me»

von
Story
Georgia „George“ Lass ist 18 und hat keine Ambitionen – dafür aber eine Menge bitteren Zynismus. Der Dauerzoff mit ihrer Mutter treibt sie aber schließlich doch in einen stumpfsinnigen Bürojob, den sie von der ersten Minute an hasst. Das kommt gelegen, denn schon in der Mittagspause verliert sie ihn. Allerdings wird sie nicht gefeuert sondern stirbt. Der Toilettensitz der abstürzenden Raumstation Mir wird für sie zum tödlichen Geschoss. Doch posthum erwartet sie weder Himmel noch Hölle sondern gleich ein neuer Job. Bevor sie ihrem Schöpfer gegenüber treten darf, gilt es eine Art Sozialarbeit abzuleisten.

Erst wenn sie eine ihr unbekannte Anzahl Seelen gesammelt hat, geht es für sie weiter ins Jenseits. Dazu muss sie die Seelen ihrer Klienten kurz vor deren Ableben von ihrem Körper lösen. Pünktlichkeit ist dabei Pflicht. In den neuen Job führen sie ihr mysteriöser Boss Rube sowie dessen Mitarbeiter ein: die schöne, aber verwöhnte Betty; die toughe, disziplinierte Roxy und der smarte Mason. Sie alle bekommen jeden Morgen von Rube einen Zettel, auf dem Name, Ort und Uhrzeit ihres neuen Klienten stehen. Der Rest liegt ganz bei ihnen: sogar selbst Bezahlen und sich eine Wohnung besorgen müssen sie. Doch als Seelensammler treffen sie oft Leute, die bald keine Verwendung mehr für ihr Geld haben und deren Wohnung bald frei wird.

Darsteller
Ellen Muth («Superfire», «Rain») ist Georgia „George“ Lass
Mandy Patinkin («Chicago Hope») ist Rube Sofer
Callum Blue («The Tudors», «Related») ist Mason
Jasmine Guy («College Fieber», «Diamon Men») ist Roxy Harvey
Rebecca Gayheart («Düstere Legenden») ist Betty Rhomer
Cynthia Stevenson («Men in Trees») ist Joy Lass

Kritik
«Dead Like Me» lebt von der Faszination seiner schrägen Charaktere und seinem düsteren Humor. Einen großen Anteil daran hat das bissige Voice Over von Georgia. Nur leidet das ausgerechnet an einer schwachen Übersetzung. Im Original erhalten die Statements durch die lakonische Gleichgültigkeit in ihrer Stimme erst den richtig schwarzhumorigen Biss; in der deutschen Synchronisation klingt es dagegen oft einfach nur nölig und unsympathisch. Auch Betty hat eine sehr unpassende, teils quäkige Stimme erhalten, die in starkem Kontrast zu ihrer attraktiven Erscheinung steht.

Das schadet zwar gelegentlich der Atmosphäre, aber zum Glück ging der sprühende Dialogwitz nicht völlig verloren. Der Pilotfilm und die erste Folge sind ohnehin nicht allzu plotintensiv und vor allem damit beschäftigt, George und dem Zuschauer die Regeln des Jobs und ihres Daseins als Untoter zu vermitteln. Dabei überrascht «Dead Like Me» mit einem gelungenen Balanceakt zwischen Comedy und Drama. Denn so sehr das morbide Szenario auch zu schwarzem Humor einlädt, wird doch Raum gelassen für ernstere Momente, in denen George ihren Tod erst begreifen und langsam akzeptieren muss. Das verspricht bereits in den ersten zwei Folgen, dass die Charaktere in «Dead Like Me» nicht zu abstrakten Comedy-Stereotypen verkommen sollen, sondern echte, komplexe Gefühle zeigen.

Abzuwarten bleibt aber, ob sich der Reiz des untoten Blickwinkels auf das Leben nicht doch zu schnell abnutzt. Der Beginn der Serie verlässt sich stark darauf mit den Tabubrüchen der anderen Seelensammler zu schocken, die sich aus den Brieftaschen der Verstorbenen selbst für ihre Arbeit bezahlen und teils sogar heimlich deren Wohnungen beziehen, bis die irgendwann aufgelöst werden. Solche Tabubrüche machen viel Spass und «Dead Like Me» schockt in der Richtung auch sehr gekonnt mit einem schelmischen Augenzwinkern, das den harten Zynismus der Dialoge gut auszugleichen weiß. Aber auf Dauer könnte dieses Hauptstandbein der Serie zu wenig Substanz bieten.

«Dead Like Me» ist auf jeden Fall eine außergewöhnliche Serie mit viel Potential. Das originelle Szenario überfrachtet den Einstieg zwar mit sehr viel Erklärungsbedarf, doch die charmanten Figuren und Georges beißende Voice Over Betrachtungen sorgen dafür, dass es trotz teils schleppendem Erzähltempos lebhaft und fesselnd bleibt. Es bleibt aber abzuwarten, ob der morbide Witz in den 29 Folgen der Serie auch dauerhaft zündet – vor allem bei der nur mäßigen Synchronisation.

Der Münchener Fernsehsender RTL II zeigt die Pilotfolge von «Dead Like Me» am Samstag, 26. Juli 2008, um 14.35 Uhr. Alle weiteren Folgen laufen samstags ab 14.30 Uhr in Doppelfolgen.

Kurz-URL: qmde.de/28751
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