Bei der diesjährigen Verleihung der «Emmy Prime Time Awards» waren die Augen vor allem auf Heidi Klum gerichtet. Schließlich war sie nicht nur nominiert, sondern auch eine von fünf Moderatoren der Show. Die Veranstalter kamen nämlich auf die grandiose Idee erstmals einen „Emmy“ für die beste Moderation einer Realityshow zu verleihen. Um diese überflüssige Kategorie selbst ad absurdum zu führen, durften sich die fünf Nominierten die Moderation des wichtigsten Fernsehpreises der Welt obendrein teilen. Neben den Hosts von «Dancing with the Stars», «Deal Or No Deal», «Survivor» und «American Idol» stand so auch unser Mode-Püppchen auf der Bühne, die für ihre Leistung in der Fashion-Show «Project Runway» nominiert war.
Wer kam eigentlich auf die Idee, dass Models auch moderieren müssen? Früher mussten sie einfach nur gut aussehen, wenig essen und hin und wieder ein Fitness-Video machen. Diese neue Omnipräsenz von Heidi Klum ist nur noch nervig, denn bereits in ihrer deutschen Show «Germany’s Next Topmodel» bewies sie ihre Talentlosigkeit beim Moderieren einer Show. Immense Selbstüberschätzung, ein debiles Grinsen und fehlendes Schamgefühl machen noch keinen guten Host aus. Letztendlich hat sie nur ihr Lächeln und ihr Aussehen zu bieten. Aber das kann man auch über die Grinsekatze aus «Alice im Wunderland» sagen.
Die Macher vom «Emmy» schienen diese Unfähigkeit wenigstens erkannt zu haben und bedienten Heidi mit so wenig Text wie möglich. Bei der zähen Eröffnungsnummer durfte sie gleich gar nichts sagen, sondern nur in einem Smoking neben ihren vier echten Moderatoren auf der Bühne stehen und lächeln. Was sonst? Erst als ihr William Shattner wie geplant ihren Smoking herunterriss und darunter ein paar Hot-Pants vorblitzten, nahm man überhaupt Notiz von ihr.
Wenig später wurden ihre Fähigkeiten allerdings etwas mehr gefragt, da sie einen präparierten Text vom Teleprompter vorlesen sollte. Das schien ihr der Regisseur noch zugemutet zu haben. Zu Unrecht, denn Heide versemmelte ihren Einsatz und stellte ihre Nominierung damit endgültig in Frage.
Als es dann endlich zur Vergabe des Awards in der neuen Kategorie kam, stellten sich die fünf Nominierten neben einander auf. Die vier Männer machten wie bei den Entscheidungsshows von «American Idol» und Co. angespannte Gesichter und versuchten so etwas Humor in die lahme Parodie einzubauen. Doch was machte Heidi? Richtig. Lächeln. Und zwar so übertrieben und breit, dass man am Fernsehbildschirm eine Zahnroutineuntersuchung ohne Probleme durchführen konnte. Letztendlich ging der Preis glücklicherweise an den «Survivor»-Moderator Jeff Probst.
Die restliche Gala verlief relativ unspektakulär. Die Aufteilung sämtlicher Kategorien in Drama und Comedy zog die Verleihung wie üblich sehr in die Länge und war zum Teil nicht nachvollziehbar. Wieso trat «Boston Legal» als Drama an, während «Ugly Betty» als Comedy eingestuft wurde? Als große Gewinnerin des Abends kann sich das ehemalige Mitglied von «Saturday Night Live» Tina Fey sehen. Mit ihrer Comedyserie «30 Rock» stand sie gleich drei Mal auf der Bühne.
Höhepunkt der Show war neben den Auftritten von «Extra»-Hauptdarsteller Ricky Gervais und der obligatorischen Politiknummer von Stephen Colbert («The Colbert Report») und Jon Stewart («The Daily Show with Jon Stewart») die musikalische Nummer des Abends. Der in den Staaten sehr populäre Sänger Josh Groban sang darin ein sensationelles Medley aus bekannten Erkennungsmelodien der amerikanischen Fernsehgeschichte.
Am Ende gewannen «30 Rock» und die neue Mafiaserie «Mad Men» als beste Serien die begehrtesten Preise des Abends und schlossen so eine dreistündige Show ab, die wie immer sehr nett anzuschauen war, aber wirkliche Höhepunkte vermissen ließ. Möge sie jedoch wenigstens dazu gereicht haben, Heide Klum endlich ihre Grenzen aufzuzeigen und sie in absehbarer Zeit als Moderatorin zu verbannen.