In diesem Jahr strahlte der Deutsche Comedypreis ein wenig anders. Nicht mehr Atze Schröder moderierte die Veranstaltung, die eigentlich schon traditionell der Abend des Ruhrgebiets-Prolls mit den Locken und Pornobrille war, sondern der ungemein ruhigere und anspruchsvollere Dieter Nuhr, der „George Clooney der deutschen Comedy“, wie ihn Thomas Hermanns gerne nennt. Mit dem neuen Präsentator ging auch eine komplette optische Überarbeitung der Sendung einher, die nun im On-Air-Design auf pink und lila setzt und vom Bühnenbild her deutlich dunkler und technischer daherkommt als die traditionelle orange-gelbe Bühne aus den letzten Jahren, die man noch aus RTL-Karnevalszeiten kannte. Hugo Egon Balder (Bild) gewann übrigens den Ehrenpreis.
Natürlich setzte Nuhr neue Akzente und ließ es sich auch nicht nehmen, den einen oder anderen heftigeren Seitenhieb auf Kollegen und besonders die Sender auszuteilen. Deutlich ruhiger und akzentuierter – typisch nach seiner Art – moderierte er das Event, das sich so in einer Achterbahnfahrt zwischen lautem Hau-drauf-Humor und sogar etwas hintergründiger, wesentlich dezenterer Comedy befand. Dies war keineswegs schlecht. Gerade dieser Kontrast hob die diesjährige Ausgabe des Comedypreises von den früheren Shows ab und sollte auch in den nächsten Jahren das Konzept sein. Die Laudatoren konnten besonders zu Beginn überzeugen. Neben einem großartigen Auftritt eines Ingo Appelt, der nebenbei das Humorkonzept einiger seiner Kollegen mittels einfacher Parodien entlarvte, begeisterte Max Giermann mit seiner Imitation von Stefan Raab das Publikum und erntete nicht umsonst einige Lacher. Und wie schon in den letzten Jahren setzte Helge Schneider, diesmal als rauchender Lebemann auf der Bühne, eines der wenigen Highlights der Show. Erinnerungswürdige Auftritte, wie beispielsweise der großartige Dialog zwischen Horst Schlämmer und Ricky vor einigen Jahren, gab es diesmal aber nicht. Und Bjarne Ingmar Mädel, Ernie aus «Stromberg», bewies sein Talent als witziger Laudator und Stand-Up-Comedian.
Wie aber entschied die Jury bei den Auszeichnungen? Überraschend nachvollziehbar. Wieder einmal wurde «Fröhliche Weihnachten» mit Anke Engelke und Bastian Pastewka zu Recht ausgezeichnet. Als bester Komiker gewann Michael Mittermeier gegen Oliver Pocher, der abermals keinen Comedypreis gewann, und Mario Barth, der seinerseits aber die Auszeichnung für den besten Live-Act entgegennehmen durfte. Und seien wir mal ehrlich: Auch, wenn Barth seit fünf Jahren denselben einen Witz macht, konnte man in diesem Jahr wegen der Show im Berliner Olympiastadion nicht an ihm vorbei. Als bester Schauspieler wurde völlig zu Recht Michael Kessler gekürt, der mit seinen Parodien in «switch reloaded» glänzt. Er setzte sich gegen Christian Ulmen durch, der für «Dr. Psycho» nominiert war. Aber so großartig Ulmen als Komiker ist, so durchschnittlich ist er als Schauspieler. Eine Schande allerdings, dass nicht das komplette Ensemble von «Dr. Psycho» für die beste Comedyserie ausgezeichnet wurde. Diesen Preis erhielt wiederum «Doctors Diary». Zu den wenig nachvollziehbaren Entscheidungen gehören die Auszeichnung von Mirja Boes als beste Komikerin und «Elton vs. Simon – Die Show» als beste Comedysendung. Anscheinend gab es hier zu wenig Alternativen, um einen glaubwürdigeren Gewinner in diesen Kategorien zu finden. Dies zeigt ein Blick auf die Nominiertenliste: Anke Engelke, im TV in diesem Jahr völlig absent, wurde als beste Komikerin vorgeschlagen. Längst überfällig war die Auszeichnung mit den Ehrenpreis an Hugo Egon Balder. Er hat die Auszeichnung übrigens angenommen.
Einer der wenigen guten Witze war zudem, dass RTL-Schuldnerberater Peter Zwegat im Publikum saß. Nun denn, wenn es um die Branche finanziell so schlecht steht, bräuchte es vielleicht mal wieder ein paar innovative und erfolgreiche Programme und Gesichter. Denn sonst weiß die Jury im nächsten Jahr schon nicht mehr, wen sie überhaupt noch nominieren kann. Und dann gäbe es möglicherweise gar keinen Comedypreis mehr. Nicht auszudenken…
Zum Abschluss listet Quotenmeter.de alle Gewinner des Comedypreises 2008 auf:
Beste Comedyshow: «Elton vs. Simon - Die Show» (ProSieben)
Bestes Comedyevent: «Fröhliche Weihnachten» (Sat.1)
Beste Comedyserie: «Doctor's Diary» (RTL)
Beste Sketchcomedy: «Switch Reloaded» (ProSieben)
Beste Schauspielerin: Nora Tschirner
Bester Schauspieler: Michael Kessler
Beste Komikerin: Mirja Boes
Bester Komiker: Michael Mittermeier