Story
Andrea Schnidt führt ein - zumindest auf den ersten Blick - perfektes Leben: Sie ist zufriedene Mutter zweier nicht allzu anstrengender Kinder, besitzt ein kleines, aber feines Reihenhaus, ist in der Nachbarschaft beliebt und hat mit ihrem attraktiven Mann Christoph einen guten Fang gemacht.
Doch die Idylle beginnt zu bröckeln, als Andrea ihren Gatten zufällig in der Stadt mit einer gutaussehenden Frau im Arm antrifft! Schnell ist die Vermutung da, dass es sich um Frau Michels alias "Belle Michelle" handelt - die intelligente Juristin mit Modelmaßen, mit der Christoph als Anwalt in der renommierten Kanzlei "Langner&Langner" zusammenarbeitet. Hat ihr Mann etwa ein Verhältnis?
Als immer neue Indizien auftauchen, ist für Andrea dieser Gedanke plötzlich nicht mehr so abwegig. Es kommt zum großen Streit, und Demarkationslinien durchziehen von nun an das Haus der Schnidts. Von ihrer Freundin Sabine unterstützt und unter den neugierigen Augen ihrer Nachbarn, tritt Andrea die Flucht nach vorne an: "Was der kann, kann ich schon lange!"
Doch laszive Sirtaki-Tänze im griechischen Restaurant und heiße Flirts mit Luke, dem Schulschwarm aus alten Zeiten, können nicht lange darüber hinwegtäuschen, dass für Andrea mit der Untreue ihres Mannes eine Welt zusammenbricht. Was nützen eigentlich die begehrtesten Treuepunkte, wenn man am Ende doch nicht kriegt, was man sich wünscht? Und gäbe es Treue-Klebepunkte für Ehemänner, wäre Andreas Bonusheftchen dann leer?
Darsteller
Christine Neubauer («Die Landärztin») ist Andrea Schnidt
Martin Lindow («Die Hitzewelle») ist Christoph Schnidt
Florentine Lahme («GSG 9») ist Frau Michels
Katharina Schubert («Da kommt Kalle») ist Sabine
Henning Baum («Mit Herz und Handschellen») ist Luke
Dirk Back ist Molle
Kritik
Eine alte Hollywood-Regel besagt, dass aus guten Büchern schlechte Filme und aus schlechten Büchern gute Filme werden. Darüber, dass Susanne Fröhlichs widerliche Kitschromane natürlich bodenlos und nur mit einem Augenzwinkern als Literatur zu bezeichnen sind, braucht man wohl keine Worte mehr zu verlieren. Doch auch die Verfilmung dieses ekelhaften Kitschromans kommt hundsmiserabel daher.
Der Plot ist von Anfang an vollkommen lächerlich. Denn es gibt keine wirklichen, halbwegs konkreten Anzeichen, dass Andreas Mann sie betrügt. „Christoph hat seinen Arm um sie gelegt.“ - Um Gottes Willen, nein!!! Jedes „Indiz“ von Christophs Untreue ist lediglich ein Ausfluss von Andreas widerlicher Selbst- und Fremdbeobachtung. Der Film ist eine einzige Bestätigung des uralten Klischees, dass Frauen nicht rational denken können und ihre Emotionen nicht einmal ansatzweise im Griff haben. Der Film parodiert kein einziges der unzähligen Klischees, die in ihm vorkommen, sondern er bejaht sie. Dessen sollten sich die Autoren schämen, denn das zeugt nicht nur von mangelhafter Figurenkonstruktion, sondern auch von einem gestörten Verhältnis zur Realität. Ja, es gibt wirklich Menschen, die Klischees bedienen. Doch nicht in der hier dargestellten Form, denn jede einzelne Rolle ist dermaßen überzeichnet, dass sie aus einem äußerst kranken Paralleluniversum zu stammen scheint. Kaum eine Aktion ist glaubwürdig. Welche Frau trägt ihrem Mann denn quer durch die Stadt seine zu Hause vergessenen Akten nach, während sie ihren Freundinnen am Telefon die Aerobicschritte vorschreit und sie selber in der Fußgängerzone und der adretten Anwaltskanzlei dann noch ausagiert? Solche Szenen sind weder realistisch, interessant oder komisch, sondern einfach nur unglaublich peinlich.
Ähnlich verhält es sich auch mit folgender hirnrissigen Episode: Andrea beschließt eines Abends, sich einmal ordentlich zu besaufen. Dann will sie ihren Mann auf seinem Handy erreichen, um zu kontrollieren, ob er auch schön brav in seinem Büro sitzt. Nachdem sie ihn einige Male nicht erreichen konnte und noch einige Flaschen Wein geleert hat, spricht sie ihrem Mann auf die Mailbox, dass sein Kind im Krankenhaus sei und möglicherweise einer Beinamputation unterzogen werden müsse. Die Liste peinlicher Sequenzen ließe sich beliebig fortsetzen und alles, was man aus dem Film mitnehmen kann, ist die Lehre, besser niemals im Suff zu telefonieren.
Die Dialoge und insbesondere das unangebrachte Voice-Over, dessen Einsatz eindeutig auf die Faulheit der Autoren zurückzuführen ist, sind meist kaum zu ertragen. Während der ganzen „Komödie“ fällt nur ein halbwegs witziger Satz: „Bis vor drei Tagen sah mein Leben aus wie ein Lehrfilm aus dem Familienministerium.“ Ansonsten ist das ständige Geseier der Protagonisten kaum zu ertragen, da es weder tiefsinnig, noch emotional oder enthüllend ist. Jeder One-Liner wirkt aufgesetzt und nichts ist organisch.
Gute Komik entsteht durch das Beobachten der Realität, die dann (eventuell überspitzt) wiedergegeben wird, wie es «Seinfeld», «Frasier», Woody Allen oder auch «Sex and the City» vormachten. Doch «Treuepunkte» beobachtet die Realität und das Leben nicht, sondern die Autoren erschaffen eine künstliche, ganz und gar unnahbare und befremdliche Welt, in der sich ein Klischee an das andere reiht. Man unternimmt nicht einmal den Versuch, zu differenzieren. Was entsteht, sind schrecklich widerwärtige Sequenzen ohne Charme oder Esprit.
«Treuepunkte» führt einem wieder einmal vor Augen, dass es seit langem keine gute, deutsche Komödie mehr im Fernsehen oder im Kino gab. Von wenigen Ausnahmen wie «Stromberg» oder «Switch Reloaded» einmal abgesehen.
Das ZDF strahlt «Treuepunkte» am Mittwoch, den 12. November 2008, um 20.15 Uhr aus.