Die Kritiker

«Der Amokläufer»

von
Story:
Maren Hilbert tritt hoch motiviert ihre neue Stelle als Musik- und Deutschlehrerin an der angesehenen Privatschule "Sophienbund" an. Zunächst läuft alles bestens. Maren findet durch ihre lockere und unkonventionelle Art schnell einen guten Draht zu ihrer Klasse, doch sie bemerkt auch, dass das Verhältnis ihrer 16- bis 17-jährigen Schüler untereinander nicht das Beste ist. Da sind Jonas und Maximilian, die ganz klar den Ton in der Klasse angeben und sich selbst zu den Wortführern und Trendsettern ernannt haben.

Andere Schüler werden von ihnen ziemlich hart ausgegrenzt, wie zum Beispiel die schüchterne Nina oder der zurückhaltende Frederic. Kurz nach ihrer Ankunft nimmt sie eines Morgens im noch unbesetzten Schulsekretariat einen Anruf entgegen, in dem anonym ein Amoklauf angedroht wird. Sofort alarmiert sie die Polizei und wenig später ist das gesamte Schulgebäude umstellt. Der Einsatzleiter ist Niklas Götz, Jonas' Vater.

Schuldirektor Adrian Pagel nimmt die Sache nicht ernst und will die Angelegenheit herunterspielen. Angeblich ist bekannt, wer der anonyme Anrufer gewesen sein könnte: Ein ehemaliger Schüler, der von der Schule verwiesen wurde.

Darsteller:
Anja Kling («Wo ist Fred?») ist Maren Hilbert
Thure Riefenstein («Kommissarin Lucas») ist Niklas Götz
Emil Reinke («Türkisch für Anfänger») ist Jonas
Alexander Martschewski («Rohtenburg») ist Maximilian
Simone Burckhardt ist Nina Meyers
Proschat Madani («R.I.S.») ist Silvia Oppermann

Kritik:
Erstmals seit Längerem setzt Sat.1 am Dienstagabend wieder auf einen Krimi-Stoff mit Thriller-Elementen. Die Erwartungen an die Produktion «Der Amokläufer» sind deshalb hoch. So ganz kann der Film diese aber nicht erfüllen. Als großartig sind in jedem Fall die ersten 50 Minuten zu bezeichnen. Alexandra Wiersch, die das Buch zu der Produktion verfasste, verstand es in dieser Zeit besonders gut, Spannung zu erzeugen. Das ist bei einem Thema wie einem Amoklauf gar nicht so einfach, wie es auf den ersten Blick aussieht.

Das zeigt auch die zweite Hälfte des Films. Natürlich will der Zuschauer wissen, wie der Film ausgeht, welche Hintergründe die Tat hat und welche möglichen Verstrickungen noch aufgedeckt werden. Die Produktion flaut allerdings deutlich ab – warum auch immer, der Spannungsbogen verflacht. Das ist schade, unterscheidet «Der Amokläufer» aber von einer ganz großen Produktion.

Ein Lob ist dem Regisseur Oliver Dommenget auszusprechen. Es ist sicherlich nicht die einfachste Aufgabe einen Film über einen Amoklauf in einer Schule zu drehen. Kahle Flure, hässliche Klassenzimmer – all das sind keine Bilder, die einem Regisseur Spaß machen. Der Film schafft es diese ebenso zu zeigen wie auch schöne Landschaftsaufnahmen am See, sodass selbst die Zuschauer, die sich ungern an ihre Schulzeit zurückerinnern, getrost zusehen können.

Unglaubwürdig ist die Figur des Schuldirektors Pagel, der die Extremsituation nicht ernst nimmt und somit zum Gegenspieler wird. Kein Direktor der Welt würde – vor allem nicht nach den Geschehnissen in Erfurt – dermaßen leichtsinnig reagieren. Es ist verständlich, dass der Film einen Reibungspunkt gebraucht hat: Den Posten des Direktors dafür herzunehmen war jedoch ein Fehler.

Lob ist all den jungen Darstellern und Darstellerinnen auszusprechen, die die Schüler in der Produktion spielen. Sie können mit der erfahrenen und guten Anja Kling mithalten und geben der Produktion daher zusätzlichen Charme. Der Film über die Geschehnisse an der Privatschule „Sophienbund“ sollte daher – trotz der ein oder anderen Schwäche – nicht verpasst werden.

Sat.1 zeigt «Der Amokläufer» am Dienstag, 18. November 2008, um 20.15 Uhr

Kurz-URL: qmde.de/31013
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