2008 war erneut ein Jahr der vielen TV-Flops. Quer durch alle Genres zogen sich die Sendungen, die fast niemand sehen wollte, und nicht selten verschwand das eine oder andere Programm vorzeitig vom Bildschirm. In diesem Jahr gab es zumindest zwei Novi: Mit «Ich Tarzan, du Jane» und «Musical Showstar 2008» floppten fast zur gleichen Zeit zwei Sendungen mit sehr ähnlichem Konzept. Und mit der deutschen Serie «Die Anwälte» floppte ein TV-Format gleich zweimal auf unterschiedlichen Sendern. Hier nun einige der größten Fernsehflops 2008:
Ich Tarzan, du Jane (Sat.1)
Ende Februar versuchte sich Sat.1 abermals an einer Castingshow. Nach dem erfolgreichen «Star Search» im Jahr 2003 konnte der Berliner Sender nie mehr in diesem Genre Fuß fassen. Dies wurde auch durch diese Musical-Castingshow, die Moderation von Hugo Egon Balder und die Unterstützung von Phil Collins zur Suche nach den Darstellern für das neue Tarzan-Musical, nicht besser. Die Show erreichte am Freitagabend durchschnittlich nur sehr magere 8,2 Prozent Marktanteil in der Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen. Für ein so aufwändiges und teures Live-Projekt ein Desaster.
Dr. Psycho (ProSieben)
Trotz nur magerer Einschaltquoten im Jahr 2007 schickte ProSieben die Krimi-Comedyserie mit Christian Ulmen in eine zweite Staffel. Obwohl die großartige Qualität gehalten werden konnte, war die Fortsetzung aus quotenmäßiger Sicht keine gute Entscheidung. Zwischen Juni und August erreichte die Sendung nur 7,9 Prozent Marktanteil in der Zielgruppe – fast vier Punkte unter dem Schnitt des Senders. Eine Fortsetzung wird es nicht mehr geben. «Dr. Psycho» ist damit mal wieder ein Beispiel für gutes Fernsehen ohne Zuschauer.
Bruce (Das Erste)
Die Medienlandschaft hat Ende 2007 ziemlich gestaunt, als die ARD den Einkauf des ehemaligen «Topmodel»-Jurors Bruce Darnell verkündete. Seine eigene Styling-Show, die mehr zu einer Lebenshilfe für Menschen verkam, die eigentlich gar keine Probleme hatten, kämpfte von Anfang an mit desaströsen Zuschauerzahlen. Das wohl bisher traurigste Kapitel der Vorabend-Misere im Ersten ging nach den geplanten 20 Folgen schnell zu Ende. Als Juror beim RTL-«Supertalent» hat Bruce Darnell immerhin noch in diesem Jahr eine neue TV-Heimat gefunden, die zu ihm sicherlich besser passt als dieses peinliche Intermezzo bei den Öffentlich-Rechtlichen.
Sat.1 Nachrichten
Mit Thomas Kausch als Newsanchor hatte Sat.1 ab 2004 eine erfolgreiche Lösung zum Quotenproblem der eigenen Nachrichten gefunden. Oftmals lag der Marktanteil über dem Senderschnitt. 2007 verließ Kausch den Sender im Streit und die Zuschauer schalteten ab. Mit der Verlegung der Nachrichten von 18.30 auf 20 Uhr und dem neuen Moderator Peter Limbourg hat der Sender zwar in diesem Jahr wieder Kontinuität in das Chaos gebracht, aber gegen Tagesschau und Co. kann Sat.1 nichts ausrichten: In der Zielgruppe erreicht die Sendung nur Marktanteile zwischen 6 und 8 Prozent – zur Erinnerung: Kauschs Werte lagen oftmals doppelt so hoch.
Stars auf Eis – 2.Staffel (ProSieben)
Im Jahr 2006 lieferten sich RTL mit «Dancing on Ice» und ProSieben mit «Stars auf Eis» ein Quotenduell um das gleiche Konzept. Beide Sender konnten letztendlich einigermaßen mit den Quoten zufrieden sein, sodass ProSieben in diesem Jahr eine zweite Staffel mit Moderatorin Kati Witt produzieren ließ. Die Marktanteile waren oftmals einstellig – wohl auch wegen fehlender Stars, die sich auf das Eis wagten, war die Staffel damit ein voller Flop und wird sicherlich nicht mehr auf die Bildschirme zurückkehren.
