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Medienzensur vor Olympia

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Obwohl das Internationale Olympische Komitee zugesichert hatte einen zensurfreien Internetzugang während der olympischen Spiele zu ermöglichen, sind zahlreiche kritische Internetseiten in China nicht erreichbar.

Es war eine der Bedingungen an die die Vergabe der olympischen Spiele 2008 in Peking geknüpft war – ein unzensierter Zugang für alle Journalisten zum Internet. Das Internationale Olympische Komitee hatte den freien Zugang versprochen, inzwischen will das IOC davon nichts mehr wissen: „Meine Verantwortung ist es, sicherzustellen, dass offen über die Wettbewerbe berichtet wird. Das erstreckt sich nicht notwendigerweise auf den freien Zugang und die Berichterstattung über alles, was mit China zu tun hat.", so formuliert es der Vorsitzende der IOC-Pressekommision, Kevan Gosper.

Damit findet nicht nur Zensur statt – das IOC hat sich auch den Machthabern in China gebeugt, trotz gegenteiliger Versprechen gegenüber den tausenden Journalisten. IOC-Präsident Jaques Rogge hatte noch vor wenigen Wochen erklärt, dass den Journalisten unzensierter Zugang zum Internet ermöglicht werde – offenbar wusste er da noch nicht, dass IOC-Offizielle „mit den Chinesen ausgehandelt haben, dass einige heikle Seiten geblockt werden“, daran könne er aber „wohl nichts mehr ändern“ so Rogge.



Der Chef des Deutschen Olympischen Sportbundes Michael Vesper fordert: „Den Standard von Sydney und Athen zu halten“ – also eine freie Berichterstattung zu ermöglichen. Reporter ohne Grenzen (ROG) kritisiert zudem, „dass das IOC die derzeitige Situation durch sein jahrelanges Schweigen erst möglich gemacht hat.“ Zudem fordert ROG einen Boykott der Spiele „aufgrund der Beschränkung der Presse- und der persönlichen Freiheit“, solche Boykotte hätten sich in der Vergangenheit positiv ausgewirkt, so Reporter ohne Grenzen. Neben Anmesty International, dem chinesischen BBC Ableger und zahlreichen anderen, ist auch die Seite von Reporter ohne Grenzen aus dem Pressezentrum in Peking nicht erreichbar.

Rund 30000 Staatsdiener sorgen für das wohl ausgefeilteste Online-Zensursystem der Welt. Akribisch durchsuchen sie mithilfe zahlreicher Internet Provider das Internet nach nicht gewünschten, China kritischem Inhalt – selbst Yahoo hatte sich 2004 einspannen lassen, mit dem Ergebnis das ein Regimekritiker dessen Daten Yahoo weitergeleitet hatte zu einer zehnjährigen Freiheitsstrafe verurteilt worden war.

Wie China mit Journalisten umgeht, bekam vor einigen Tagen auch das Team des öffentlich rechtlichen Morgenmagazins zu spüren als es einen amerikanischen „Mauer-Experten“ auf der Chinesischen Mauer interviewte – die Chinesen brachen es vor laufenden Kameras ab. Begründung: Es gebe keinen amerikanischen Experten für die Mauer, weil es in den USA keine Große Mauer gebe.

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