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Deutsche Serien 2008 – Eine Bericht zur Lage der Nation

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Immer wieder ist in Medienkreisen zu hören, dass es der deutschen Serienlandschaft schlecht gehen würde. Dass gerade in den letzten Jahren deutsche Serien vom Publikum nicht angenommen würden. Ist das wirklich so? Steckt die Branche tatsächlich in einer schweren Krise? Ein Kommentar von Christian Richter.

Vergleicht man die aktuellen Hauptsendezeiten der beiden wichtigsten Privatsender RTL und Sat.1 mit ihrem Programm in der Mitte der 90er, so fällt tatsächlich auf, dass der Anteil selbstproduzierter Serien rapide abgenommen hat. Damals bestanden die werktäglichen Abende zwischen 20 und 23 Uhr fast ausschließlich aus eigenproduzierten Serien. In dieser Hochzeiten erfreuten sich Produktionen wie «Der Clown», «Die Wache», «Wolffs Revier», «Für alle Fälle Stefanie» «Im Namen des Gesetzes», «Hinter Gittern», «Medicopter 117», «Schwarz greift ein», «Kommissar Rex», «Die Stadtklinik» oder das «Alphateam» größter Beliebtheit. Im laufenden Jahr 2008 hingegen finden sich hingegen bei besagten Sendern maximal zwei Serien im Ablauf einer Woche. Bedeutende Produktionsfirmen wie „action concept“, die in den 90er Jahren bis zu vier Primetime-Serien gleichzeitig drehten, sind heute für nur noch eine verantwortlich. Insofern spricht viel für eine Krise der Serieproduktionen.

Trotzdem haben die Sender die Hoffnung an erfolgreiche Eigenproduktionen nicht komplett aufgegeben, wenngleich man vorsichtiger geworden ist. Auch in den vergangenen Jahren wurden immer wieder neue Serien in Auftrag. Doch die meisten Konzepte fielen beim Zuschauer durch. «Allein unter Bauern», «Alles außer Sex» oder «Unschuldig» konnten nur unterdurchschnittliche Marktanteile erzielen. Zum Teil waren die Werte, wie beispielsweise bei «Verrückt nach Clara», so schlecht, dass die Serie nach wenigen Folgen ins Nachprogramm verschoben wurde. «Die Anwälte» verbannte RTL nach nur einer Episode wieder vom Schirm und auch die Ausstrahlung der zweiten Staffel der «Familienanwältin» wurde bereits nach wenigen Folgen beendet. Wenn die Sender die mäßig laufenden Formaten «GSG9», «R.I.S» oder «Post Mortem» trotzdem mit Vertrauen bestärkten und um eine zweite Staffel verlängerten, wurden sie endgültig beim zweiten Umlauf dafür bestraft.

Doch woran lag dieser Trend? Warum konnten all diese unterschiedlichen Formate nicht die Gunst der Zuschauer für sich gewinnen? Schnell war bei den Verantwortlichen in der Erstarkung der US-Serien mit ihren riesigen Produktionsbudgets der Schuldige gefunden. Die naheliegende Lösung lautete daher Serien wie «CSI» zu imitieren. Doch wie «Post Mortem» und «R.I.S.» zeigten, nahm der Zuschauer auch diese Plagiate nicht an.




Man darf bei dieser Betrachtung jedoch nicht vergessen, dass es auch einige erfolgreiche Beispiele gibt. «Alarm für Cobra 11» ist in seiner mittlerweile 24. Staffel mit Zielgruppen-Marktanteilen um 20 Prozent wieder beeindruckend erstarkt. Die neuste Serienproduktion aus dem Hause RTL «Doctor’s Diary» konnte das junge Publikum derart überzeugen, dass gleich zwei neue Staffeln in Auftrag gegeben wurden. Dass mit «Plötzlich Papa» und «Dr. Molly & Karl» nun erneut zwei Flops auf den Markt geworfen wurden, dürfte der Branche kaum gefallen.

Der deutsche Serienmarkt besteht allerdings nicht nur aus dem Privatfernsehen. Die öffentlich-rechtlichen Sender ARD/ZDF produzieren seit Jahren Serien, die hohe Zuschauerzahlen verbuchen können. «Um Himmels Willen» erreichte regelmäßig mehr als sieben Millionen Zuschauer. Die Dauerserie «In aller Freundschaft» kann mit etwa fünf Millionen Zuschauern «Dr. House» regelmäßig Paroli bieten und auch der Newcomer «Die Stein» erreicht mit der ersten Staffel durchschnittlich 5,11 Millionen Zuschauern während die «SOKO»-Ableger beinahe täglich überdurchschnittliche Reichweiten erobern können. Bei den öffentlich-rechtlichen scheint die Krise daher nicht so groß zu sein, wie bei den Privatsendern. Allerdings versagen auch all diese Serien beim jungen Publikum. Es liegt also nah zu vermuten, dass lediglich die werberelevante Zielgruppe deutsche Serien ablehnen würde.

Aber auch diese Aussage lässt sich nicht halten, wenn man sich die deutsche Fernsehlandschaft jenseits der Abendprogramme anschaut. Die zahlreichen täglichen Serien laufen – vor allem in der Zielgruppe - so gut wie schon seit Jahren nicht mehr. «Gute Zeiten, Schlechte Zeiten» kann nicht selten Werte um 25 Prozent erzielen, «Sturm der Liebe» erreicht fast ein Drittel aller Zuschauer und selbst das noch frische Format «Alles was zählt» holt regelmäßig Marktanteile über 20 Prozent. Auch die weiteren Soaps «Unter Uns», «Marienhof» und «Verbotene Liebe» erfreuen sich seit Jahren konstant, hoher Beliebtheit. Sicher mit Formaten wie «Lotta in Love», «Mallorca», «Geliebte Schwestern», «So ist das Leben – Die Wagenfelds», «Alles zusammen – Jeder für sich» oder auch jüngst «Anna und die Liebe» gab es auch auf diesem Sektor Rückschläge, aber dies ist wohl eher einem normalen Marktverhalten geschuldet. Ein bisschen Schwund ist nun einmal immer.

Als Fazit muss daher festgehalten werden, dass die deutsche Serienlandschaft sicherlich schon bessere Zeiten erlebt hat, aber das gilt für den gesamten Fernsehmarkt, der durch die Digitalisierung in immer mehr Sender zerfällt. Zuschauerzahlen von über 20 Millionen wie einst bei der «Schwarzwaldklinik» oder 10 Millionen wie bei «Anna-Maria – Eine Frau geht ihren Weg» sind aufgrund der vielen Konkurrenten einfach nicht mehr möglich.

Unstrittig ist wohl, dass es schwieriger geworden ist, neue Serien zu etablieren. Unmöglich ist es aber nicht. Daher ist es wohl etwas übertrieben von einer echten Krise der Branche zu reden. Noch gibt es zahlreiche Beispiele bei den Privaten und den öffentlich-rechtlichen Sendern, dass das Genre noch nicht tot ist. Gerade jetzt, wo auch die amerikanische Konkurrenz nicht mehr bedingungslos von den deutschen Zuschauern angenommen wird und sich auch hier immer mehr Misserfolge häufen, müssen die Sender dran bleiben und neue, mutigere Formate ausprobieren. Auf diesem Wege kann die Flaute sicher bald überwunden werden.

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