Wirtschaft

Finanzspritze: Premiere bekommt knapp eine Milliarde Euro

von  |  Quelle: Premiere
Mit neuen Krediten und einer neuen Preisstruktur versuchen die Entscheider bei Premiere die Fernsehstation wieder profitabel zu machen. Erfolge gibt es zwar noch keine, aber ein Überlebenspaket.

Schwierige Zeiten durchlebte Premiere in der Vergangenheit und auch jetzt sieht die Zukunft alles andere als rosig aus für das Pay-TV-Unternehmen. Innerhalb von zwei Jahren benötigt das Unternehmen eine weitere Kapitalerhöhung. Mit den Banken und der Mutterfirma News Corp einigte man sich nun über eine neue Finanzierungsstruktur.

Für das amerikanische Unternehmen News Corp ist es wichtig, eine „nachhaltige Profitabilität“ zu erreichen. „Die mit News Corp und unserem Bankenkonsortium vereinbarte Finanzierungsstruktur ist die Voraussetzung für den Fortbestand von Premiere“, erklärt Premiere-Boss Mark Williams. „Auf Grundlage der Refinanzierung werden wir in das Programmangebot, kundenfreundliche Technologien sowie Marketing und Kundenservice investieren, um das Angebot auszubauen und neue Kunden zu gewinnen.“



Konkret sieht das so aus: Ein Bankenkonsortium ersetzt die bestehenden Kreditlinien und sichert Kredite im Wert von 525 Millionen Euro zu. Mit gleich zwei weiteren Kapitalerhöhungen – also der Ausgabe neuer Aktien – werden dann weitere 450 Millionen Euro Eigenkapital dem Münchener Unternehmen zugeführt. Mit der ersten Kapitalerhöhung sollen 10,2 Millionen neue Aktien ausgegeben werden, wovon Premiere mindestens 25 Millionen zufließen. Das Clou: News Corp „bietet“ sich an, die Aktien zu einem Mindestpreis von 3,19 Euro zu übernehmen, sodass der Bruttoerlös nicht unter 25 Millionen Euro liegt. Damit kann der international agierende Konzern gleichzeitig seine Anteile ausbauen. Darüberhinaus reduziert sich das Bankendarlehen, wenn mehr als 25 Millionen Euro erwirtschaftet wurden, die Banken haben ebenso 25 Millionen Euro zugesichert.

Mit der zweiten Kapitalerhöhung, die im 2. Quartal 2009 stattfinden wird, sollen Premiere insgesamt also 450 Millionen Euro Eigenkapital zufließen. Auch hier erklärte sich die News Corp bereit, Aktien zu kaufen, die nicht von anderen Interessenten gesichert werden. Die Unterstützung der News Corp ist an bestimmte Bedingungen geknüpft. Die beiden wichtigsten sind die Verfügbarkeit der neuen Kreditlinien von den Banken und eine Befreiung durch die Börsenaufsicht BaFin von der Verpflichtung der Abgabe eines Pflichtangebots an die übrigen Aktionäre für den Fall, dass News Corp im Rahmen der zweiten Kapitalerhöhung einen 30-Prozentanteil erreicht oder überschreitet. Darüber hinaus hängt die Zusicherung von News Corp davon ab, dass keine wesentlichen nachteiligen Veränderungen für das Geschäft von Premiere eintreten und der Bezugspreis einen Euro, den gesetzlichen Mindestpreis oder einen höheren Betrag, den Premiere und News Corp im Vorfeld der zweiten Kapitalerhöhung vereinbaren, beträgt.

Das Unternehmen hat somit eine neue Kreditlinie von 525 Millionen Euro, das sich aus einem langfristigem Darlehen („Term Loan“) in Höhe von 275 Millionen Euro mit einer Laufzeit bis Dezember 2013 sowie einem Kreditlinie „Revolving Racility“ und einer Garantiekomponente in Höhe von 250 Millionen Euro zusammen setzt. Die Laufzeit ist bis Juni 2013 angesetzt.

In den kommenden Monaten möchte Premiere vier wichtige Eckpunkte umsetzen, um weitere Kunden an die Fernsehstation zu binden. Das Programmangebot soll verbessert werden, die Vielfalt der Sender und Anzahl – auch im HD-Bereich – wird ausgebaut. Mit leichteren Decodern und Festplattenrecordern möchte man die Kunden bei Laune halten. Die Kundenzufriedenheit soll ebenfalls ansteigen, indem man die Komplexität reduziert und der Service ansteigt.

Neue Preisstruktur


Der vierte und wichtigste Punkt ist mit Sicherheit die neue Preisstruktur bei dem Bezahlunternehmen. Künftig – so planen die Verantwortlichen – bezieht man eine Anzahl von Basissendern und abonniert darüberhinaus die Premium-Inhalte wie Sport und Spielfilme.

Neue Ziele


Nachdem Premiere schon einmal im grünen Bereich gelandet ist, möchte das beteiligte Unternehmen News Corp die Firma natürlich retten. So soll Ende 2010 einen Cash-Flow Break-Even erreicht werden, kurz darauf ist die Profitabilität geplant. Für das derzeitige Geschäftsjahr rechnet Premiere mit einem Verlust zwischen 40 bis 60 Millionen Euro, die Verschuldung steigt auf rund 320 Millionen Euro.

Insgesamt ist der neue Premiere-Plan als positiv einzustufen. Das Münchener Unternehmen schrammt ein weiteres Mal nur kurz an einer Pleite vorbei, doch mit Hilfe der beiden Kapitalerhöhungen ist nun eine längere Planung wieder möglich – angesichts der hohen Kosten, die die Bundesliga-Rechte in den kommenden vier Spielzeiten verursachen werden, ist das sicherlich auch wichtig. Es bleibt aber abzuwarten, ob man mit den derzeitigen Inhalten überhaupt noch neue Zuschauer generieren kann.

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