Pamela Müller ist Executive Producer von «Big Brother» und gab Quotenmeter.de ein ausführliches Exklusiv-Interview zur am Montag startenden neunten Staffel. Was ist wirklich neu? Welche Regeländerungen gibt es und welche Ergebnisse bringt Müller vom Creative Exchange, einem Treffen von «Big Brother»-Machern weltweit, mit?
Frau Müller, morgen startet die neue Staffel…
…ja, wir freuen uns. Am Freitag haben wir uns mit einigen Journalisten schon ein paar Bilder aus dem Haus angeschaut. Wir haben ein paar Neuerungen vorbereitet. Besonders toll finde ich die Rutsche im Haus. Wenn Himmelsbewohner künftig in die Hölle müssen, dann geht das nur noch durch eine Art „Höllenschlund“, eine Rutsche nach unten. Außerdem werden sie am Ende dieser Rutsche ein bisschen „Schlotze“ abbekommen, wie wir es nennen. Und die Höllenbewohner müssen natürlich den Aufzug, der die neuen Himmelsbewohner in den Himmel befördert, eigenhändig bedienen.
Schlotze, klingt gut. Im Juli 2008 endete die achte Staffel. Nun haben wir Dezember – was haben Sie in der Zwischenzeit alles getan?
Zunächst einmal: Urlaub. Dann ging es aber schon sehr schnell ans Ideen sammeln. Sehr früh stand fest, dass wir alle das Thema „Himmel oder Hölle“ haben möchten. Wir haben mit den Castings begonnen, haben das Haus umgebaut und dabei auch extrem viel Wert auf neueste Technik gelegt. Vorletzte Woche fand wieder ein so genannter Creative Exchange statt…
…bei dem sich die «Big Brother»-Macher aller Länder treffen…
Dort haben wir festgestellt, dass wir was Technik und somit auch was Qualität angeht, weltweit vorne liegen. Wir zeichnen alle Bilder künftig bandlos auf – es wird lediglich eine Backup-Version für Notfälle geben. Die Backups passen in drei Regale. Früher haben wir mehr als 30 gebraucht. Schon während Staffel acht haben die Zuschauer bemerkt, wie liebevoll die Tageszusammenfassungen gestaltet wurden. Innerhalb von weniger als einem Tag werden da Effekte eingebaut, wir zeigen kleinere Rückblenden und vieles mehr.
Was ist denn an Runde neun nun wirklich neu?
Das Wichtigste sind natürlich die neuen Kandidaten. Durch sie entstehen die Geschichten. Außerdem sieht unser Haus wirklich sehr stylisch aus. Auch im Höllenbereich werden Sie nichts „abgeranztes“ finden. Dort ist es unbequem – richtig unbequem. Duschen sind draußen, Schlafplätze sind draußen. Alles, auf das man sich setzen kann ist aus Beton, Metall oder Holz. Im Himmelsbereich dagegen ist alles weich und schön. Ich denke, dass uns das neue Konzept was Konflikte betrifft, wieder in die Hände spielt.
Das gab es während Staffel vier und fünf auch schon. Was ist denn wirklich Neu?
Geändert hat sich konkret Folgendes: Es wird keine Wochenaufgaben mehr geben. Die brauchen wir nicht mehr, in der Hölle gibt es keine Annehmlichkeiten, es gibt nur noch ein Budget X. Interaktion findet künftig durch so genannte „Team Projects“ statt. Vielleicht erinnern Sie sich an die Laufband-Performance aus Staffel acht – das hat uns viel Spaß gemacht. Außerdem sah damals alles komplett anders aus. Schauen Sie in unsere Sprechzimmer. Betrachten Sie das gesamte Haus. Und es wird für die Höllenbewohner Einheitskleidung geben. Aber natürlich haben Sie nicht ganz unrecht: Wir machen kein gänzlich neues Format – es ist weiterhin «Big Brother».
