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Berlin - Eine Stadt voll Trash-TV

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Die neuen Folgen von «Die Supernanny» und «Raus aus den Schulden» spielten diesmal in der Hauptstadt. Quotenmeter.de-Redakteur Christian Richter rückt das falsche Bild über seine Heimatstadt zurecht.

Als Berliner muss man eine Lanze für seine Heimatstadt brechen. Auch wenn das aktuelle Fernsehprogramm es nicht vermuten lässt, gibt es in unserer Hauptsstadt noch ein paar wenige, normale Menschen. Menschen, die ihre Leben im Griff haben.
Den jüngsten Tiefpunkt in der medialen Darstellung Berlins stellten die Staffelauftakte von «Die Super Nanny» und «Raus aus den Schulden» dar. In beiden Sendungen standen diesmal Sorgenfälle aus der Stadt an der Spree im Mittelpunkt. Mit einem solchen Berliner Themenabend wanderte RTL damit fast auf den Spuren von arte.

Die Diplom-Pädagogin Katharina Saalfrank reiste zunächst in das Märkische Viertel, das zuvor als Heimat des Skandal-Rappers Sido bekannt geworden ist. Seine dortigen Erlebnisse hatte er später in seinem Song „Mein Block“ beschrieben. Die Supernanny traf in der Plattenbausiedlung das Ehepaar Detlef und Nadine M. sowie ihre sechs Kinder. Detlef war trockener Alkoholiker und schrie seine Familie derart brutal an, dass diese in permanenter Angst vor ihm lebte. Seinen Kindern drohte er mit Erziehungsheimen, dem Besuch von Sonderschulen oder seinem Auszug.

Schuldnerberater Peter Zwegat verschlug es eine Stunde später auf die andere Seite der Stadt – nach Marzahn-Hellersdorf. Dort lebte das verschuldete, homosexuelle Ehepaar Schulze. Allein der 28-jährige David hatte 78.000 Euro Schulden. Diese entstanden nicht nur durch das exzessive Bestellen bei Versandhäusern, sondern vorrangig durch versäumte Unterhaltszahlungen. Auch auf Nachfrage stritt er die Vaterschaft des Kindes vehement ab. Im Laufe der Folge konnte Peter Zwegat jedoch ermitteln, dass David mit der jugoslawischen Mutter einen Deal abgeschlossen hatte. Er versprach ihr die Vaterschaft des Babys anzuerkennen, damit sie eine Aufenthaltserlaubnis bekäme. Im Gegenzug sollte er von ihr 10.000 Euro erhalten, von denen er jedoch nie einen Cent gesehen hat. Im Gegenteil, durch das Anerkenntnis der Vaterschaft ist David nun für das fremde Kind zahlungspflichtig und muss bis zum Ende der ersten Ausbildung für dessen Unterhalt sorgen. Nach Schätzungen des Schuldnerberaters kommen dabei insgesamt bis zu 50.000 Euro zusammen. Hätte David daran vorher gedacht, hätte er sich „No Deal“ gesagt.




Wie zu erwarten, konnten sowohl Saalfrank als auch Zwegat die aussichtslosen Situationen verbessern und den beiden Familien neue Hoffnung schenken. Und doch bleibt für mich als Berliner beim Schauen der Sendungen ein fader Beigeschmack.

Diese Zurschaustellung von Dummheit und Unfähigkeit meiner Mitbürger war leider keine Seltenheit. Wie viele Reportagen musste die Stadt über die Problemkieze Neukölln oder Marzahn ertragen. Bei wie vielen Ausgaben von «Frauentausch» kam die asoziale Mutti aus der Hauptstadt? Wie viele Vaterschaftstests wurden in der «Oliver Geissen Show» und bei «Britt» für Berliner angefertigt? Man mag es gar nicht mehr zählen.

Aber Berlin ist mehr als die Heimat für Asoziale und zerstörte Existenzen. Dort leben nicht nur Hartz-IV-Empfänger und Sozialschmarotzer. Die Stadt ist auch ein Zentrum für Kunst und Kultur. Immerhin gibt es an der Spree drei Universitäten, dutzende Theater und unzählige Museen, die teilweise zum UNESCO-Weltkulturerbe gehören. Klar, Berlin ist keine wohlhabende Eiltestadt, in der die Menschen nur das Feuilleton der Süddeutschen Zeitung lesen. Die Arbeitslosigkeit ist im Vergleich zu anderen Städten hoch und der Bezirk Neukölln hat die höchste Hartz-IV-Dichte von ganz Deutschland. Doch den 261.000 Arbeitslosen der Stadt stehen immerhin 1,6 Millionen Erwerbstätige gegenüber.

Daher sollten die Fernsehzuschauer ihr Bild über Berlin etwas differenzieren. All die Faulenzer und Gangsterrapper stellen lediglich eine Facette einer multikulturellen, lebendigen Stadt dar.

Man kann nur hoffen, dass sich die seltenen, positiven Berichte über Berlin künftig häufen werden. Und mit etwas Glück wird man in denen mehr erfahren, als nur das Lieblingsessen von Eisbär Knut.

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