Die Kritiker

«Dexter»

von
Story:
Blut ist das Lebenselixier des sympathischen Gerichtsmediziners Dexter Morgan, der ein gefährliches Doppelleben führt. Tagsüber arbeitet er als Forensiker beim Miami Police Department. Sein Spezialgebiet, mit dem er erfolgreich zur Aufklärung schauriger Verbrechen beiträgt, sind Blutspritzeranalysen. Sein Einsatzort sind Tatorte mit zerstückelten Leichen, die grausame Mörder hinterlassen haben. Doch was keiner ahnt: Nachts übernimmt seine dunkle Seite und Dexter geht eiskalt selbst auf die Jagd.

So durchstreift er das nächtliche Miami auf der Suche nach einem Opfer. In dem vermeintlich unschuldigen Mike Donovan, der selbst einige Morde auf dem Gewissen hat, wird er fündig. An ihm kann Dexter seinen Drang zu töten befriedigen. Am nächsten Tag erhält er einen Anruf von seiner Schwester Debra, die genau wie Dexter für das Miami Police Department arbeitet. Sie ermittelt in einem heiklen Fall: Eine Prostituierte wurde tot in einem leeren Pool eines Motels aufgefunden.

Die Leiche wurde zerstückelt und seltsamerweise gibt es nirgendwo eine Blutspur. Dexter ist heimlich von der „Arbeit" des Killers beeindruckt und beschließt, Debra, die sich davon eine Beförderung erhofft, bei ihren Ermittlungen zu unterstützen. Dabei stellt sich heraus, dass der Killer Dexter offenbar sehr gut kennt und ein Spiel mit ihm spielen will.

Darsteller:
Michael C. Hall («Six Feet Under») ist Dexter Morgan
Julie Benz («Kill Your Darlings») ist Rita Bennett
Jennifer Carpenter («Der Exorzismus der Emily Rose») ist Debra Morgan
Erik King («Oz») ist Sergeant James Doakes

Kritik:
«Dexter» ist – und damit hat man bei RTL II sicherlich nicht unrecht – eine Serie, über die Deutschland sprechen wird. Vorausgesetzt, genügend Menschen haben am Montagabend um 23.00 Uhr Zeit, sich die Folgen überhaupt anzusehen. Grundsätzlich hat das Format ein Problem: Es hat eine Hauptfigur, die zwar sympathisch ist, die aber grausame Dinge tut. Dexter Morgan, ein Forensiker wie auch Alexx aus «CSI: Miami» oder Grissom aus dem Ur-«CSI» ist der Dreh- und Angelpunkt der Serie, die auf den Büchern von Jeff Lindsay basiert.

«Dexter» ist aber kein normaler junger Mann, er ist noch nie normal gewesen. Und somit kann auch die Serie nicht normal sein. Abgefahren, verrückt, crazy und vielleicht auch abartig würden auf die neue RTL II-Serie zutreffen. «Dexter» jagt Verbrecher – das ist das Gute an ihm. Er liefert sie aber nicht der Polizei, sondern bringt sie grausam um. Dabei achtet der Spurensicherer penibel darauf, selbst keine Spuren zu hinterlassen.

In jeder Folge wird eine einigermaßen abgeschlossene Handlung verfolgt, allerdings gibt es einen Strang, der sich über die gesamte Staffel zieht. Dexter ist auf der Spur eines Killers, der ebenso genial scheint, wie er. In seinen Leichen ist kein Blut mehr und der Killer hinterlässt dem Spurensicherer seltsame Nachrichten. Harter Tobak, der selbst im normalen US-Fernsehen in dieser Form wohl nicht angenommen werden würde. Beim Kabelsender Showtime erfreut sich das Format allerdings großer Beliebtheit.

Weil die Episoden aber so brutal sind, ist klar, dass die Serie in Deutschland zur besten Sendezeit nicht denkbar wäre. RTL II tat demnach gut daran, «Dexter» auf 23.00 Uhr zu legen – um diese Zeit könnte das Nischenangebot durchaus auf Interesse stoßen. Weil die Serie in den USA bei einem Kabelsender läuft, dauern die Episoden etwas mehr als 50 Minuten und somit zehn mehr als normale US-Serien.

Dass das nicht immer ein Gewinn für das Publikum ist, wird an diesem Beispiel aber deutlich. In den ersten Episoden gibt es um die Hälfte stets einen Hänger – Sequenzen, die sich furchtbar ziehen, die wenig Aussage haben und den Zuschauer keinen Meter weiterbringen. Und dann kommen die privaten Szenen, die auf den ersten Blick ebenfalls unscheinbar aussehen, aber doch sehr viel über den gestörten Dexter aussagen. Wenn er bei seiner Freundin ist, mit der er nur zusammen sein kann, weil sie ein ähnliches psychisches Wrack ist – oder wenn er mit Kollegen spricht und der Zuschauer das Gefühl bekommt, Dexter ist vielleicht irgendwie von einem anderen Stern.

Unterlegt ist all dies mit einem Kommentar aus dem off, Dexter erzählt die Geschichten sozusagen in Tagebuchform nach. Ein Modell, das hervorragend zur Serie passt und das Verständnis an manchen Stellen enorm erleichtert. Farblich wurde vor allem die Pilotepisode in Weiß- und Rottönen gehalten, was die Serie noch etwas blutiger herüberkommen lässt. Ab Episode zwei haben sich die Macher von der Farbgebung allerdings etwas verabschiedet, was etwas schade ist. Dafür hat man vermehrt auf besondere Kameraeinstellungen und –fahrten gesetzt, was die Serie sehenswert macht.

Jedermanns Ding wird «Dexter» auch in Deutschland nicht sein. Würde die Serie das Unwichtige noch konsequenter weglassen und schneller zum Punkt kommen, dann könnte man ohne jegliche Bedenken eine Empfehlung für das Showtime-Format aussprechen.

RTL II zeigt die zwölfteilige erste Staffel von «Dexter» ab Montag, 29. September 2008, um 22.55 Uhr.

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