Dem Aufgebot an Informationen rund um die Amtseinführung Barack Obamas konnte in der vergangenen Woche wohl niemand entgehen – wir ziehen ein Fazit.
In den letzten Tagen und Wochen gab es kaum ein Thema, das sich hartnäckiger und ausführlicher in den Medien präsentierte als die Wahl und Vereidigung von Barack Obama zum 44. Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika. Ein regelrechter Kult um den ehemaligen Senator von Illinois weckte nicht nur in den USA das Interesse eines Millionenpublikums, das kaum besser informiert sein konnte: Ein unvergleichliches Medienaufgebot im Internet und Fernsehen begleitete und kommentierte über Stunden die Amtseinführung Obamas.
In Deutschland schalteten am frühen Abend über 10 Millionen Zuschauer ein und bescherten vor allem den öffentlich-rechtlichen Sendern gute Einschaltquoten und hohe Marktanteile in der jungen Zielgruppe. Sogar RTL kommentierte die Veranstaltung mit einer halbstündigen Sondersendung, die allerdings auf wenig Interesse beim Publikum stieß. Stattdessen konnten die reinen Nachrichtensender n-tv, N24 und phoenix das junge Publikum für sich gewinnen und gute Marktanteile erzielen. Privilegiert waren die deutschen Fernsehzuschauer bei N24, wo man das im Vorfeld der Vereidigung stattfindende Konzert in voller Länge übertrug – in den USA kamen nur Abonnenten des Bezahlsenders HBO in den Genuss musikalischer Prominenz.
Doch Barack Obamas Amtseinführung fand mehr im Internet als im Fernsehen statt: Schon der Wahlkampf war ein multimedial inszeniertes Schauspiel, das sich weniger auf passive Werbung beschränkte als vielmehr in sozialen Netzwerken, Blogs und auf Videoseiten Amerikaner zur Unterstützung aufforderte. Zwar wurden den Vereidigungsfeierlichkeiten bei den großen Networks ABC, CBS und NBC teilweise mehrstündige Sondersendungen eingeräumt, aber die Quotengewinner des historischen Abends waren die altgedienten Unterhaltungssendungen.
So zeigte sich man sich bei CNN innovativ, um auch die junge Wählerschicht zu erreichen: Der Nachrichtensender kooperierte mit dem sozialen Netzwerk Facebook und stellte Informationen, Bilder und einen Livestream zur Verfügung. Der Erfolg gibt dem Konzept Recht: Zeitweise kommentierten 3000 Menschen pro Minute die Ereignisse in einem eigens eingerichteten Forum. Ein beispielloses Unternehmen für die Vereidigung des ersten afroamerikanischen Präsidenten – unserer Person der Woche.