Die Experten

12. Januar 2009

von
In seiner ersten Ausgabe verrät der neue „Experte“ Christian Richter unter anderem wie viel man bei Votingshows verdient und ob es einen «Friends»-Kinofilm geben wird. Außerdem beantwortet er Ihre Fragen zum Feiertagsprogramm.

Marie: Wenn die Zuschauer aufgerufen sind im Fernsehen per Telefon oder Handy abzustimmen sind die Gebühren dafür meist sehr hoch. Bleibt am Ende ein Gewinn für den Sender und wenn ja wie hoch?
Christian Richter:
Mittlerweile kommt kaum eine Sendung ohne ein Telefonspiel aus. Dabei sollen die Zuschauer stets eine Nummer mit der Vorwahl 01379 wählen. Die Kosten für einen Anruf betragen gewöhnlich 50 Cent. Die Einnahmen teilen sich dabei in der Regel der Telefondienstleister und der Sender. Über die Höhe der Gewinne und die konkrete Anzahl der Anrufer schweigen die Parteien dabei eisern. Man geht allerdings davon aus, dass etwa 32 Cent an den ausstrahlenden Sender gehen. Bei einer „normalen“ Unterhaltungsshow wie etwa «Die Weisheit der Vielen» gehen, abhängig vom Erfolg und der Dramatik der Show 100.000 bis 1 Million Anrufe ein. Es sind also für RTL zusätzliche Einnahmen von bis zu 300.000 Euro denkbar. Dagegen wirken die verlosten Autos oder Geldpreise lächerlich.
Zum ersten Mal wurde dieses Prinzip im großen Maßstab in der ersten Staffel von «Big Brother» angewendet. Laut des Telefondienstleisters digame haben allein im Finale etwa 1,5 Millionen Menschen angerufen.

Dabei steckte diese Vermarktungsform noch in den Kinderschuhen. Heute ruft man beispielsweise nicht mehr für denjenigen an, den man herauswählen möchte, sondern für diejenigen die bleiben sollen. Damit konnte man zusätzlich die Anruferzahlen steigern. Außerdem wird nicht selten über einen Countdown ein zusätzlicher Spannungsbogen aufgebaut, der weitere Anrufer mobilisiert.

Bei «Deutschland sucht den Superstar» bekommen die anrufenden Fans sogar von jedem Finalisten aufgenommenen Botschaften zu hören, die willkürlich ausgewählt werden und so viele Fans ermutigten mehrmals für ihren Favoriten anzurufen, um alle Botschaften zu hören. Beim Finale der fünften Staffel wurden auf diese Weise bis zu 6 Millionen Anrufer gezählt. Dazu kamen etwa genauso viele SMS zum gleichen Preis. Setzt man hier wieder die 32 Cent an, kann man für RTL von zusätzlichen Einnahmen von rund vier Millionen Euro ausgehen.

Tini: Ich habe in der aktuellen TV14 gelesen, dass die Verträge zu dem Film der TV-Serie «Friends» schon unterschrieben sind und 2009 die Dreharbeiten beginnen werden. Wissen Sie, ob diese Nachricht der Wahrheit entspricht?
Christian Richter:
Nun, das Thema «Friends»-Film geistert schon seit etwa einem halben Jahr durch sämtliche Fan-Foren der Welt – wohl weil es sich die Fans der Serie sehr wünschen. Bisher haben sich jedoch sämtliche Darsteller dagegen ausgesprochen. Zuletzt bekräftigte Anfang November David Schwimmer in einem Interview mit dem Magazin "Parade“, dass es keine Kinoversion der Serie geben wird und dies auch nie zur Debatte gestanden hätte. Gegen einen Kinofilm spricht weiterhin, dass in der InternetMovieDatabase kein Eintrag dafür vorhanden ist. Nicht einmal als „Gerücht“. Die Fans müssen sich wohl vorerst mit ihren DVD-Sammlungen begnügen.

Eleonore: Können Sie mir sagen, wann und auf welchen Sendern die Kultserien «MacGyver», «Kobra übernehmen Sie», «Miami Vice», «Dallas» und «Six Feet Under» ausgestrahlt werden?
Christian Richter:
Zum Leidwesen vieler Fans hat sich kabel eins entschieden die Wiederholungen von «MacGyver» am Samstagmittag zum neuen Jahr einzustellen. Stattdessen möchte man eine einheitliche Programmfarbe aus Reality-Formaten umsetzen. Trotzdem betonte kabel eins mehrfach, dass die Serie nur „vorerst“ aus dem Programm genommen werden. Ein neuer Sendetermin steht allerdings noch nicht fest. Die Actionserie mit Richard Dean Anderson wird derzeit auch auf keinem anderen Sender ausgestrahlt.

