In diesem Jahr ist beim «Eurovision Song Contest» alles irgendwie anders – gerade aus deutscher Sicht. Nach dem enttäuschenden letzten Platz der No Angels im vergangenen Jahr wurde diesmal sogar auf eine Vorentscheidung im Fernsehen verzichtet.
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Ungewiss ist derzeit aber auch noch ein ganz anderes Thema. Weil sich die westeuropäischen Länder in den vergangenen Jahren aufgrund der zunehmenden Stärke Osteuropas beim Song Contest immer ungerechter behandelt fühlten, wurde schon viel getan – etwa die Einführung von zwei Halbfinal-Shows. Geholfen hat das allerdings nur wenig, wie der russische Sieg aus dem Vorjahr zeigte. Um etwas mehr Objektivität in die Auftritte der Künstler zu bringen, sollen es nun also Juroren richten, die zur Hälfte über die Punkte aus den jeweiligen Ländern entscheiden dürfen – erstmals seit 1996.
Seit der vergangenen Woche steht nun fest, wer die deutschen Punkte mitvergibt: Die Jury wird sich aus H. P. Baxxter („Scooter“), Schauspielerin Jeanette Biedermann, Guildo Horn, Ex-«DSDS»-Jurorin Sylvia Kollek und Tobias Künzel („Die Prinzen“) zusammensetzen. Nun könnte es allerdings ein Problem geben, denn im Regelwerk, das allerdings durchaus noch verändert werden kann, heißt es derzeit noch, dass die Namen der Juroren erst nach dem Finale bekannt gegeben werden sollen, um Korruption und Bestechung zu verhindern.
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Beobachter zeigten sich vom Vorgehen des NDR überrascht, wenngleich wohl davon ausgegangen werden kann, dass Deutschland nicht für das Vorgehen bestraft wird. Neben Großbritannien, Frankreich und Spanien gehört nämlich auch Deutschland zu den großen Geldgebern des jährlichen Musikspektakels – darauf würde man wohl ungern verzichten wollen. Beim NDR gibt man sich ohnehin gelassen. Der entsprechende Abschnitt im Regelwerk beziehe sich auf die so genannten Backup-Jurys, deren Urteil im Falle einer Störung beim Televoting in die Wertung einfließt, teilte der Sender auf Anfrage von Quotenmeter.de mit.
„Die Bedingungen für die nationalen Jurys - die nicht identisch sind mit den Backup-Jurys - liegen den Teilnehmerländern inzwischen vor, sind aber im Regelwerk der EBU ebenfalls noch nicht vollständig aktualisiert“, so NDR-Sprecherin Iris Bents gegenüber dem Online-Fernsehmagazin Quotenmeter.de. „Diese Bedingungen sehen für die nationalen Jurys fünf Personen vor und untersagen nicht die Veröffentlichung der Namen. Eine finale Einpflegung aller Details in das Regelwerk durch die EBU erwarten wir für Mitte März.“
Journalist Jan Feddersen hat eine klare Meinung zu den Regeln und hält die Bekanntgabe der Jury-Namen für richtig: „Ob fünf oder acht Juroren - ob sie für die Backup-Jury oder die 50-Prozent-Jury tätig sind: Es ist besser, man kennt diese Personen. So vermeidet man tatsächlich Mauscheleien“, sagte er gegenüber Quotenmeter.de. In seinem Grand Prix-Blog führte er in dieser Woche den Gedanken aus: „Ich möchte wissen, wer an der Abstimmung beteiligt ist. Denn diese fünf Votanten haben die gleiche Stimmmacht wie die Millionen Anrufe zählende Community der Televoter. Es wäre mir nicht recht, wäre diese Jury einerseits mächtig, andererseits so unsichtbar wie die Männer eines Ku-Klux-Klans.“