Schlüter sieht's

«Schlüter sieht's»: Mittelgroßer Bruder

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Endlich holt «Big Brother» gute Quoten. Was muss RTL II aus der Entwicklung der Staffel lernen?

Am Donnerstag erreichte die neue Tageszusammenfassung von «Big Brother» ziemlich gute 9,1 Prozent Marktanteil in der Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen. Damit holte man den besten Wert seit Beginn der neunten Staffel. Und auch insgesamt befindet sich die Sendung seit Wochen wieder deutlich im Aufschwung: Vorbei sind die Zeiten, als die Reality-Show Marktanteile nur mehr als sieben Prozent bei den Werberelevanten holte. Damit hat RTL II doch noch einmal das Ruder herumreißen können, denn lange Zeit sah es so aus, als würde die Show ein Totalflop werden. Was muss der Sender daher aus der Geschichte um «Big Brother 9» lernen?

Zum Einen ist schon allein der Sendestart diskussionswürdig. Die neunte Staffel startete diesmal im Dezember 2008, vorher begann man das Container-Spektakel immer am Anfang des neuen Jahres. Zu dieser Zeit sind die Menschen normalerweise mehr bereit, sich auf Neues und auf leichte Fernsehkost einzulassen. Nicht umsonst wird «Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!» im Januar gesendet – diese Show würde in der Weihnachtszeit nicht funktionieren, und genauso sieht es bei «Big Brother» aus.

Über eine langweilige Hauseinrichtung sowie schlecht ausgesuchte Kandidaten kann natürlich diskutiert werden. Sicherlich spielen solche Dinge auch eine Rolle bei schlechten Quoten, doch diesmal lief «Big Brother» von Anfang an schlecht, was nur einen Schluss zulässt: Die Zuschauer haben das Format in jetziger Weise möglicherweise satt. Nach nur wenigen Monaten schon wieder eine neue Staffel eines Formats zu starten, das ohnehin ein halbes Jahr dauert, ist programmtechnischer Wahnsinn. Selbst der Laie würde erkennen, dass sich eine Show auf diese Weise nach bestimmter Zeit irgendwann abnutzt. Wenn RTL II dann noch den Fehler macht und Innovationen vermissen lässt und stattdessen auf das mittlerweile altbackene Konzept „Himmel oder Hölle“ setzt, dann muss sich niemand wundern, wenn der Zuschauer das Interesse verliert.

Letztendlich braucht «Big Brother» Innovationen. Zwar konnten die Quoten diesmal durch den großen „Reload“ und diverse ehemalige «Big Brother»-Stars sowie Prominente noch einmal gesteigert werden, doch mit einer neuen Staffel müssen neue Elemente her. Erinnern wir uns: Schon bei der achten Staffel startete «Big Brother» nicht besonders gut, bei Staffel neun war es noch schlechter. Eine längere Pause dürfte dem großen Bruder auch gut tun.

Doch mangels erfolgreicher Alternative wird RTL II nach den aktuellen Quoten sicher noch recht bald auf die zehnte Season setzen. Aber Achtung: Geht der Sender langfristig weiterhin so sorglos mit der Marke «Big Brother» um, wird dieses Programm auch nicht mehr lange der Erfolgsgarant am Vorabend sein – die schlechten Quoten in den letzten Monaten dürften dafür Beweis genug gewesen sein.

Jan Schlüters Branchenkommentar beleuchtet das TV-Business von einer etwas anderen Seite und gibt ein paar neue Denkanstöße, um die Fernsehwelt ein wenig klarer zu sehen. Eine neue Ausgabe gibt es jeden Freitag nur auf Quotenmeter.de.

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