Man habe den Eindruck, dass da politisch gearbeitet worden sei – dies sagte Bayern-Vorstand Karl-Heinz Rummenigge kürzlich in einem Iterview. Klar ist: Die Ligavereine sind nicht glücklich über das, was derzeit zwischen DFL und dem Kartellamt abläuft. So sieht der FC Bayern München beispielsweise nicht das Problem, dass Fußball nicht mehr bezahlbar sei – der Rekordmeister achte beispielsweise penibel darauf, dass sich jedermann eine Eintrittskarte leisten könne.
Darauf beruft sich aber das Kartellamt. Es dürfte niemand in Kosten gedrängt werden, die Fußball sehen möchte. Dass man streng genommen von der ARD und ZDF vom Gesetz her in Kosten gedrängt wird, blieb von Seiten der Behörde unerwähnt. „Zwangsabgabe“ nannte Rummenigge die GEZ-Gebühren, die jeder Haushalt mit TV-Anschluss an die öffentlich-rechtlichen Kanäle bezahlen muss. Auch Sportreporter Uli Köhler (Sat.1 und ehemals arena) versteht die Welt nicht mehr – er findet nur eine Erklärung für das Vorgehen der Kartellis: „Anstalt unterstützt Behörde.“
Schon früher war Köhler mit den Entscheidungen der Aufsicht nicht einverstanden. „Springer wollte ProSiebenSat.1 kaufen (…) – Saban hat’s kaufen dürfen. Nach zweieinhalb Jahren hat er sich dann mit viel Geld aus dem Staub gemacht.“ Dadurch seien Arbeitsplätze verloren gegangen, der Aktienkurs des Unternehmens sei am Boden. Auch die Tatsache, dass Kartellamtschef Heitzer den Vermarktungsdeal zwischen Premiere und arena untersagt hat, „hat Wettbewerb vernichtet“.
Köhler weiter: „Mir kann keiner erzählen, dass er sich Premiere nicht leisten kann.“ Umgerechnet würde der Kunde nur 39 Cent pro Spiel bezahlen – weniger als irgendwo sonst in ganz Europa. Nun argumentiert das Kartellamt, dass die Zentralvermarktung nur dann zulässig ist, wenn für den Verbraucher dadurch kein Nachteil entsteht – die Zusammenfassungen in einer «Sportschau» also erhalten bleiben. „Herr Heitzer spicht Unsinn“, ereiferte sich auch DFL-Chef Seifert, der betonte, mit der Ausschreibung nur den „reelen Marktwert ermitteln zu wollen“. Niemand habe gesagt, dass die «Sportschau» hätte verschwinden sollen, so der Manager.
Harte Worte wurden zudem erneut an das Kartellamt direkt gerichtet. So hätte ein Herr Vollmer dort noch nicht einmal einen Fernseher, wolle sich aber in solche einmischen. Und weil Herr Heitzer, der Chef der Behörde, um 22.00 Uhr schon ins Bett gehe, solle es keine Free-TV-Verwertung nach 22.00 Uhr geben? Ganz zu ist die Tür beim Kartellamt noch nicht – das wurde immer wieder betont. Laut DFL-Seifert sei dies aber nur der Fall, weil die Liga den Kopf immer noch dazwischen stecken habe.
Was aber passiert nun? Am Freitag wurde über eine Mini-«Sportschau» diskutiert, die nun aber auch definitiv vom Tisch sei. Hätte es eine solche 30-mnütige Sendung gegeben, hätte das Kartellamt überprüfen wollen, ob die Qualität der Sendung unter der kurzen Dauer nicht leide und das Pay-TV somit die Preise für Abonnenten hätte erhöhen können. Seifert hierzu: „Ich weiß nicht, ob das Kartellamt in der Lage ist, Qualität und Länge zu überprüfen.“ Ein durchschnittlicher Spielbericht dauere sechs Minuten, bei künftig fünf Samstagsspielen wären dies exakt 30 Minuten. „Oder will man uns verpflichten, das Toyota-Gewinnspiel der ARD auch noch in unsere Sendung zu packen?“ fragte der DFL-Boss zynisch.
Die Fronten scheinen also weiter verhärtet zu sein – eine Lösung ist nicht in Sicht. „Wir müssen nicht in Panik verfallen“, so Seifert, der aber auch von einer inzwischen „schwierigen Diskussion“ sprach. Den interessantesten Satz sprach er allerdings kurz vor dem Ende des «Doppelpass»: Dann werde man wohl in den nächsten drei Jahren mit diesen widrigen Bedingungen klarkommen müssen. Ob das bedeutet, dass Vermarktungspartner Sirius und somit auch der Zwangskanal der DFL – den man Pay-TV-Sendern wie Premiere aufs Auge drücken möchte – wegfallen, ließ Seifert offen. Nach juristischen Schritten, die folgen könnten, hörten sich die Worte des Liga-Chefs aber nicht mehr an.