Die Kritiker

«Der Wolf: Tote Hunde beißen nicht»

von
Story:
Nach einem brutalen Polizeieinsatz stirbt der 18-jährige Migrant Mikael Adu. Der rechtsgerichtete Politiker Einar Bergene nimmt die Polizisten in Schutz und spricht öffentlich von „einem Sieg für die Rechtssicherheit des Landes", worauf es auf den Straßen zu heftigen Krawallen kommt. Auch Varg Veum ist verärgert über Bergenes unverhohlene Fremdenfeindlichkeit, zudem kannte er den Jungen noch aus seiner Zeit als Sozialarbeiter.

Deshalb hat er keine gesteigerte Lust, einen Auftrag von Bergenes prominenter Parteigenossin Marit Haug anzunehmen, die voraussichtlich Ministerpräsidentin werden wird. Doch der Detektiv ändert seine Meinung, als er Zeuge eines versuchten Attentats auf Einar Bergene wird, bei dem dessen Frau Eva stirbt. Galt der Anschlag etwa Marit Haug, die direkt neben Bergene auf dem Rednerpodest stand? Veum übernimmt nun den Auftrag Haugs, die seit geraumer Zeit von einem Unbekannten verfolgt wird.

Während er nach diesem Mr. X sucht, beginnt der Stern der Politikerin schlagartig zu sinken. Ihre Partei benutzt das Attentat, um ihren innerparteilichen Konkurrenten Einar Bergene als Heilsbringer gegen vermeintliche Überfremdung populär zu machen. Dazu passt es wunderbar, dass der mutmaßliche Attentäter ein bosnischer Migrant ist. Als sich dann noch herausstellt, dass Marit Haug eine lesbische Beziehung geheim hält, die mit der Spitzenkandidatur einer konservativen Volkspartei unvereinbar ist, wird der Fall immer verwickelter.

Darsteller


Trond Espen Seim ist Varg Veum
Bjørn Floberg ist Hamre
Charlotte Klynderud ist Marit Haug Siv
Haugen Sydness ist Einar Bergene Kyrre
Kai Remlov ist Fredriksen
Robert Skjærstad Jan Arild Sanne

Kritik:


Der neuen und vorerst auch letzten Ausgabe von «Der Wolf» ist es anders als den vergangenen gelungen, ein halbwegs interessantes und zumindest noch nicht gänzlich ausgelutschtes Thema aufzugreifen. Leider scheitert man aber durchwegs am durch und durch mangelhaften Spannungsaufbau. Der Plot wurde vollkommen unnötigerweise maßlos verkompliziert, sodass man sich sehr schwer tut, am Ende des zweiten Akts noch den Durchblick zu bewahren. Es wäre auch einfacher gegangen, denn da die Reihe ja anscheinend mehr oder weniger bewusst auf irgendeine Art von Aussage verzichtet, womit man sich als Zuschauer nach der dritten Folge wohl abgefunden hat, hätte eine simplere Handlungskonstruktion ihr ja nicht abtrünnig sein können.

Nach wie vor sind die Figuren außerordentlich platt und eindimensional, lediglich der Charakter der Marit Haug bietet zeitweise einen kleinen Lichtblick, der aber auch prompt durch den sehr, nun ja, undifferenzierten und abgedroschenen Umgang mit dem Thema Homosexualität zunichte gemacht wird. Ebenfalls problematisch ist die Auseinandersetzung (wenn man das überhaupt so nennen kann) mit dem Thema “Menschen mit Migrationshintergrund”, welches hier ebenfalls nur antelefoniert wird. Wenn man einer Krimifolge schon zwei so brisante Grundthemen verpasst, sollte man doch bitte auch den Mut haben, sich mit ihnen vernünftig auseinanderzusetzen.

Schrecklich nervend sind auch die vielen pseudo-symbolträchtigen Bilder, die man hier durchwegs zu sehen bekommt. Nach der Ermordung Eva Bergenes wird ein zum Himmel steigender Luftballon gezeigt und nachdem Varg Veum die Visitenkarte von Marit Haug unter seinem Tischbein hervorholt, die er dort aufbewahrt hatte, damit das Möbelstück gerade steht, rollt eine Metallkugel von seinem Schreibtisch auf den Boden. Geht’s noch suggestiver?

Alles in Allem muss man wohl sagen, dass «Der Wolf» eher ein Reinfall war und auch die neue Ausgabe “Tote Hunde beißen nicht” da leider keine Ausnahme bildet. Das norwegische Fernsehen hat unterdessen bereits sechs weitere Folgen angekündigt. Sie dem deutschen Publikum vorzuenthalten, wird wohl wahrlich kein großer Verlust sein.

Das Erste zeigt «Der Wolf: Tote Hunde beißen nicht» am Ostermontag, 13. April 2009, um 22.45 Uhr.

Kurz-URL: qmde.de/34260
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