All diese Abkürzungen bedeuten Show-Neustarts. Wieso beginnen solche Formate immer im Januar?
Der Januar ist einer der Monate, in dem im Fernsehen richtig viel los ist. Denn zu dieser Zeit werden auf den Zuschauer zahlreiche neue Shows losgelassen, die sich dann gegenseitig im Kampf um die Quoten beweisen müssen. Aktuell startet «Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!» in die vierte Staffel, was die nächsten zwei Wochen alle spätabendlichen Sendeplätze bei RTL einnehmen wird. Am 21. Januar geht «Deutschland sucht den Superstar» – wieder mal mit neuen Juroren – in die nächste Runde und ist dann mittwochs und samstags abends zu sehen. ProSieben versucht sich aktuell an der in den USA beliebten Abnehm-Show «The Biggest Loser» und füllt damit die Sendeplätze am Donnerstag. Und gleichzeitig sucht der weltberühmte Löffelverbieger in «The next Uri Geller» ab dem 13. Januar dienstags nach einem weiteren Nachfolger. Wieso starten die Sender all diese potenziellen Erfolgsformate fast gleichzeitig und gehen damit das Risiko ein, dass ihre Sendungen floppen könnten?
Diese Sendungen haben grundsätzlich auf den ersten Blick nicht all zu viel gemeinsam. Doch sie benötigen alle die öffentliche Aufmerksamkeit, um erfolgreich zu sein. Würden Dieter Bohlens Sprüche nicht regelmäßig für Aufsehen bei diversen Aufsichtsbehörden sorgen, wäre DSDS nicht unbedingt Gesprächsthema, ergo auch weniger zuschauerstark. Wäre die Idee, abgehalfterte C-Promis zwei Wochen lang im Dschungel einzusperren und sie durch ekelige Prüfungen zu jagen, nicht gegeben, dann würde sich niemand für IBES interessieren. Und wenn Uri Geller nicht immer noch zahlreiche Menschen durch seine Tricks begeistern würde, dann hätte auch seine ProSieben-Show sicherlich nicht den gewünschten Erfolg gehabt. Es gibt also im Januar einen Kampf um Aufmerksamkeit in den Medien, beispielsweise in der BILD, wo über diese Show-Ereignisse oft explizit berichtet wird. Die Sendung, die am Ende am meisten Aufsehen erregt, wird auch als quotenstärkstes Format aus dem Kampf herausgehen.
Deswegen ist es eher wenig plausibel, dass die Sender diese Shows relativ zeitnah starten. Oder macht die Redewendung „Konkurrenz belebt das Geschäft“ hier etwa Sinn? Fakt ist, dass sowohl DSDS und IBES als auch Geller im letzten Jahr sehr gute Quoten hatten. «The Biggest Loser» startet in Deutschland zum ersten Mal und könnte eben aufgrund jener drei anderen Formate untergehen.
Möglicherweise ist der Januar nach dem Weihnachts- und Silvesterstress auch einfach der ideale Zeitpunkt zum Start, weil die Zuschauer dann nur noch unterhalten werden möchten und mit allseitig pompöser, unanspruchsvoller Dauerberieselung abschalten und sich auf Neues (Stichwort Jahreswechsel) einlassen können. Dennoch sollten die Sender möglicherweise mal darüber nachdenken, ihre größten Shows zu einem anderen Zeitpunkt als im Frühjahr zu starten. Sat.1 hat es vor Jahren mit «Star Search» mal erfolgreich vorgemacht. Und wer weiß, vielleicht ist Uri Geller im April ja noch erfolgreicher als im letzten Jahr?
Früher war der Januar übrigens auch noch der reguläre Starttermin für «Big Brohter». Eigentlich vernünftig, die Staffel also diesmal zu einem anderen Zeitpunkt, diesmal im Dezember, zu beginnen. Doch die Quoten sind bisher katastrophal – die Gefahr, dass die Zuschauerzahlen bei einem Start im Januar, wo es das Format möglicherweise noch schwerer gehabt hätte, Aufsehen zu erregen, noch schlechter gewesen wären, ist dennoch gegeben. Übrigens beginnt «Germany´s next Topmodel» im Februar – irgendwie komisch, oder?
Jan Schlüters Branchenkommentar beleuchtet das TV-Business von einer etwas anderen Seite und gibt ein paar neue Denkanstöße, um die Fernsehwelt ein wenig klarer zu sehen. Eine neue Ausgabe gibt es jeden Freitag nur auf Quotenmeter.de.
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