Philipp Stendebach stellt diese Woche einen Film vor, der bereits am Dienstagabend im WDR Fernsehen zu sehen ist.
Der brasilianische Regisseur Walter Salles brachte mit den Produzenten Michael Nozik, Edgard Tenenbaum und Karen Tenkhoff 2004 einen Film auf den Markt, der es zum Ziel hatte, zu beschreiben, wie Ernesto Guevara zu Che wurde. In wunderschöne Landschaftsbilder gepackt, entstand ein dramatischer Road-Movie, der durch Schauspielleistungen auf höchstem Niveau auffällt.
Als der in Bueno Aires studierende Ernest Guevara (23) nur noch ein Semester bis zum Medizin-Abschluss vor sich hat, entscheidet er sich, mit seinem Freund Alberto Granada (29), eine Reise an die nördlichste Spitze Südamerikas zu unternehmen. Sie starten ihren Trip mit einem alten Norton-500-Motorrad, das aber schnell den Geist aufgibt. Nun bleibt ihnen nichts anderes übrig, als mit dem Schiff, zu Fuß oder per Anhalter weiterzukommen. Auf ihrer Reise lernen sie Lateinamerika von den verschiedensten Seiten kennen - zwischen Armut und Reichtum, zwischen Unterdrückung und Ungerechtigkeit. Doch in erster Line tun sie eins: Ganz viel nachdenken.
Die Geschichte basiert grob auf den Aufzeichnungen “The Motorcycle Diaries” von Che Guevara, die der englischen Ausgabe auch den Titel gaben. In diesem Film geht es um den hilfsbereiten und immer ehrlichen Ernesto, der sich erst später zu dem rebellischen Che entwickelt, wie die meisten ihn sich vorstellen.
Gael Garcia Bernal spielt den jungen Ernesto. Nach höchst beachtlichen Leistungen in «Amores Perros» und «Y Tu Mama Tambien» gewann der 1978 geborene Schauspieler durch «Die Reise des jungen Che» und «La Mala Education» noch mal enorm an Bekanntheit und Anerkennung. 2006 war er in «Science of Sleep - Anleitung zum Träumen» und dem Oscar-nominierten «Babel» zu sehen. Für seine Leistung im Road-Movie wurde er für den Golden Satellite Award und den BAFTA Film-Award nominiert.
«Die Reise des jungen Che» lief 2004 bei den Filmfestspielen von Cannes im Wettbewerb um die Goldene Palme, konnte aber nicht gegen Michael Moores «Fahrenheit 9/11» standhalten. Eric Gautier gewann aber den Preis für die beste Kameraarbeit. Bei anderen Festivals sahnte der Film jedoch ab. Er war beispielsweise für das beste adaptierte Drehbuch bei den Oscars nominiert und lief sehr erfolgreich beim Bangkok International Film Festival und dem Norwegian International Film Festival. Jorge Drexler gewann mit seinem Lied “Al otro lade del rio” als erstes spanisches Werk den Oscar . Zahlreiche andere Preise folgten.
Die Zeitschrift film-dienst ließ die Begeisterung in folgenden Worten zum Ausdruck bringen: „Road Movie über die Suche junger Leute nach ihrem Platz im Leben, inspiriert von wahren Erlebnissen, verfilmt in betörenden Landschaftsbildern und einer emotional packenden Inszenierung, die dafür sorgt, dass man nahezu mit denselben "naiven" Augen wie der spätere Revolutionsführer Che Guevara das in ähnlicher Form heute noch bestehende Elend des Kontinents entdeckt.“
Diedrich Diederichsen schrieb für Die Zeit, dass der Film an beiläufigen Reiseerinnerungen hängen bliebe und sich vor Geschichte und Politik scheue. „In diesem dünnen Film geht es nämlich wirklich um nichts, nicht einmal um Abenteuer.“ Was man nun über den Film denken mag, muss jeder für sich selbst entscheiden. Nur eins steht fest: Den 120 Minuten hätten einige kleine Kürzungen gut getan. Trotzdem ist «Die Reise des jungen Che» ein guter Film, der durch die richtige Musik, hervorragende Schauspielleistungen und ein gutes Drehbuch besticht.
«Die Reise des jungen Che» kommt am Dienstag, den 28. Oktober 2008, um 22:10 Uhr im WDR.