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Die von ihm gesungenen Raabigramme, der „Raab der Woche“ sowie die Rubrik „Raab in Gefahr“, in welcher der Moderator Extremsituationen oder unbekannte Berufe bzw. Sportarten austestete, wurden zum Kult. Überall stand Raab drauf, überall war Raab drin: Der gelernte Metzgerssohn und die gelungene Inszenierung seiner selbst verhalfen ihm zum Ruhm besonders beim sehr jungen Publikum – den Menschen, die heute den Großteil der Zuschauer ausmachen. Ein Wunder eigentlich, dass der Titel der Show nie mit seinem eigenen Namen versehen wurde – ums Fernsehgeschehen wie in der Anfangszeit geht es wissentlich seit vielen Jahren nur noch am Rande, zum Leidwesen vieler ehemaliger Fans.
Im Februar 2001 wurde «TV total» aufgrund des anhaltend großen Erfolgs zur täglichen Show, die Sendung damit zu einem der wichtigsten Stützpfeiler der Produktionsfirma Brainpool. Von nun an sendete Raab also nicht mehr nur montags, sondern montags bis donnerstags, später wurde der Beginn von 22.15 Uhr auf 23.15 Uhr verlegt. Die Quoten gingen nach und nach zurück, auch weil das Format sich weiter änderte. Mit dem „Showpraktikanten“ Elton brachte Raab 2001 eine Art Sidekick in die Show, mehr Gäste wurden in die Sendung eingeladen und Fernsehgrößen gaben sich die Klinke in die Hand; im anfänglich revolutionären Format kam nach und nach Routine herein.
Die Selbstinszenierung der Fernsehfigur Raab fand ihren ersten Höhepunkt im März 2001 beim Boxkampf gegen Regina Halmich, der gleichzeitig auch Initialzündung für weitere Sportevents wie der 2003 gestarteten «WOK-WM» oder dem Turmspringen war. Mit diesen spektakulären Primetime-Shows konnte und kann Raab oftmals hervorragende Quoten holen. Der neueste Coup, das 2006 gestartete «Schlag den Raab», begeistert regelmäßig Millionen und ist eine der ganz wenigen innovativen Sendungen der jüngeren TV-Geschichte.
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Dieser Weg ist ein schmaler Grat: Während er und seine Show immer klassischer und leider routinierter werden, darf man nicht das hauptsächlich sehr junge Publikum der 14- bis 29-jährigen Zuschauer vertreiben. Dass momentan nicht alles so läuft, wie es soll, zeigt der Blick auf die Quote: Gerade zum zehnten Geburtstag läuft «TV total» schlecht, hat oft nur einstellige Marktanteile. Dennoch ist ProSieben laut eigener Aussage mit den Zahlen zufrieden und will den Ende 2009 auslaufenden Vertrag mit Raab verlängern.
Eines ist sicher: Bei all der Kritik um die moderate Qualität seiner Show ist Raab selber der Innovator der TV-Branche. Er kann verwirklichen, was er verwirklichen will, er ist sich für „nichts zu schade“, wie der ehemalige Endemol-Geschäftsführer Borris Brandt kürzlich schrieb. Damit heben sich Raab und sein Team weiterhin erfrischend von der sich gerne selbst feiernden, aber oft einfallslosen Fernsehbranche ab, die ihn und sein «TV total» gerne müde belächelt, gedanklich aber sicherlich über den großen Erfolg all seiner Projekte neidisch ist. Schon deshalb: Herzlichen Glückwunsch zu zehn Jahren «TV total» – und auf noch mehr Erfindergeist, besonders innerhalb der täglichen Show, in der Zukunft!