Seit langem musste ich keine Stunde des Wahnsinns mehr erleiden. Heute war es wieder so weit. 11 Uhr – die perfekte Zeit, um herauszubekommen, mit welchem TV-Programm sich täglich Hausfrauen, Arbeitslose und Rentner herumschlagen müssen. Schon beim Blick in die Fernsehzeitschrift ist klar: Viel Abwechslung wird einem morgens nicht geboten. Es gibt Doku-Soaps, Tier-Dokus und noch mehr Doku-Soaps.
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Im Doku-Soap-Rausch führt mich mein Weg zu «Frank – Dem Weddingplaner». Dieser treibt sich im Pyrofachhandel herum, um für ein Paar eine feurige Hochzeit zu kreieren. Dieses ist damit beschäftigt, sich Sprüche auszudenken, die sie verbrennen möchten. Nach einer 300 PS-starken Überraschung für den Mann (überwältigende Reaktion: „Ei... Super!“) entscheiden sie sich, die Tränen verbrennen zu wollen, die sie aus Leid geweint haben. Bevor es mich gleich aus lauter Rührung erfasst, führt mich mein Weg zurück zum Berliner Traumpärchen. Sie befinden sich im Kaufrausch und unter extremem Zeitdruck... Da möchte ich die ich die neue Generation von wohlhabenden Studenten nicht stören und lasse sie lieber allein.
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Wo kann man den nicht finden, wenn in der Kirche? Bei einer Übertragung in der ARD lerne ich schnell, dass Mainz seit 25 Jahren einen Hirten hat, der durch Intellekt und Volksgewandtheit besticht. Ah, das war mir neu. Es wird träge, träger und noch träger, bis eine Dame erwähnt, dass es eine große Freude sei, dem Bischof zu danken. Mir ist es eine große Ehre und Freude, nun umschalten zu dürfen.
Tiergeschichten könnten einen doch jetzt erheitern. Wie gut, dass im WDR «Pinguin, Löwe & Co.» und im SWR «Eisbär, Affe & Co.» gezeigt werden. Hier kann man Affen beim umziehen, gaffen und klettern bewundern, Elefanten beim gewaschen werden zusehen die Zähne vom Zuckerbarsch bewundern.
Jahreszeitlich angemessener scheint mir da schon die Reportage „Mit Herz, Schweiß und Tränen“ im HR zu sein. Auf dem Oktoberfest sollen Damen Hüte in der Menge verkaufen. Ein schüchternes Mäuschen läuft durch die Reihen und flüstert „Hut, Hut“. Leider kann sie keiner hören und verschwindet klammheimlich. Lauter ist da schon Kiki Cartier (die genaue Schreibweise ist unbekannt), die als „Promilla“ durch die Zelte läuft und Alkohol-Tests durchführt. Sie brüllt „Blasen, Blasen, Blasen“. Vielleicht sollte sie mal dem Hutmädel helfen? Wobei... oh. Sie ist schon entlassen.
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Was haben wir heute gelernt? Dass sich Hüte auf dem Oktoberfest schon besser verkauft haben und dass Mainz einen Hirten hat. Zum Glück habe ich diese Stunde fern gesehen, was wäre mir sonst alles durch die Lappen gegangen.