Dies trifft auch auf «Kobra übernehmen Sie» und «Dallas» zu. Derzeit hat kein Sender im deutschsprachigen Raum (Free- und Pay-TV) diese Formate im Programm. Es ist auch nicht absehbar, dass sich daran in absehbarer Zeit etwas ändern wird.
Der 80er-Klassiker «Miami Vice» läuft hingegen derzeit auf dem Pay-TV-Sender AXN täglich um 18.40 Uhr. Im Free-TV ist derzeit keine Ausstrahlung geplant.

Gut sieht es jedoch für die hoch gelobte Serie «Six Feet Under» aus. Der neue Sender TNT-Serie wird die Geschichten um das Bestattungsinstitut ab 28. Januar jeweils mittwochs ab 20.15 Uhr in Doppelfolgen zeigen. Zudem ist die HBO-Serie wochentäglich im Nachtprogramm des Schweizer Fernsehens SF2 zu sehen. Die Anfangszeiten schwanken dort zwischen 0.00 Uhr und 1.00 Uhr. Im deutschen Free-TV hat der Sender Tele 5 angekündigt die Serie im Laufe des Jahres ins Programm aufnehmen zu wollen. Wann dies allerdings genau sein wird, steht noch nicht fest.

Kalle: Nachdem das erste Wochenende ohne «MacGyver», «J.A.G. - Im Auftrag der Ehre» etc. vorbei ist, würde mich interessieren, wie sich kabel eins zu der Sendezeit "geschlagen" hat. Wie wahrscheinlich ist eine baldige Rückkehr dieser Serien?
Christian Richter:
Am 03. Januar 2009 erreichte Kabel eins zwischen 13.00 und 16.00 Uhr einen durchschnittlichen Marktanteil von 9,3 Prozent in der Zielgruppe. Vor allem die Wiederholung von «Hagen hilft!» lief gut. 13,5 Prozent Marktanteil in der Zielgruppe konnte der Unternehmensberater verbuchen. Damit liefen zumindest am ersten Tag die Dokus besser als die Serien auf diesem Sendeplatz. Eine Rückkehr rückt damit in weite Ferne. Allerdings leiden Reality-Dokus oft schneller als Serien an einer Abnutzung. Vielleicht hat sich in ein paar Wochen das Blatt wieder gedreht.

Alexander: Ich habe gelesen dass die Einschaltquoten von «Hör mal wer da hämmert» auf RTLII sehr schlecht waren. Sind die Einschaltquoten auf Super RTL auch so schlecht?
Christian Richter:
Ja, sind sie. An den vier Samstagen zwischen dem 06. Dezember 2008 und 03. Januar 2009 strahlte SuperRTL jeweils ab ca. 22.30 Uhr insgesamt acht Folgen der Sitcom aus. Zwar erreichten einige Folgen in der Zielgruppe 3,0 Prozent Marktanteil, doch die meisten Ausgaben erzielten lediglich Werte unter zwei Prozent. Insgesamt kommen die acht Folgen auf einen durchschnittlichen Marktanteil von 1,4 Prozent insgesamt und 2,1 Prozent in der Zielgruppe. Damit liegt die Serie unter dem aktuellen SuperRTL-Schnitt, der bei 2,7 Prozent in der Zielgruppe liegt. Als Erfolg kann die Ausstrahlung der Serie daher nicht gewertet werden.

Ruth: Ich habe am 25.12.2008 die Wiederholung von «Titanic» auf ProSieben gesehen. Ich weiß nicht wie es am Weihnachtsabend war, aber wieso wurde eine geschnittene Fassung gezeigt? Ich habe gemerkt, dass viele Szenen einfach geschnitten waren, die allerdings nichts mit FSK oder etwas in der Art zu tun hatten.
Christian Richter:
Das hast Du richtig bemerkt. ProSieben zeigte eine stark gekürzte Version. Insgesamt fehlen 33 Szenen, die eine Gesamtlänge von 9:30 Minuten haben. Größtenteils wurden herunterfallende Menschen und herumliegende Leichen entfernt. Aber es gibt auch zahlreiche andere Einstellungen, die nicht wegen der Brutalität entfernt wurden konnten. Deren Atmosphäre war offensichtlich zu unheimlich. Bei der Abendausstrahlung am 24. Dezember wurde übrigens die ungeschnittene Version gezeigt.

