Als Berliner muss man eine Lanze für seine Heimatstadt brechen. Auch wenn das aktuelle Fernsehprogramm es nicht vermuten lässt, gibt es in unserer Hauptsstadt noch ein paar wenige, normale Menschen. Menschen, die ihre Leben im Griff haben.
Den jüngsten Tiefpunkt in der medialen Darstellung Berlins stellten die Staffelauftakte von «Die Super Nanny» und «Raus aus den Schulden» dar. In beiden Sendungen standen diesmal Sorgenfälle aus der Stadt an der Spree im Mittelpunkt. Mit einem solchen Berliner Themenabend wanderte RTL damit fast auf den Spuren von arte.
Die Diplom-Pädagogin Katharina Saalfrank reiste zunächst in das Märkische Viertel, das zuvor als Heimat des Skandal-Rappers Sido bekannt geworden ist. Seine dortigen Erlebnisse hatte er später in seinem Song „Mein Block“ beschrieben. Die Supernanny traf in der Plattenbausiedlung das Ehepaar Detlef und Nadine M. sowie ihre sechs Kinder. Detlef war trockener Alkoholiker und schrie seine Familie derart brutal an, dass diese in permanenter Angst vor ihm lebte. Seinen Kindern drohte er mit Erziehungsheimen, dem Besuch von Sonderschulen oder seinem Auszug.
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Wie zu erwarten, konnten sowohl Saalfrank als auch Zwegat die aussichtslosen Situationen verbessern und den beiden Familien neue Hoffnung schenken. Und doch bleibt für mich als Berliner beim Schauen der Sendungen ein fader Beigeschmack.
Diese Zurschaustellung von Dummheit und Unfähigkeit meiner Mitbürger war leider keine Seltenheit. Wie viele Reportagen musste die Stadt über die Problemkieze Neukölln oder Marzahn ertragen. Bei wie vielen Ausgaben von «Frauentausch» kam die asoziale Mutti aus der Hauptstadt? Wie viele Vaterschaftstests wurden in der «Oliver Geissen Show» und bei «Britt» für Berliner angefertigt? Man mag es gar nicht mehr zählen.
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Daher sollten die Fernsehzuschauer ihr Bild über Berlin etwas differenzieren. All die Faulenzer und Gangsterrapper stellen lediglich eine Facette einer multikulturellen, lebendigen Stadt dar.
Man kann nur hoffen, dass sich die seltenen, positiven Berichte über Berlin künftig häufen werden. Und mit etwas Glück wird man in denen mehr erfahren, als nur das Lieblingsessen von Eisbär Knut.