Schlüter sieht's

«Schlüter sieht's»: Was bleibt von 2008?

von
Jan Schlüter überlegt, was aus dem TV-Jahr 2008 übrig bleibt und was wir diesmal daraus lernen.

Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, was das Fernsehjahr 2008 an Innovationen, an Neuem hervorgebracht hat? Wenn ja, dann werden Sie auch festgestellt haben, dass es die Sender trotz einiger Bemühungen nicht geschafft haben, neue TV-Trends zu setzen oder Formate zu kreieren, die gegen die Konkurrenz bestehen können. Diese Erkenntnis zieht sich durch alle Genres: Ob Comedy, Doku, Serie – insbesondere die deutsche – oder Show: In 2008 konnte sich fast keine neue Sendung gegen die etablierten Erfolgsprogramme durchsetzen. Daher war dieses Fernsehjahr das Jahr der großen TV-Flops und gleichzeitig das Jahr, in dem die konventionellen Shows und Serien so stark waren wie nie zuvor. Die Auswirkungen dieser Entwicklung sind in 2009 schon zu spüren.

Die erfolgreichsten Fernsehhits 2008 waren interessanterweise die „üblichen Verdächtigen“: «DSDS» und «Wetten, dass..?» oder «Germany´s next Topmodel», gestandene und langjährige Unterhaltungssendungen, waren die erfolgreichsten Shows des Jahres, während «Bauer sucht Frau», «Rach, der Restauranttester» oder «Raus aus den Schulden» wieder einmal zu den beliebtesten Doku-Programmen gehörten. Und bei den Serien dominierten weiterhin die Kollegen «Dr. House» und «Monk» sowie die Ermittler von «CSI: Miami», «Navy CIS» und «Alarm für Cobra 11» die Ranglisten. Unter den Top Ten der jeweiligen Genres finden sich also fast keine neuen Sendungen, sondern nur bewährte Formate, die schon in den vorherigen Jahren ihre Erfolgsqualitäten unter Beweis gestellt haben.

Nun kann den Sendern allerdings nicht vorgeworfen werden, dass sie es nicht mit neuen Shows probiert hätten: Sat.1 und das ZDF setzten jeweils auf ihre eigenen Musical-Castingshows und gingen damit kräftig unter. RTL hatte mit «Angie», «Herzog» und «Die Anwälte» einige Serien im Programm, die leider fast keine Zuschauer hatten. Der Sender muss sich auch langsam Gedanken um eine seiner Allzweckwaffen Oliver Geissen machen, dessen Talkshow katastrophale Quoten erreicht und dessen Primetime-Ausflug mit der «Show der Woche» nicht nur quotenmäßig peinlich war. Sat.1 konnte einmal mehr im Comedybereich, u.a. mit der «Marco Rima Show», «iTeam» oder «3 ein Viertel», sowie auch den Freitagsshows von Hugo Egon Balder oder «Das weiß doch jedes Kind!» keine Erfolge verbuchen. Das Erste hatte mit der Stylingshow «Bruce» einen der größten und peinlichsten Flops des Jahres im Programm, während auch ProSieben durch Sendungen wie «ComedyZoo» oder dem aufwändigen Zweiteiler «Der Seewolf» nicht von der allgemeinen Flop-Mania verschont geblieben ist. Das Scheitern des Bruce Darnell als verkappter Life Coach täuschte übrigens ein wenig darüber hinweg, dass die danach gesendete Kuppelshow «Ich weiß, wer gut für dich ist» noch weniger Zuschauer gehabt hat und sogar vorzeitig abgesetzt wurde.

Bei dutzenden von neuen Formaten hätte man sich Anfang des Jahres denken können, dass zumindest einige sich dauerhaft etablieren können. Aber weit gefehlt: Als eine der wenigen Sendungen schafft es gerade «Doctor´s Diary», eine deutsche Serie, mit ordentlichen Quoten im Sommer zum Überraschungserfolg des Jahres. RTL wusste um diese Seltenheit und orderte nicht nur eine, sondern gleich zwei neue Staffeln. Und ProSieben hatte mit der Magier-Show «The next Uri Geller» einen schon fast vergessenen Erfolg am Anfang des Jahres im Programm. Die Quoten lagen deutlich über dem Senderschnitt, sodass der Löffelverbieger schon im Januar 2009 in einer zweiten Staffel den neuen großen Mentalisten suchen darf.

Was lernen die Sender logischerweise aus diesen Entwicklungen? Dass es momentan eher wenig Sinn hat, viel Neues auszuprobieren. Die Zuschauer brechen in diesen Zeiten nicht mit ihren Sehgewohnheiten und konzentrieren sich auf das Konventionelle, das Bekannte. So werden wir auch 2009 eine Dauerpräsenz von Dieter Bohlen, Heidi Klum, Stefan Raab, Inka Bause und den Serienermittlern haben. Außerdem hüten sich die Sender in Jahr 2009, noch einmal so viele TV-Flops wie in diesem Jahr am Fließband zu produzieren. Das heißt gleichzeitig für die Zuschauer, dass er wenig neue Formate, und wenn dann nur Quasi-Kopien von Erfolgsprogrammen, erwarten kann. Innovative Sendungen wird es wohl auch wie in diesem Jahr 2009 nicht geben – und damit auch keinen klaren TV-Trend, wie ihn einst die Castingshows, Quizshows oder Telenovelas begründet haben.

Jan Schlüters Branchenkommentar beleuchtet das TV-Business von einer vielleicht etwas anderen Seite und gibt ein paar neue Denkanstöße, um die Fernsehwelt ein wenig klarer zu sehen. Eine neue Ausgabe gibt es jeden Freitag nur auf Quotenmeter.de.

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