Pro von Christian Richter:

Gerade die öffentlichen Angiftungen nach dem Bekannt werden des Wechsels zeigen, dass es sich bei der Partnerschaft zwischen Pocher und dem Ersten mehr um ein Zweckbündnis handelte, als um echte Liebe. Die Rückkehr zu einem privaten Sender ist damit der richtige Schritt für Pocher. Dort wird er nicht nur die Möglichkeit haben, seine Show wieder allein zu produzieren, sondern auch wesentlich freier agieren können. Außerdem wurde ihm seitens des Senders ein fester Sendeplatz zugesichert, sodass er zukünftig wieder mit konstanter Regelmäßigkeit auf dem Schirm erscheinen kann.
Am Ende hat sich Pocher auch für den richtigen Sender entschieden, denn auch wenn ein Wechsel zu RTL zunächst lukrativer klingt, wäre er dort einem viel höheren Quotendruck ausgesetzt worden. Marktanteile unter 16 Prozent hätte er sich dort sicher nicht erlauben dürfen. Dies wäre ein schweres Unterfangen geworden, da er kein breiter Publikumsliebling ist und noch immer stark polarisiert. Bei Sat.1 sieht die Welt viel entspannter aus. Dort gilt bereits ein zweistelliges Ergebnis als Erfolg. Bei RTL wäre es zudem sicherlich nicht möglich gewesen eine regelmäßige Late-Night-Show zu einer akzeptablen Sendezeit umzusetzen. Zu erfolgreich ist der Sender mit seiner derzeitigen Primetime. Die Quotenhits wie «Monk» und «Bones» hätte der Sender sicher nicht aus dem Programm genommen.

Der Wechsel von Oliver Pocher ist daher für alle Beteiligten nur als Gewinn zu sehen, denn letztendlich hätte sich auch Das Erste keinen Gefallen getan, den provokanten Moderator mit aller Macht in ihrem Programm zu halten.
Contra von Manuel Weis:
Im Nachhinein wissen es alle immer besser: Auf den ersten Blick mag die Entscheidung von Oliver Pocher, die ARD in wenigen Wochen zu verlassen, die einzig richtige zu sein. Bei genauerer Betrachtung, darf man sich allerdings die Frage stellen, ob der Comedian damit wirklich glücklich wird. Zweifelsohne: Bei Sat.1 mag er mehr Freiheiten haben, weil es im Privatfernsehen lockerer und vor allem weniger bürokratisch zu geht, aber diese Freiheit ist so manchem schon zum Verhängnis geworden. Ähnlich frei kann man dort nämlich auch über die Absetzung eines nicht ganz so erfolgreichen Formats entscheiden.

Zudem ist es ohnehin fraglich, ob er die Erwartungen, die Publikum und Senderchefs an ihn stellen, erfüllen kann. Eine eigene Late Night Show ist nicht allzu einfach zu stemmen. Die Ankündigung, sich nun ein eigenes Team zusammenzustellen, das voll auf ihn eingestellt ist, klingt zwar schön, aber kann auch ordentlich in die Hose gehen. Bestes Beispiel für eine schlechte Redaktion war die vor kurzem beendete Late Night von Niels Ruf, die übrigens auch einmal wöchentlich bei Sat.1 zu sehen war.
Natürlich sagt Guido Bolten jetzt, dass man auch über einen Misserfolg der Late Night Show gesprochen habe und dann ein anderes Format für Pocher finden würde – das stimmt sicherlich sogar. Fakt ist aber, dass Pocher in der ARD – sei es durch Auftritte in der «Sportschau» oder bei der Moderation von Preisverleihungen – ein ganz heißes Eisen im Feuer hatte. Eine ordentliche Menge Wasser hat er darauf nun geschüttet mit seinem Wechsel zum Bällchensender.