Wochenaufgaben waren für Bewohner gut gegen die einsetzende Langeweile…
Es gibt künftig wieder Challenges, sodass einer oder mehrere Bewohner auch einmal raus kommen aus dem Haus. Ansonsten haben wir wieder einige Matches parat. Und dann gibt es noch etwas ganz Neues: Erstmals ist es prinzipiell erlaubt über Nominierungen zu sprechen.
Wieso das?
Darüber wurde beim Creative Exchange heiß diskutiert: In vielen Ländern ist das weiterhin verboten, einige erlauben es aber, zum Beispiel Großbritannien. Dort sorgt diese Regel für viel Interaktion – sie bietet ganz neue Möglichkeiten: Man kann sich verbünden, strategisch noch besser spielen.
Sie übernehmen viele Ideen aus dem Ausland – einiges zum Beispiel aus Australien. In den USA gab es 2008 sogar zwei Staffeln. Was haben Sie da mitgenommen?
Es ist ein Austausch. Die internationalen Kollegen übernehmen auch vieles von uns. In England gab es dieses Jahr unseren Käfig. Ganz ehrlich: Das, was in Bulgarien aktuell mit großem Erfolg läuft, interessiert unsere Zuschauer hier gar nicht. Wir wollen auch keine fünfstündige Liveshow mit Ballett-Einlagen wie in Italien. Jedes Land richtet sein «Big Brother» auf die Bedürfnisse des Publikums aus. Allerdings stimmt es, dass wir einiges Gutes gesehen haben. Da prüfen wir momentan, ob und wie wir es integrieren beziehungsweise adaptieren könnten. Begeistert waren die Macher im Übrigen von unserem Alien aus der achten Staffel. Das wird sicherlich im Ausland bald auftauchen. Wir sind bezüglich «Big Brother» in vielem weit voraus.
Über das Haus ist noch nicht viel zu erfahren: Welchen Farben tauchen auf?
Der Höllenbereich ist in grau gehalten, das Sprechzimmer ist knall rot. Da haben wir Salzsteine verbaut, die wir von hinten beleuchten. Das sieht richtig gut aus. Im Himmel sind die Farben weicher.
Auch das Logo hat sich geändert. Es ist wieder rot…
…weil es einfach besser zum Thema „Himmel oder Hölle“ passt und sehr gut in unserem neuen Vorspann aussieht.
Sie haben angekündigt: Bei Regelverstößen geht es direkt in die Hölle. Da sind wir bei einem Punkt, der viele Hardcore-Fans extrem nervt. Es heißt, dass «Big Brother» zu lasch zu den Kandidaten sei.
Für die User in den Foren können wir gar nicht hart genug sein. Es ist aber natürlich so, dass wir menschlich bleiben müssen. Natürlich wird «Big Brother» wieder streng sein, aber manchmal muss man einfach einen Weg finden, der auch für unsere Kandidaten in Ordnung ist.
Premiere überträgt wieder 24 Stunden live – nun kam es vor, dass bei manchem Bewohner das Hirn kurzzeitig ausgesetzt hat und Äußerungen gefallen sind, die so nicht okay waren. Deshalb wurde «Big Brother» zuletzt mit etwa zehn Sekunden Verzögerung übertragen. Bleibt das bei «Big Brother 9» so?
Ja, es gibt bei der Live-Übertragung wieder eine Verzögerung. Wir sind zum Schutz des Formates, der Kandidaten und des Zuschauers dazu verpflichtet, die weltweit vorgeschriebene zeitliche Verzögerung bei Live-Übertragungen aus dem «Big-Brother»-Haus auch in Deutschland Anwendung finden zu lassen. Allerdings wird die Redaktion nur im absoluten Notfall eingreifen, nämlich wenn strafrechtlich relevante Äußerungen fallen. Die Authentizität der Ereignisse bleibt zu 100 Prozent erhalten.
In Ihrem neuen Konzept scheinen Sie wieder viel Wert auf Neid unter den Bewohnern zu legen. Vor der achten Staffel hieß es, dass das Thema keine Rolle mehr spiele. Ändern sich die Zeiten so schnell?
