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Alltag nach Drehbuch: Neue Wege am Nachmittag

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Alltagsgeschichten sind vor allem bei Deutschlands Privatsendern gefragt – vor allem ProSieben und RTL füllen damit täglich mehrere Stunden ihrer Programme. Doch zwangsläufig echt müssen die Storys offenbar nicht sein.

Filmpool ist Spezialist auf diesem Gebiet und zeigt sich unter anderem für die Sat.1-Show «Richterin Barbara Salesch» verantwortlich (‚Die Realität ist viel schlimmer’: Wie Barbara Salesch zu ihren Fällen kommt). Laut Petersen habe man sich in bislang sechs Folgen von «Mitten im Leben!» zu solchen geschriebenen Folgen entschieden, um die Personen zu schüten. „Sonst könnten diese Fälle nicht erzählt werden“, so die RTL-Sprecherin. „Das heißt, es werden dann gescriptete Folgen umgesetzt, wenn diese auf Fällen basieren, die aufgrund der besonderen Thematik real schwierig umsetzbar sind und deren fiktionale Umsetzung die betroffenen Personen schützt.“

Und dann wären da natürlich auch noch die Quoten: Als RTL vor einigen Wochen die fünfteilige Reihe „Familien vor dem Aus“ zeigte, stiegen die Zuschauerzahlen plötzlich in ungeahnte Höhen. „Diese neue Form der Herangehensweise wird vom Zuschauer honoriert“, sagt Petersen. Im Klartext heißt das: Bis zu 20,7 Prozent Marktanteil in der Zielgruppe – selbst Quoten-Platzhirsch «Richter Alexander Hold» konnte geschlagen werden. Ein Erfolg, den auch die Konkurrenz anerkennen muss: „Man muss den Kollegen zu aller erst bei diesem einwöchigen Testlauf ein Kompliment machen“, so Ulrich Brock, Geschäftsführer der Produktionsfirma Constantin Entertainment, die für die Hold-Show verantwortlich ist.

„Ihre konsequente Fiktionalisierung von angeblich realen Geschichten, dargestellt von Laiendarstellern und ausgestrahlt unter dem Deckmantel einer täglichen Dokumentation, hat viele Zuschauer gefunden.“ Ob hierdurch die Glaubwürdigkeit ‚echter’ täglicher Dokumentationen leide und ob die Zuschauer bei einer längerfristigen Ausstrahlung mit dem Wissen um diese inszenierten Geschichten diesem Konzept folgen, müsse die Zukunft jedoch erst noch zeigen. Sorgen um seine Gerichtsshow macht sich Brock allerdings nicht, schließlich läuft auch weiterhin richtig gut – erst kürzlich kratzte Richter Hold sogar an der Marke von 30 Prozent Marktanteil.



Ganz so weit nach oben hat es «Mitten im Leben!» noch nicht geschafft, denn nach wie vor liegt die Dokusoap meist klar unter dem Senderschnitt. Mögliche Konsequenz: Gestellte Dokus als Retter für Zukunft? „Die Sendung «Mitten im Leben!» wird als Real-Dokusoap beibehalten werden“, sagt RTL-Sprecherin Finja Petersen gegenüber Quotenmeter.de, kündigt zugleich aber weitere Schauspieler-Folgen an. „Wir testen derzeit im Rahmen der Sendung erstmal diese neue gescriptete Form der Dokusoap und sehen dann weiter.“ Mit den Gerichtsshows, die als reine Studioproduktionen angelegt seien, ließe sich das Format jedoch nicht vergleichen.

Wahrscheinlich hat sie Recht: Das Genre dürfte sich damit in eine komplett neue Richtung bewegen. Ob das unbedingt zu begrüßen ist, kann jedoch bezweifelt werden.

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