Die Kritiker

«Private Practice 2» schlägt erste Staffel deutlich

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Am Montag startet in der Schweiz die zweite Staffel von «Private Practice». Fabian Böhme sah sich einige Folgen vorab an.

«Private Practice» hatte einen wahrlich schweren Start. Kaum war das Spin-Off von «Grey's Anatomy» auf Sendung, war die erste Staffel auch schon wieder vorbei. Der Autorenstreik hatte zur Folge, dass die erste Staffel nur neun Episoden umfasste. Dafür meldet sich die junge Serie umso stärker zurück: Der Beginn der zweiten Staffel bietet erstklassige Geschichten.

Gleich zwei sehr brisante Fälle sind im Auftakt zur zweiten Runde zu behandeln. Cooper darf dank seiner Schweigepflicht einem 14-jährigen Jungen nicht mitteilen, dass er HIV positiv ist – dieser erzählt seinem Arzt, dass er endlich eine Freundin hat und er mit ihr schlafen will. Die Eltern des Jungen sehen die Problematik allerdings nicht ein und wollen ihrem Sohn die Diagnose auch weiterhin verschweigen. Addison und Naomi bekommen Besuch von einem Pärchen, das sich einer künstlichen Befruchtung unterzog. Die Mutter ist im sechsten Monat schwanger und will, dass Addison ihr Kind auf die Welt bringt – damit ihr anderer Sohn, der an Leukämie leidet, mit Knochenmark des Neugeborenen gerettet werden kann. Addison stellt sich quer und als Naomi offenlegt, dass ihr die Intention der Befruchtung von Anfang an bekannt war, eskaliert die Situation. Aus der Diskussion darüber resultiert die Tatsache, dass das „Oceanside Wellness Center“ mit finanziellen Problemen zu kämpfen hat.

Sowohl die medizinischen Fälle als auch die Geschichten rund um das Praxis-Team sind gelungen. Die oben beschriebenen Geschichten bieten reichlich Gesprächsstoff und dem sehr empfindlichen Thema der künstlichen Befruchtung als Maßnahme zur Rettung eines anderen Kindes wird recht viel Beachtung geschenkt. Der Verlauf der Geschichte und vor allem das Ende sind gut gelöst, wenngleich man sich den Ausgang hätte denken können. Auch Coopers Fall mit dem HIV positiven Jungen, der gern mit seiner Freundin schlafen will, ist sehr gut. Uneinsichtige Eltern, frühreife Kinder, ein verzweifelter Arzt zwischen Schweigepflicht und Rettung des Mädchens – auch hier haben die Autoren ganze Arbeit geleistet. Die Geschichten rund um das Praxis-Team hätten zum Start der zweiten Staffel nicht besser sein können. Die finanzielle Schieflage der Praxis bietet ausreichend Stoff für kommende Folgen, der sich nicht nur auf die Praxis an sich beschränkt, sondern weit in die persönlichen Kreise des Teams vorstößt.



Die zweite Folge der zweiten Staffel geht einen ähnlichen Weg: Hier versuchen die Ärzte, die Praxis vor dem finanziellen Ruin zu bewahren. Vor allem Petes Maßnahme zur Geldbeschaffung ist ausnahmslos auf Profit ausgelegt. Auch in dieser Folge sind die Fälle der Praxis sehr gut geschrieben: Nachdem ein Pärchen keine Kinder bekommen kann, wollen sie sich einer künstlichen Befruchtung unterziehen. Bei den Vortests bemerken Addison und Naomi, dass die beiden Geschwister sind – ihre Mütter haben damals beide den gleichen Samenspender gehabt. Die Geschichte an sich ist prinzipiell erstklassig, allerdings stellt sich die berechtigte Frage nach der Glaubwürdigkeit der vielen Zufälle.

Der zweite Fall ist sehr viel düsterer: Ein 17-jähriger Junge liegt im Sterben und nur die Maschinen halten im am Leben. Er selbst möchte, dass sie abgestellt werden, weil so ein Leben nichts anderes als eine Qual für ihn ist. Sein Vater aber sieht die dramatische Situation seines Sohnes nicht ein - ungeachtet dessen, dass sein Sohn keine Chance auf Heilung hat und nur noch vor sich hin vegetiert. Da der Junge noch nicht volljährig ist, darf Sam dem Wunsch des Kindes nicht nachkommen – und kommt mit dem Vater in Konflikt.

Insgesamt betrachtet kann man sagen, dass die zweite Staffel von «Private Practice» sehr viel besser startet als Season 1 aufgehört hat. Der Staffelauftakt ist erstklassig – angefangen bei den medizinischen Fällen bis hin zu den Geschichten rund um die Hauptfiguren. Auch die Schauspieler können durchweg überzeugen, vor allem die Episodendarsteller liefern sehr gute Arbeit. Das gleiche gilt für Folge zwei – allerdings muss man hier sagen, dass sie im Gesamtpaket etwas schwächer ist als der Vorgänger. Allen, die «Private Practice» für sich persönlich schon abgesetzt haben, sei gesagt: Es lohnt sich, zum Auftakt der zweiten Staffel einzuschalten.

SF2 zeigt 22 Folgen der zweiten Staffel von «Private Practice» ab Montag, 12. Januar, immer um 21.40 Uhr im Zweikanalton.

Kurz-URL: qmde.de/32469
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