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«Wetten, dass..?»: Der Samstagabend lebt

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Über drei Stunden dauerte Gottschalks erste Sendung nach der Sommerpause - doch langweilig war es nur selten. Ein Kommentar von Alexander Krei.

Foto: ZDFFast drei Stunden und 15 Minuten dauerte «Wetten, dass..?» am Samstagabend – es war damit wohl die längste Ausgabe in den mehr als 25 Jahren, die das ZDF-Flaggschiff inzwischen schon auf dem Buckel hat. Und etwas überraschend war es sogar in weiten Teilen nicht mal langatmig.

Nach einem halben Jahr kehrte Thomas Gottschalk vor neuer Kulisse gut erholt aus seiner Sommerpause zurück und hatte im Gepäck eine Vielzahl bunter Gäste. Zwar verlief der Auftakt mit Model Sylvie van der Vaart, die ein wenig über ihr hartes Leben zwischen Madrid, Fernsehen und Ehemann zu berichten hatte, etwas zäh – umso unterhaltsamer wurde es dann jedoch im Laufe des Abends. Modezar Karl Lagerfeld, oft tief in Gespräche mit den weiblichen Gästen auf der Couch verwickelt, war sicherlich ebenso eine Bereicherung wie Formel 1-Talent Sebastian Vettel, der in so mancher Situation sogar leichte Entertainer-Qualitäten durchsickern ließ.




Mit Spannung wurde im Vorfeld der Auftritt von Carla Bruni erwartet, ihres Zeichens Sängerin und Frankreichs First Lady. Lange hielt sie es allerdings nicht auf der Couch aus, was aber durchaus zu verschmerzen war. Mit Schauspielerin Salma Hayek gab es schließlich guten Ersatz. Und auch Franz-Xaver Kroetz und Michael „Bully“ Herbig, inzwischen beinahe schon Stammgast bei Gottschalk, taten der illustren Runde gut. Zwischenzeitlich bot sich der Komiker schon als Gottschalk-Nachfolger an – eine Rolle, die man ihm nach seinem spritzigen Auftritt sogar zutrauen könnte.

Doch vorerst wird kein neuer Moderator gesucht, schließlich zeigte Gottschalk diesmal ganz deutlich, dass er es noch immer wie kein anderer versteht, durch das Aushängeschild am Samstagabend zu führen. Sicherlich: Einige Fremdschäm-Momente gab es auch diesmal wieder – etwa als er aus Sylvie van der Vaart eine „Sylvia“ machte. Doch das ist geschenkt. Niemand außer beherrscht Gottschalk den Spagat zwischen Promi-Talk und Pausenclown so gut. Und nichts anderes wird von ihm seit nunmehr 20 Jahren auch erwartet.

Überhaupt gab es diesmal so viel Gottschalk wie schon lange nicht mehr: Die Stadtwette wurde glücklicherweise beerdigt, wodurch Gottschalk noch mehr das machen konnte, was ihn auszeichnet: Den Kasper. Ein wenig Smalltalk mit einer Vielzahl an Frauen, die mit Bratwürsten Schals und Pullover strickten, ehe er sich nach verlorener Wette in einen überdimensionalen Senf-Topf begab und schließlich von oben bis unten gelb angelaufen und an einem Seil hängend die Sendung zu Ende moderierte. Nonsens pur, aber lustig und - noch viel wichtiger: Ein Gewinn für die Show. Ach ja: Die Wetten selbst waren ebenfalls recht unterhaltsam. Sei es ein 12-Jähriger, der mit verbundenen Augen 24 Flaschenkisten nach oben kletterte oder auch ein kleiner Hund, der Knoten öffnen konnte und damit Atze Schröder & Co. vom Marterpfahl befreite.

Wettekönig wurde übrigens der Kandidat mit der unspektakulärsten Wette: Ein Mann, der anhand kurzer Ausschnitte sagen konnte, um welche deutsche Autobahn es sich handelt. Glücklicherweise verzichteten die Gäste diesmal sogar weitgehend auf Eigenwerbung – und nicht mal das ZDF warb während der Show für den Zweiteiler «Mein Herz in Chile», was unter normalen Umständen ganz bestimmt auf der Tagesordnung gestanden hätte. So viel Spaß hat «Wetten, dass..?» lange nicht gemacht. Und man darf endlich aufatmen: Der Samstagabend ist noch lange nicht tot.

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