An drei Tagen in der Woche befasst sich unser Kolumnist Alexander Krei mit dem Sinn und Unsinn der Fernsehwelt. Thema heute: Marcel Reich-Ranicki.
„Die meisten Schriftsteller verstehen von der Literatur nicht mehr als die Vögel von der Ornithologie.“ Ein Satz von Marcel Reich-Ranicki. Dem Mann, der hierzulande wie kein anderer als „Literaturpapst“ angesehen wird. Manch einer hält sogar bereits Ornithologie für perverses Zeug – klar, Reich-Ranicki gehört nicht dazu. Dafür hasst er ganz andere Dinge.
Das deutsche Fernsehen etwa. Nicht mal mehr 3sat sei mehr das, was es einmal war, schimpfte Reich-Ranicki am Wochenende, als er eigentlich den Deutschen Fernsehpreis für sein zweifelsohne opulentes Lebenswerk entgegen nehmen sollte. Wohl gemerkt: Sollte. Denn der 88-Jährige lehnte ab, nachdem er sich zuvor die vielen weiteren Preisträger ansehen musste.
Alles Blödsinn, schimpfte er lauthals auf der Bühne und fasste den Fernsehpreis nicht mal an. Und in der Tat: Ein Großteil des deutschen Fernsehens ist wirklich nicht mehr als großer Schwachsinn. Und Reich-Ranicki kann froh sein, dass er seinen Preis nicht schon im vergangenen Jahr erhielt – ein Jahr, in dem die „Super Nanny“ in der Kategorie „Bester TV-Coach“ geehrt wurde.
Doch alles ist in der Tat nicht schlecht: Viele gute Schauspieler, Drehbücher, Filme und Serien machen das deutsche Fernsehen nach wie vor sehenswert. Man muss nur die Augen aufhalten und sich die guten Seiten herauspicken. Mit Büchern ist es doch nicht anders. Also eigentlich kein Grund, um gleich aus der Haut zu fahren. Aber sei’s drum - wahrscheinlich kennt sich Reich-Ranicki mit Vögeln eben besser aus als mit dem Fernsehen. Ist ja keine Frage des Alters.
Die nächste Ausgabe unserer Kolumne „Kreis runde Sache“ erscheint am Mittwoch - natürlich bei Quotenmeter.de.
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