Robert: Am Silvestertag wollte ich mir am Nachmittag gemütlich «Robin Hood - König der Diebe» mit Kevin Costner im ORF1 ansehen, einer meiner Lieblingsfilme aus meiner Jugend. Ich war anfangs irgendwie stutzig. Der ganze Film wurde mit völlig anderen Synchronsprechern völlig lustlos und meines Erachtens unprofessionell neu synchronisiert. Warum dieser Affront?
Christian Richter:
Nun, Robert, diese neue Synchronisierung entstand im Zuge der DVD-Veröffentlichung im Jahr 2004. Damals wurde die ursprüngliche Kinofassung um viele zusätzliche Szenen ergänzt. Da die originalen Synchronsprecher aber teilweise verstorben oder nicht mehr engagierbar waren, musste der gesamte Film neu vertont werden. Die Leitung übernahm dabei Lutz Riedel, der unter anderem auch die deutsche Stimme von Alan Rickman ist. Es gibt übrigens weitere Fans, die von der neuen Tonspur enttäuscht sind. Vor allem die fehlende Dynamik einiger Sprecher, die wohl mittlerweile auf das hohe Alter zurückzuführen ist, wird dabei am meisten kritisiert.

Danilo: Ich würde mal wissen wollen, wie eigentlich «Switch – Reloaded» zu Silvester (ab 00:00) ankam.
Christian Richter:
Insgesamt strahlte ProSieben in der Neujahrsnacht fünf Folgen der Comedyshow aus. Die gesamtreichweiten lagen bis kurz vor 2.00 Uhr zwischen 0,50 und 0,80 Millionen Zuschauern. Dabei liefen die ersten beiden Ausgaben am schlechtesten. Die Marktanteile steigerten sich bis 2.00 Uhr von 2,5 auf 6,2 Prozent. In der Zielgruppe sahen die Werte etwas besser aus. Die Reichweiten schwankten zwischen 0,32 und 0,56 Millionen jungen Menschen und die Marktanteile erreichten bei der fünften Ausgabe mit 9,1 Prozent ihren Höchstwert. Sämtlich Ausgaben lagen deutlich unter dem Senderschnitt.

Niko: Wissen Sie vielleicht, wann der Thriller «Red Eye» im Fernsehen läuft?
Christian Richter:
Sie haben Glück, Niko. Der Film von Wes Craven mit Rachel McAdams und Cillian Murphy läuft am Samstag, den 17. Januar 2009, um 22.10 unter dem Titel «Red Eye - Nachtflug in den Tod» im Ersten. Am gleichen Abend ist er übrigens bereits um 21.45 Uhr im ORF1 zu sehen.

Patrick: Wie steht es mit den folgenden Staffeln von «Doctor Who» im deutschen Fernsehen? Wird Pro Sieben die dritte Staffel senden?
Christian Richter:
Der ehemalige ProSieben-Programmplaner Jürgen Hörner sagte im Quotenmeter.de-Interview, dass das Format beim deutschen Publikum einfach nicht gut ankäme und man deshalb keine weiteren Staffeln kaufen könne. Eine Fortsetzung bei ProSieben kann damit wohl ausgeschlossen werden.

Andelko: Ich wollte mal fragen wie Jesse L. Martin bei «Law & Order» ausgestiegen ist. Serientod oder Versetzung?
Christian Richter in Ergänzung zur vergangenen Woche:
In der Folge „Burn Card“ wird Detective Cyrus Lupo einen toten, berüchtigten Hustler finden und erdecken, dass sein Partner Ed Green (Jesse L. Martin) der Schütze ist. Nachdem die Abteilung für „Innere Angelegenheiten“ den Fall übernimmt, wird Green erneut mit seiner Spielsucht konfrontiert, die bereits in seiner ersten Folge thematisiert wurde. Die Fans von Ed Green werden somit in der vierzehnten Folge der 18. Staffel einen spektakulären Ausstieg ihres Lieblings erhalten, der nicht auf dem Serientod basiert.

Senden Sie uns weiterhin Ihre Fragen zum Fernsehen ein: Unter "Home" gelangen Sie um Unterpunkt "Experten-Fragen einsenden" - dort können Sie unser Formular mit Ihren Fragen ausfüllen. Natürlich können Sie auch weiterhin direkt an experten'ÄT'quotenmeter.de mailen. Aufgrund der vielen Einsendungen können jedoch nicht alle Fragen beantwortet werden.

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