Die Kritiker

«Da wo wir zu Hause sind»

von

Story


Zwei Dinge schätzt Hansi Sandgruber am meisten: seine Familie und die geliebte Heimat. Doch dieses Idyll scheint nun endgültig zu zerbrechen. Seine Schwester Kathl trifft ihre Jugendliebe Rolf wieder und kehrt ihm zuliebe Schönbichl den Rücken. Gleichzeitig erhält Christl ein verlockendes Jobangebot: Redakteur Harald bietet ihr den Posten der Chefreporterin eines Münchener Fernsehsenders an. Schweren Herzens lässt Hansi Christl gehen, deren beruflicher Entfaltung er keine Steine in den Weg legen will.

Für Hansis Mutter Irmi bricht jedoch eine Welt zusammen, denn sie befürchtet, dass sie demnächst auf dem Tiroler „Branderhof“ ganz alleine ist. Hansi ahnt noch nicht, dass seine Erzfeindin, die durchtriebene Architektin Viktoria Perterer, wieder ihre Finger im Spiel hat. Über gute Beziehungen hat sie Christl den Job in München zugeschanzt und so zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: Die lästige Konkurrentin ist weg - und außerdem kann die fähige Reporterin nicht mehr Viktorias finstere Machenschaften aufdecken.

Zusammen mit dem skrupellosen Investor Stocker hat Viktoria die Molkerei aufgekauft und diktiert nun gnadenlos die Milchpreise. Der kleine Bergbauer Sailer steht deswegen vor dem Aus. Er muss Haus und Hof für einen Schleuderpreis an Viktoria verkaufen. Den anderen kleinen Milchbauern geht es nicht besser. Als Hansi endlich herausfindet, wer da im Hintergrund wieder die Fäden zieht, ist es beinahe zu spät.

Darsteller


Hansi Hinterseer («Da wo es noch Treue gibt») ist Hansi Sandgruber
Simone Heher («Sturm der Liebe») ist Christl Huber
Anja Kruse («Metamorphosis») ist Viktoria Perterer
Evamaria Salcher («Da wo die Berge sind») ist Kathl Sandgruber
Laura Ferrari («Da wo die Liebe wohnt») ist Sonja Sandgruber
Günter Waidacher («Scharf aufs Leben») ist Franz Sandgruber
Ingrid Burkhard («Der Arzt vom Wöhrtersee») ist Irmi Sandgruber

Kritik


Die Filme über das Landleben der Öffentlich-Rechtlichen sind mittlerweile wohl schon eine Klasse für sich. Handlungstechnisch sieht es in «Da wo wir zu Hause sind» durchwegs sehr mager aus und wirklich jede Szene trieft vor Banalität. Die geballte Ideenlosigkeit, die man im Plot um die Machenschaften des Molkereibetriebs der hinterlistigen Viktoria vorfindet, ist unglaublich. Eineinhalb Stunden lang plätschert der Haupthandlungsstrang ohne nennenswerte Wendungen vor sich hin und wird nur von trivialen Szenen um Kathls und Christls Wegzug vom Hof und ihr neues Leben in der Stadt unterbrochen.

Allein schon, dass man allen Protagonisten Namen wie Hansi, Christl, Franz und Kathl gegeben hat, zeigt schon, dass man hier mit allen Stereotypen des Landlebens konfrontiert werden wird und von Charaktertiefe weit und breit nicht die Spur ist. Hansi tritt als der gute Pater Familias der Hofdynastie auf, während Viktoria die böse Kapitalistin ist. Viel mehr gibt es zu den Figuren nicht zu sagen.

Geradezu erschreckend ist auch, wie hier mit dem Thema Kapitalismuskritik umgegangen wird. Viktoria, die böse Unternehmerin, führt ihren Molkereibetrieb nämlich wirtschaftlich, was den meisten Bauern der Gegend so gar nicht passt, da sie nun ihre Existenz als gefährdet ansehen. Doch man setzt sich mit dem Thema Wirtschaft in keiner Weise ernsthaft auseinander, sondern stellt den Zuschauer einfach vor die vollendete Tatsache, dass Laissez-Faire-Kapitalismus das Schrecklichste auf der Welt ist, während Hansi Sandgruber und seine allesamt maßlos dümmlichen Kollegen ja als die Personifizierung des Tugendhaften und Sittlichen dargestellt werden. So findet eine wirkliche Diskussion dieses ernsthaften Themas nicht statt. Wenn man also schon einen eindimensionalen, trivialen Film über Milchbauern machen will, was an sich schon schlimm genug ist, sollte man doch bitte die laienhafte Thematisierung solch ernster wirtschaftsphilosophischer Thesen unterlassen.

Schauspielerisch kann der Film ebenso wenig überzeugen wie dramaturgisch. Hansi Hinterseer wirkt zwar in seiner Rolle authentisch, doch das allein dadurch, dass er von der Schauspielerei keinen blassen Schimmer hat und so diese ganz und gar eindimensionale und vollkommen banale Figur recht gut spielen kann. Doch es versteht sich von selbst, dass man ihn in keiner anderen Rolle auch nur ansatzweise ernst nehmen könnte.

Alles in allem betrachtet man «Da wo wir zu Hause sind» wohl am besten als Beispiel, wie man Filme besser nicht macht. Da waren «Die Christl von der Post» und «Schwarzwaldmädel» noch tiefsinniger und dramaturgisch interessanter.

Die ARD strahlt «Da wo wir zu Hause sind» am Samstag, 17. Januar 2009, um 20.15 Uhr aus.

Kurz-URL: qmde.de/32575
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