Story
Ostberlin im August 1983
Heimlich nehmen die Erzieherin Katja Schell und ihr Freund, der Fotograf Andreas Wagner, voneinander Abschied. Gemeinsam mit Katjas Bruder Matthis will Andreas, der wegen seiner regimekritischen Aktivitäten von der DDR-Staatssicherheit drangsaliert wird, bei Nacht über die Mauer nach Westberlin flüchten. Katja soll ihnen so schnell wie möglich folgen. Doch ihre Freiheitsliebe müssen die beiden Männer teuer bezahlen: Matthis stirbt im Kugelhagel der Grenzbeamten, während der ebenfalls angeschossene Andreas schwer verletzt, aber lebend, die andere Seite der Mauer erreicht. Was er noch nicht weiß: Katja erwartet ein Kind von ihm.
Sechs Jahre später
Im August 1989 haben sich Hunderte von Ostdeutschen in die BRD-Botschaft in Prag gerettet, wo sie auf ihre Ausreisegenehmigung hoffen. Und auch an der ungarisch-österreichischen Grenze wagen täglich viele DDR-Bürger die Flucht in den Westen. Katja, der vom Staat über Jahre die ersehnte Ausreise verweigert wurde, hält den Zeitpunkt für gekommen, um gemeinsam mit ihrem Sohn Sven zu Andreas nach Westberlin zu gehen. Eine Urlaubsreise an den Neusiedler See in Ungarn will sie zur Flucht nutzen. Doch kurz vor der rettenden Grenze stürzt sie und verliert das Bewusstsein. Als sie erwacht, ist sie in einem ungarischen Krankenhaus, und von Sven fehlt jede Spur. Der lange Arm der Stasi reicht bis nach Ungarn: Katja wird in die DDR verschleppt und landet im Untersuchungsgefängnis Berlin-Hohenschönhausen. In dieser Stasi-Hölle sitzt sie in Isolationshaft, wird gequält und verhört von dem Offizier Bert Schäfer. Dazu plagt sie ihr Gewissen: Was ist aus Sven geworden? Durch die dicken Gefängnismauern dringt nichts. Auch kein Laut vom anschwellenden Widerstand auf den Straßen…
Darsteller
Anja Kling («Wo ist Fred?», «Küss mich, Genosse!») ist Katja Schell
Hans Werner Meyer («Der Baader Meinhof Komplex», «Contergan») ist Andreas Wagner
Matthias Koeberlin («Lutter», «Tatort») ist Micha Schell
Lino Sliskovic («Das Traumhotel») ist Sven Schell
Ronald Zehrfeld («Kommissarin Lucas», «Der Rote Kakadu») ist Dirk Faber
Anna Fischer («KDD - Kriminaldauerdienst», «Hilfe Hochzeit!») ist Jule Hoffmann
Oliver Bröcker («Tatort», «Nichts geht mehr») ist Götz Hoffmann
Jörg Schüttauf («Nichts ist vergessen», «Polizeiruf 110») ist Bernd Hoffmann
Kirsten Block («Der Baader Meinhof Komplex», «GSG 9») ist Gunda Hoffmann
Peter Benedict («Das Geheimnis im Wald», «Unschuldig») ist Bertold Krieger
Martin Glade («Insel des Lichts», «Code 21») ist Kai Hattorf
Lukas Gregorowicz («Hardcover», «Chico») ist Lutz Baumann
Leony Janssen ist Sina Knoop
Heiner Lauterbach («Das Papstattentat», «Die Gustloff») ist Offizier Bert Schäfer
Mina Tander («Tornado», «Selbstgespräche») ist Esther Frings
Mirjam Weichselbraun («Die ProSieben Märchenstunde», «Mutig in die neuen Zeiten») ist Bonnie
Felicitas Woll («Dresden», «Berlin, Berlin») ist Mandy Knoop
Martina Ysker ist Beate Schönfeld
Kritik
Der bloße Blick auf den Titel des TV-Zweiteilers «Wir sind das Volk - Liebe kennt keine Grenzen» lässt noch nicht erahnen, was es mit dem Film wirklich auf sich hat. Ist es eher eine TV-Schmonzette, die einfach mit historischen Bezügen versetzt wurde oder haben sich die Produzenten doch darauf besonnen, den Ereignissen der jüngeren deutsch-deutschen Vergangenheit gerecht zu werden. An dieser Stelle sei allen Befürchtungen widersprochen, denn mit dem Zweiteiler wurde ein atmosphärisch sehr dichtes Drama über die letzten Monate und Tage der DDR entwickelt.
Über verschiedene Handlungsstränge werden verschiedene Blickwinkel der damaligen Zeit beleuchtet. So zum Beispiel anhand der Familie Hoffmann, deren Familienoberhaupt gleichzeitig ein in Zweifel geratener Oberst in der Staatsmacht der DDR ist. Auch der Sohn Götz ist zutiefst regimetreu, während Tochter Jule sich mit einem Dissidenten einlässt und die Familienbande auf eine harte Probe stellt.
Zentrale Handlungsebene bleibt aber die Geschichte um die alleinerziehende Mutter Katja Schell, dessen Charakter von Anja Kling hervorragend verkörpert wird. Ihr Versuch mit ihrem Sohn in den Westen zu fliehen scheitert und so gerät sie in die Fänge der Stasi und Offizier Bert Schäfer alias Heiner Lauterbach. Mit stoischer Ruhe und eindringlichen Verhören, Schlafentzug und Isolation versucht er Katja Schell zu brechen und ihren als Landesverräter eingestuften Freund Andreas Wagner zu denunzieren. Dabei schreckt er auch nicht vor falschen Beweisen in Bezug auf ihren Sohn Sven zurück.
Ergänzt werden diese in großartigen Bildern gehaltenen Handlungen mit einigen Originalaufnahmen aus der Wendezeit, wodurch das gesamte filmische Konzept auch in den historischen Rahmen fassen lässt.
Dem rund 190 Minuten langen Gesamtwerk von Regisseur Thomas Berger gelingt es, einen der wichtigsten Teile der jüngeren deutschen Geschichte packend, sehr gut recherchiert, emotional aber ohne falschen Pathos in Szene zu setzen. Selbst kritische Momente in Bezug auf die letzte Diktatur in Deutschland werden nicht ausgespart und in ein kleines filmisches „Denkmal“ gefasst. Absolut sehenswert.
Sat.1 zeigt den Event-Zweiteiler «Wir sind das Volk - Liebe kennt keine Grenzen» am 06. und 07. Oktober 2008 jeweils um 20.15 Uhr.