Bei der Bezahlplattform Premiere hat man es in den vergangenen Jahren mit der Beseitigung von Karteileichen nicht ganz so streng genommen, denn man verbuchte unzählige beendete Abos als bestehende Kunden. Ein Beispiel: Es wurden ehemalige Abonnenten, die zwar noch eine Smartcard besaßen, diese aber deaktiviert war, als vollwertige Kunden gekennzeichnet.
Am Donnerstag ließ der neue Premiere-Boss Mark Williams die Abo-Zahlen der vergangenen drei Jahre rückwirkend veröffentlichen. Weitaus weniger Menschen können das Angebot von Premiere empfangen als früher in den Medien publiziert. Durch diesen Schritt verloren die Aktionäre das Vertrauen zur Premiere-Aktie, sodass diese seit Tagen an Wert verliert. Anteilseigner Rupert Murdoch kann sich freuen, denn dieser möchte seine Beteiligung an dem Unternehmen weiter ausbauen und durch den schwachen Kurs fällt die Übernahme weitaus billiger aus als zunächst gedacht.
Mittlerweile äußerte sich auch der ehemalige Premiere-Boss Georg Kofler zu Premiere-Misere: „Unsere Berichterstattung, vor und nach dem Börsengang war stets einwandfrei: Jeder ausgewiesene Euro wurde auch real erwirtschaftet. Da wurde weder beschönigt noch schwarz gemalt.“ Fakt ist aber, dass das Unternehmen bereits im vergangenen Sommer seinen angeschlagenen Haushalt mit einer Aktien-Neuemission wieder auf Vordermann brachte. Für Kofler gibt es keinen Zusammenhang zwischen den neuen Kunden-Zahlen und dem drohendem Verlust. Wie auch, denn die Karteileichen zahlten ohnehin keine Gebühren.
Gegenüber des Süddeutschen Zeitung erklärte Georg Kofler seine Ausrichtung: „Unsere Strategie war auf hohe Marktpenetration ausgerichtet: Lieber mehr Abos mit weniger Umsatz pro Abo, als wenige Abos mit hohem Umsatz.“ Doch besonders viele Abos konnte das Unternehmen nicht verkaufen.