Das ist Ansichtssache. Ich finde, dass wir Interaktion erzeugen müssen. Der Zuschauer hat das Bedürfnis, zu sehen wie die Kandidaten in Extremsituationen reagieren. Und dieser Faktor fördert die Interaktivität ungemein, finde ich.
Das Wichtigste sind die Kandidaten: Die verraten Sie erst am Montag in der Show – vielleicht können Sie aber schon einmal sagen, wie alt diese sein werden.
Wir haben eine Altersspanne von Anfang 20 bis Ende 30.
Also wieder kein alter Kandidat. Ins Dschungel-Camp sollen dieses Mal ältere Kandidaten einziehen.
Alter spielt für uns keine zentrale Rolle. Es ist nicht auszuschließen, dass wir auch einmal einen älteren Bewohner haben werden, aber in erster Linie muss der Kandidat gut sein. Und das sind die Bewohner der neunten Staffel. Ich fühle mich irgendwie wie ein Top-Fußball-Verein: Man könnte sagen, dass wir noch einige Stars auf der Ersatzbank sitzen haben. Mit den Menschen, die zum Start einziehen, haben wir unser Pulver noch nicht verschossen.
Wie viele Menschen werden denn ins Haus am Montag einziehen?
Am Montag werden zunächst sechs Kandidaten einziehen.
Was passiert am Montag – von den Einzügen abgesehen – noch?
Wer «Big Brother» kennt, weiß, dass eine ausgefallene Startshow mit mindestens einer spektakulären Mutprobe geben wird.
«Big Brother» sendet nun erstmals in 16:9. Bringt das auch für die Optik wirkliche Vorteile?
Das gehört inzwischen einfach dazu. Wenn wir schon, wie vorhin erwähnt, was die Technik betrifft in der Welt ganz vorne dabei sind, dann ist es klar, dass wir die Sendung nun im neuen Fernsehformat herstellen.
Welche Quoten erhoffen Sie sich von der neunten Staffel?
Das ist immer Kaffeesatzleserei. Wir waren mit Staffel acht sehr zufrieden. Es war nur etwas schade, dass uns die EM zwischendrin sinkende Werte eingebracht hat. Wenn Staffel neun also am Ende auf dem Niveau der achten Runde liegt, womit ich rechne, dann sind wir sehr zufrieden.
In den USA gab es kürzlich eine Staffel mit Ex-Bewohnern. Wen würden Sie liebend gerne noch mal ins Haus schicken?
Sascha war sicher ein Traumkandidat. Und erinnern Sie sich noch an Dr. Horror?
An Carsten? Natürlich. Das ist mein Favorit…
Über Carsten konnte ich herzlich lachen. Und Eddy aus der siebten Staffel war ein toller Kandidat. Gestritten wird bei uns über die Zwillinge aus Staffel sechs, die ich persönlich sehr unterhaltsam fand. Aber ich glaube, dass niemand an Isi herankommt, sie war eine der besten Kandidaten, die wir hatten. Isi hat sogar allein mit den Blumen gesprochen.
A propos Ex-Kandidaten. Einiges ereignet hat sich bei Alex und Caro aus Staffel acht. Caro hat die Geschichte nach dem Auszug in ihrem Blog veröffentlicht. Wird das noch mal Thema bei «Big Brother» sein?
Ich kenne die Geschichte. Wir werden sie am Montag um 19.00 Uhr in der «Reportage» thematisieren, in der wir uns nochmals mit den Bewohnern der achten Staffel beschäftigen.
Kurz noch, Frau Müller: Haben Sie den Premiere-Kanal abonniert?
Ja, habe ich. Ich werde manchmal nachts von der Redaktion angerufen, wenn im Haus etwas Spannendes passiert. Dann kann ich sofort einschalten und mir ansehen, was gerade los ist.
Danke für das Interview, wir wünschen einen guten Start in die neunte Runde.