Story:
Die Sympathie der bayerischen Regierung Anfang der 1920er Jahre mit nationalsozialistischen Ideen kam Adolf Hitler gerade recht: Von Bayern aus wollte er einen Putsch gegen die demokratische Regierung in Berlin beginnen – gemeinsam mit dem Generalstaatskommissar Gustav Ritter von Kahr, Landeskommandant Otto von Lossow sowie dem Chef der bayerischen Landespolizei Hans Ritter von Seißler wollte er die Mannschaft bilden, welche die deutsche Republik zu einer Diktatur umstürzt. Hitlers Plan ging nicht auf: Die Helfer knickten ein und versagten ihm spontan ihre Unterstützung.
Das drohende Scheitern des Putsches versuchten Hitler und Ludendorff, der ebenfalls an dem Aufstand teilnahm, durch einen Marsch zur Münchener Feldherrenhalle zu verhindern, doch die Nationalsozialisten wurden von der Polizei gestoppt – der Putsch war gescheitert, Hitler wurde verhaftet und wegen Hochverrats angeklagt. Der eloquente und redegewandte Hitler schaffte es aber, während des Prozesses die Richter von seinen Ansichten und Intentionen zu überzeugen.
Da die Münchener Justiz zu dieser Zeit ohnehin schon rechtextrem gesinnt war, verurteilte sie Hitler äußerst milde: Statt einer Todesstrafe oder einer langen Haftstrafe und einer Ausweisung aus Deutschland, wie es die Gesetzeslage vorgesehen hätte, bekam Hitler nur fünf Jahre Haft ohne Ausweisung, von der er schließlich nur neun Monate absitzen musste. Letztendlich konnte Hitler durch den Putsch sogar profitieren, weil er durch den Prozess innerhalb der NSDAP an Ansehen gewann und auch über Bayern hinaus schließlich bekannt wurde.
Darsteller:
Johannes Zirner («Tarragona») ist Adolf Hitler
Johannes Silberschneider («Perl oder Pica») ist Otto Ritter von Lossow
Franjo Marincic («Siska») ist Hans Ritter von Seißer
Andreas Nickl («Gipfelsturm») ist Reporter Sandner
George Meyer-Goll («Zur Sache, Lena!») ist Landgerichtsdirektor Georg Neidhardt
Dieter Fischer («Der Kaiser von Schexing») ist Verteidiger Lorenz Roder
Alexander Held («Die Anwälte») ist Gustav Ritter von Kahr
Peter Fricke («Didi – Der Experte») ist Erich Ludendorff
Kritik:
Dieses historisch wichtige Ereignis mit einer der folgenschwersten Fehlentscheidungen der Weltgeschichte überzeugt besonders hinsichtlich der schauspielerischen Leistungen von Johannes Zirner und Peter Fricke in den Rollen als Adolf Hitler und Erich Ludendorff. Unter der Regie von Bernd Fischerauer erhalten die Zuschauer einen interessanten Einblick in die wahren Szenen, wie sie sich innerhalb der Gerichtssäle Bayerns beim Putsch-Prozess abgespielt haben.
Fischerauer setzte besonders in den Gerichtsszenen, die einen Großteil des Films ausmachen, auf nahe Kameraeinstellungen oder die Großaufnahme, was ein wenig Intensität ins Spiel bringt. Ansonsten orientiert sich diese Produktion als „Dokumentarspiel“ allein an den wahren Ereignissen, sodass fehlende fiktive Plots oder mögliche Einblicke in das Seelenleben der Protagonisten dazu führen, dass nur sehr wenig Spannung aufkommen will. Allein in den ersten 20 Minuten des einstündigen Films gibt es ein wenig Abwechslung, danach spielt sich die Handlung hauptsächlich im Gerichtssaal ab.
Letztendlich muss sich der Zuschauer hier auf eine sehr zähe, inszenierungsarme Sendung einlassen, wie es bei Dokumentarfilmen üblich ist. Ebenfalls gibt es keine Unterlegung von Musik. Damit hat dieses Programm zwar eine sicherlich wichtige aufklärerische Wirkung für das allgemeine Fernsehpublikum, da der Film detailgetreu und historisch korrekt mit den wirklichen Ereignissen umgeht, doch Dramaturgie oder Spannungsbögen darf man hier nicht erwarten. Als Dokumentarfilm funktioniert diese Arbeit also gut, doch wer neben der Information noch Unterhaltung sucht, der wird enttäuscht. Daher ist es schwierig, «Hitler vor Gericht» mit einer Prozentzahl zu beurteilen – die Bedeutung der Wertung sollte daher diesmal kein großer Maßstab sein.
BR alpha zeigt den Fernsehfilm «Hitler vor Gericht» am Freitag, dem 27. März 2009, um 20.15 Uhr als Premiere. Am Samstag, dem 4. April 2009, ist die Dokumentation auch im Bayerischen Fernsehen zu sehen.