Die Kritiker

«Gossip Girl»

von

Story:


Manhattans reiche Upper East Side: Tratsch und Klatsch regieren, und nur die Reichsten der Reichsten wohnen hier. Inmitten dieser High Society lebt das "Gossip Girl", im Original gesprochen von Kristen Bell, die ungezeigte Erzählerfigur der Serie. Sie postet mit Vorliebe im Internet und verschickt die neusten Gerüchte per Email und SMS an alle User. Ihr Augenmerk liegt dabei auf den Rivalinnen Serena van der Woodsen und Blair Waldorf.

In der ersten Episode taucht Serena van der Woodsen, die ein Jahr lang wie vom Erdboden verschwunden war, wieder an ihrer Privatschule auf. Das „Gossip Girl“ sorgt über ihre Internetseite dafür, dass sich dieses Ereignis wie ein Lauffeuer verbreitet. Dan Humphrey, der seit der neunten Klasse in Serena verliebt ist, freut sich über ihre Rückkehr. Serenas beste Freundin Blair kann das nicht behaupten: Sie ist eifersüchtig auf das beliebteste Mädchen der Schule.

Darsteller:


Kristen Bell («Veronica Mars») spricht im Original das anonyme Gossip Girl
Blake Lively («New York, I love You») ist Serena van der Woodsen
Leighton Meester («Entourage») ist Blair Waldorf
Penn Badgley («The Bedford Diaries») ist Dan Humphrey
Chace Crawford («Loaded») ist Nate Archibald
Taylor Momsen («Wir waren Helden») ist Jenny Humphrey
Ed Westwick («100 Feet») ist Chuck Bass
Kelly Rutherford («E-Ring») ist Lily van der Woodsen
Matthew Settle («Brothers & Sisters») ist Rufus Humphrey

Kritik:
Fans von US-Teensoaps fiebern dem Samstag schon sehnsüchtig entgegen: Dann startet «Gossip Girl», die neue Serie von Josh Schwartz, dem Schöpfer des fast schon legendären «The OC» im deutschen Fernsehen. Für ProSieben könnte das Format durchaus ein Glücksgriff sein, denn es ist anders als alle anderen. Natürlich ist der Look der in den USA beim kleinen Sender The CW laufenden Serien überaus hochwertig – allgemein ist das Aussehen des Formats ein enormer USP. Allerdings: In Deutschland ist man von Seifenopern gewohnt, dass sie farbenfrohe Bilder setzen und da vor allem kräftige Farben einsetzen. «Gossip Girl» macht das anders: Hier dominieren dunkle Farben, allen voran braun.

Das trübt das Bild etwas, macht aber wie gesagt auch einen gewissen Reiz aus. Die Gefahr ist schlichtweg, dass man nur durch das Betrachten der Bilder von Anfang an schon verliert. In diesem Punkt hat die neue Serie von Josh Schwartz keine Chance gegen das beispielsweise ebenfalls am Samstag in Deutschland startende «90210» - auch «The OC» machte rein vom Betrachten der Bilder Lust auf mehr. Die Macher haben sich allerdings bewusst für diese Tristes entschieden, als sie festlegten, dass «Gossip Girl» in Manhattan beheimatet ist.

Unterlegt sind die Bilder stets mit aktueller Chartmusik – da macht es nicht einmal etwas aus, dass die Pilotfolge in den USA vor rund eineinhalb Jahren lief, auch die deutschen Zuschauer können die Songs mitsummen: egal ob „Young Folks“, was hierzulande eher aus dem Pocher-Film «Vollidiot» bekannt ist, oder guter Hip Hop von Timbaland. In diesem Punkt haben die Macher alles richtig gemacht. Angesiedelt ist die Serie in der High Society von Manhattan – den amerikanischen Jugendlichen gefällt vor allem, dass ihre Stars stets hippe Klamotten tragen und mit moderner Elektronik ausgestattet sind.

Natürlich fehlen die Probleme nicht: Eine beinahe Vergewaltigung in der ersten Staffel oder Mobbing der Hauptfigur – all das gibt es natürlich auch in den besser betuchten Kreisen. Geschichten gibt es also zur Genüge und das, was in der Pilotepisode präsentiert wurde, macht in der Tat Lust auf mehr. Ein Manko gibt es jedoch: Der Auftakt ist vollgepackt mit Informationen über die einzelnen Figuren, die zudem wahnsinnig schnell hintereinander eingeführt werden. Wer nicht ganz genau aufpasst, hat schon einiges verpasst und muss im Nachhinein das ein oder andere Puzzleteil selbstständig einfügen. Eine etwas langsamere Gangart – bei «OC» ging das schließlich auch – wäre hier eher angebracht gewesen. Bleibt zu hoffen, dass die Macher bei den kommenden Episoden ein oder zwei Gänge zurückschalten.

Einer der Hauptrollen spielt Blake Lively, die allerdings nicht zu einhundert Prozent überzeugt. Im Vergleich zu manchen anderen wirkt sie mit unter steif und auch ein klein wenig alt für die Rolle des Teenie-Girls - auch wenn sie tatsächlich erst zum damaligen Zeitpunkt 18/19 Jahre alt war. Das macht sie auf den ersten Blick nicht zum Sympathieträger. Ganz anders Taylor Momsen, die die Figur der Jenny spielt: Sie sollte noch mehr in den Mittelpunkt rücken und durch ihre Unbekümmertheit der Serie so zu einer noch ganz anderen Note verhelfen. Übrigens: Momsen war zum Zeitpunkt der Dreharbeiten erst 14 Jahre alt.

Interessant wird «Gossip Girl» aber vor allem durch einen Punkt: Beobachtet werden die Kids von einer anonym bleibenden und per Voice Over zum Publikum sprechenden Mädchen, dem «Gossip Girl»: In Blog-Eintrags-Form teilt sie den Zuschauern (Telenovelas lassen grüßen) ihre Gedanken mit – und das nicht selten in wirklich bissiger und witziger Form. Am Ende der Pilotepisode bleibt ein guter Eindruck: Zwar wird noch nicht wirklich deutlich, auf was die Macher genau herauswollen und welche Probleme sich im Laufe der ersten Staffel ergeben, aber das ist nach 40 Minuten auch noch nicht nötig. Nachlassen sollte die Serie nicht – dann kann sie auch dem deutschen Publikum Spaß machen.

ProSieben zeigt die erste Staffel von «Gossip Girl» (18 Folgen), ab Samstag, 18.04.2009, jeweils um 16.10 Uhr.

Kurz-URL: qmde.de/34302
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