Die heiße Phase hat schon längst begonnen: Obwohl das Fernsehjahr 2008/2009 offiziell erst am 22. September 2008 beginnt, brachen einige US-Sender ganz bewusst die Regeln, um vom Ausklang der 29. Olympischen Sommerspiele in Peking zu profitieren. Wem gelang dieses Kunststück wirklich und welche Serien fielen gnadenlos durch?
„Nichts ist mehr so wie es einmal war“ dürfte jedem aus vielen Filmen und TV-Formaten bekannt sein. Sinn und Zweck des Ausspruchs ist ganz einfach die Dramatisierung einer folgenschweren Handlung. Weiterführend passt dieses Zitat auch auf die Ereignisse der vergangenen Fernsehsaison 2007/2008, in der viele Regeln gebrochen werden mussten. So hatte der 14-wöchige Autorenstreik in den Vereinigten Staaten für fast sämtliche Sendungen verkürzte Staffeln, riskante Planspiele vieler Networks und Änderungen der jährlichen Programmvorstellungen zufolge.
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Gleich am 25. August 2008 schickte der Pfausender NBC die vierte Staffelpremiere der Koffershow «Deal or No Deal» mit Howie Mandel als Moderator auf Sendung. Starke 11,18 Millionen Menschen ließen sich den Auftakt nicht entgehen. In der werberelevanten Zielgruppe verzeichnete das Programm einen Marktanteil von zehn Prozent. Im Anschluss daran folgte der Startschuss zur neuen Reality «America’s Toughest Jobs», die von 7,51 Millionen US-Bürgern verfolgte wurde. Während die Gameshow «Deal or No Deal» sich weiterhin auf einem ordentlichen Niveau hält, musste das Newcomer-Programm einige Zuseher abgeben.
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Unterdessen feierte das Crime-Drama «Bones» den Auftakt zur vierten Staffel mit zwei neuen Geschichten, die ordentliche 9,74 Millionen Menschen in den Bann zogen. In der ausschlaggebenden Zielgruppe belief sich die Marktbeteiligung auf neun Prozent. Am schwierigen Donnerstag versagte die zweistündige Staffelpremiere der Kochshow «Kitchen Nightmares» mit Gordon Ramsay als Chefkoch (5,28 Millionen; A18-49: 7%). Ein leichter Anstieg der Reichweiten folgte eine Woche später für die Reality.
Am Freitag, den 5. September 2008 um 20:00 Uhr schickte FOX gleich zwei Episoden seiner erfolgreichen Gameshow «Are You Smarter Than a 5th Grader?» auf Sendung. Ganz passable 6,64 bzw. 8,57 Millionen US-Bürger faszinierten die zwei Ausgaben. Beim jungen Publikum verbuchte das Format sechs bzw. sieben Prozent Marktanteil. Zwei Tage später zur besten Sendezeit unterhielt das erste von zwei Specials der aus Japan importierten Gameshow «Hole in the Wall» solide 7,15 Millionen Zuschauer. Special Nummer zwei interessierte am Dienstag nach dem Auftakt von «Fringe» nur noch 4,05 Millionen Amerikaner.
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Zur selben Zeit und am gleichen Tag missglückte der Serienauftakt zum neuen CW-Drama «Privileged» mit einer beschämenden Zuschauerbeteiligung von 2,64 Millionen Menschen. Mit diesem Fehlstart dürfte der Job von Unterhaltungschefin Dawn Ostroff alles andere als Sicher sein. Einen Tag später schnitt «Til Death» mit der ersten Geschichte aus der dritten Staffel mäßig ab (6,06 Millionen, A18-49: 5%), bevor die Reichweiten mit der allerersten Episode der neuen Comedy «Do Not Disturb» ins Bodenlose fielen (4,65 Millionen; A18-49: 4%).
Die offizielle Premiere der Gameshow «Hole in the Wall» fand am 11. September 2008 um 20:00 Uhr statt. Leider schlug diese sich nicht sonderlich gut und erreichte schwache 5,41 Millionen US-Bürger. In der wichtigen Zielgruppe lag der Marktanteil bei durchschnittlichen sechs Prozent. Am darauffolgenden Wochentag um 21:00 Uhr übernahm die musikalische Gameshow «Don’t Forget the Lyrics!» nur 5,67 Millionen Zuschauer vom starken Lead-In «Are You Smarter Than a 5th Grader?» (7,11 Millionen; A18-49: 6%). Für den Todesslot am Freitag sind das dennoch akzeptable Werte.
Erst am vergangenen Dienstag startete die NBC-Reality «The Biggest Loser: Families» mit ihrer sechsten Staffel ganz ordentlich ins neue Fernsehjahr (7,81 Millionen; A18-49: 3,1/8). Mit fantastischen Reichweiten meldete sich standardgemäß der mürrische Dr. «House» (14,41 Millionen; A18-49: 5,5/16) zurück, was anschließend auch der Mystery «Fringe» (13,36 Millionen; A18-49: 5,2/13) zu Gute kam.
«Fringe» (Top)
Obwohl die J. J. Abrams-Mysteryserie «Fringe» quotentechnisch einen holprigen Start hinlegte, erholten sich die Reichweiten mit als «House» als Lead-In spürbar. Zudem steckt jede Menge Potential in dem Programm. Allein schon der Pilot überzeugt den Fernsehzuschauer – vor allem Fans aus dem Genre Mystery kommen dabei ganz auf ihre Kosten: Nachdem ein Passagierflugzeug von Deutschland in die Vereinigten Staaten zurückkehrt, sind sämtliche Menschen an Bord tot. Aus diesem Grund nimmt sich die FBI-Agentin Olivia Dunham (Anna Torv) gemeinsam mit ihrem Partner Special Agent John Scott (Mark Valley) dem Fall an und bittet den überaus intelligenten Wissenschaftler Dr. Walter Bishop (John Noble) um Mithilfe. Später schließt sich noch dessen Sohn Peter Bishop (Joshua Jackson) dem Team an. Wenn die Autoren das Format in diesem und womöglich noch besserem Sinne weitererzählen, könnte «Fringe» zum «Akte X» der Neuzeit werden.
«Privileged» (Flop)
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