Natascha Zuraw (RTL)
Am 05. Mai 2008 sollte für RTL eine neue goldene Quotenzeit am Nachmittag beginnen, denn an diesem Tag schickte man den Daily-Talk «Natascha Zuraw», die Doku «Mitten im Leben» und die Gameshow «1 gegen 100» ins Rennen. Zuraws Sendung war inhaltlich und quotenmäßig so schlecht, dass der Kölner Sender schon nach vier Wochen den Stecker zog und die Show absetzte – die prophezeite Rückkehr des Nachmittags-Talks war erst einmal ad acta gelegt. Gerade einmal 8,4 Prozent der Werberelevanten schalteten durchschnittlich ein. Die Werte hätten doppelt so hoch liegen müssen, damit RTL die Show als Erfolg hätte werten können.
Die Marco Rima Show (Sat.1)
Mit der «Marco Rima Show» kehrte der Star der «Wochenshow» in diesem Jahr auf die Bildschirme zurück. Und überraschenderweise wurde die Rückkehr des Schweizers zum Totalflop für Sat.1: Nur 1,06 Millionen Zuschauer waren im Durchschnitt dabei, der Marktanteil lag bei 8,2 Prozent bei den Werberelevanten. Bezeichnend, dass die letzte Folge der Show im April gerade einmal noch 5,7 Prozent erreichte. Die desolaten Quoten dieser Show stehen exemplarisch für den generellen Niedergang des Sat.1-Comedyfreitags, an dem beispielsweise auch Markus Maria Profitlichs «Drei, ein Viertel» floppte.
Die Anwälte (RTL/Das Erste)
Ja, eine Sendung kann gleich zweimal floppen. Dies beweist die deutsche Serie «Die Anwälte», welche bei RTL im Januar 2008 nach nur einer Folge abgesetzt wurde und anscheinend schnell auf dem TV-Friedhof gelandet war. Doch überraschenderweise verkündete die ARD, dass man die Serie eingekauft hat. Im Ersten dann recht schnell mit der Ausstrahlung der kompletten Serie am Montagabend begonnen. Doch auch dort konnten keine Fans gewonnen werden: Zuletzt sahen nicht einmal mehr zwei Millionen Menschen zu; beim Gesamtpublikum und auch in der Zielgruppe erreichte das Programm mit Kai Wiesinger oft nicht einmal die Hälfte des Senderschnitts. «Die Anwälte» war leider nur die Spitze des Eisbergs in Punkto deutsche Serie: Nebenbei floppten in Sat.1 Sendungen wie «Plötzlich Papa», im ZDF zuletzt «Dell & Richthoven» oder bei RTL «Herzog».
Musical Showstar 2008 (ZDF)
Auch das ZDF hatte in 2008 einen großen Flop zu verzeichnen: Wie Sat.1 mit «Ich Tarzan, du Jane» ging man mit einer Musical-Castingshow baden. Obwohl Thomas Gottschalk moderierte und auch bei «Wetten, dass...?» reichlich die Werbetrommel rührte, wollten nur 2,72 Millionen Menschen durchschnittlich das Primetime-Event sehen. Immerhin: Erstens war die Show bei weitem kein so großer Flop wie das Sat.1-Pendant und zweitens zogen die Zahlen im Laufe der sieben Folgen deutlich an. Fast vier Millionen Zuschauer sahen das Finale, was schließlich zu einem noch versöhnlichen Abschluss führte.
Power of Ten (VOX)
In diesem Jahr versuchte sich der erfolgreiche Sender VOX seit Langem mal wieder an einer Gameshow. Dirk Bach war der Host der Gameshow «Power of Ten», in der die Kandidaten die Meinung der deutschen Bevölkerung einschätzen mussten. Nach einem ordentlichen Start mit 7,9 Prozent erreichte die Show in der ersten Sendewoche dienstags um 22.15 Uhr 5,4 Prozent Marktanteil und lag damit unter dem Schnitt des Senders. Ab Woche zwei wurde die Show dann jeweils dienstags um 20.15 Uhr ausgestrahlt und ging dort komplett unter: Hier waren nur noch desaströse 3,5 Prozent der Werberelevanten regelmäßig dabei. So schnell wird sich VOX nun wohl nicht mehr an das Show-Genre heranwagen.