Pro & Contra

Die Absetzung der «Sonja & Dirk Show»

von
Über den Piloten kam die Freitagabendshow mit Sonja Zietlow und Dirk Bach nicht hinaus. War es richtig, dass RTL dem Format keine zweite Chance gegeben hat? Manuel Weis und Christian Richter mit ihren Ansichten.



Pro von Manuel Weis

Es mag manchen so vorkommen, als befinde sich RTL derzeit in einem wahren Absetzungsrausch. «Die Show der Woche» - weg. «Einer gegen Hundert» - weg, zumindest vorläufig. «My Name is Earl» - auch weg. Und nun traf es auch die «Sonja & Dirk Show», die man an einem Freitagabend im August um 22.15 Uhr testete. Das wirft kein gutes Bild auf die Kölner TV-Station, aber die Verantwortlichen des Kanals handelten vollkommen richtig.



«Die Sonja & Dirk Show» war einfach schlechtes Fernsehen. Was in Großbritannien mit Ant und Dec wohl wunderbar funktioniert, ließ sich nicht auf die Bundesrepublik übertragen. Das Format war eine Liveshow und genau das merkte man dieses Mal im negativen Sinne. Selten zuvor gab es eine Show, die derart mit vielen – größtenteils – sinnlosen Aktionen vollgepumpt war.



Hektik pur auf der RTL-Bühne und dazu noch zwei Moderatoren, die irgendwie nicht an die Klasse aus vergangenen Dschungel-Auftritten heranreichen konnten. Dem Zuschauer drängte sich das Gefühl auf, Zietlow und Bach gingen unter auf der großen Bühne vor hunderten von Menschen im Publikum. Es schien, als fühlten sie sich selbst in ihrem australischen Baumhaus deutlicher wohler.



Auch die Quoten sprachen letztlich eine deutliche Sprache. Nur etwas mehr als 14 Prozent der Werberelevanten verfolgten die Pilotausgabe – und es ist nicht davon auszugehen, dass sich die Werte bei einer Fortsetzung verbessert hätten. Vermutlich wäre eher das Gegenteil der Fall gewesen. Von daher war das Aus der Show eine absolut richtige Entscheidung.





Contra von Christian Richter:

Schade, dass RTL mit der «Sonja & Dirk Show» wenig Durchhaltevermögen bewiesen hat, denn die Show hatte durchaus Potential. Zwar wirkte die erste Ausgabe noch sehr holprig, durcheinander und viel zu zäh, aber daran hätte man arbeiten können. In der Probefolge waren bereits viele gute Ansätze zu erkennen.



Die Aktionen mit den ahnungslosen Zuschauern waren schon sehr unterhaltsam und sorgten für viel Schadenfreude. Das Format bot zudem sehr viel Freiraum für die Moderatoren Sonja Zietlow und Dirk Back, die mit «Ich bin ein Star, holt mich hier raus!» bewiesen haben, wie unterhaltsam sie sein können. Die Show war insgesamt nur zu lang. Eine Reduzierung der Sendezeit auf eine Stunde wäre sicher sinnvoller gewesen



Außerdem hatten die Zuschauer kaum Möglichkeiten die Show für sich zu entdecken. Allein der Ausstrahlungstermin im August führte dazu, dass viele Interessenten noch im Urlaub waren. Eine einzige Probefolge ist darüber hinaus oft nicht aussagekräftig über die Zugkraft eines Formates. Die erste Ausgabe von «Wer wird Millionär!» konnte ebenfalls nicht überzeugen. Erst mit der vierten Folge und der damit verbundenen Mund-zu-Mund-Propaganda erreichte das Quiz die heute gewohnten Zuschauerzahlen.



Auch beim Original «Ant & Dec’s Saturday Night Takeaway» liefen die ersten sieben Folgen wesentlich schlechter als die der späteren Staffeln. Dort musste sich die Sendung ebenso erst finden und vom Zuschauer wahrgenommen werden. Dies ist gerade bei Personalityshows typisch, die kein festes Konzept als Grundlage haben. In weiteren Folgen hätten Sonja und Dirk sicher wieder zu ihrer alten Form gefunden.



Der Marktanteil der «Sonja & Dirk Show» lag mit 14,3 Prozent in der Zielgruppe zwar unter dem Senderschnitt, war aber nicht so katastrophal, dass kein Grund zur Hoffnung bestand. Im Anschluss an die neuen Folgen des Dschungelcamps und der damit verbundenen Cross-Promotion hätte «Die Sonja & Dirk Show» mit einigen Verbesserungen sicherlich eine verheißungsvolle Zukunft vor sich gehabt. RTL sollte daher seine Entscheidung noch einmal überdenken - erst recht aufgrund der mangelnden Alternativen. Im Gegensatz zur gescheiterten «Show der Woche» bestand bei Sonja und Dirk noch Aussicht auf Besserung.

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