Schlüter sieht's

«Schlüter sieht's»: Germany´s next Top Actor

von
RTL will mit Til Schweiger auf den Erfolg der ProSieben-Topmodels aufspringen. Hohe Quoten garantiert?

Ab dem 08. Juni 2009 soll die neue Castingshow mit Til Schweiger auf RTL starten. Dann ist «Misson Hollywood» jeweils montags um 20.15 Uhr zu sehen, wie in diesen Tagen bekannt wurde. Die Sendung castet aber nicht, wie bisher vom Fernsehzuschauer gewohnt, neue Supersänger, Topmodels oder große Talente, sondern Schauspielerinnen. Kann RTL mit dem Format im Sommer Erfolge feiern?

Die Show wird von der Produktionsfirma Tresor TV hergestellt, die sicherlich nicht nur zufällig auch schon für das ProSieben-Flaggschiff «Germany´s next Topmodel» verantwortlich zeichnet. Das grundsätzliche Konzept von «Mission Hollywood» hört sich schlicht und einfach nach einem kompletten Abklatsch des Modelcastings an: Zwölf Kandidatinnen müssen Woche für Woche in verschiedenen Sets und Orten gängige schauspielerische Fertigkeiten wie Filmküsse oder Stunts trainieren und sich in besonderen Szenen beweisen. Dazu wird ihnen von Proficoaches geholfen. Am Ende jeder Show entscheiden Schweiger sowie zwei weitere Jurymitglieder um Verbleib oder Ausscheiden aus der Show für eines der Mädchen.

Im März und April wurde die Sendung in Berlin und Los Angeles aufgezeichnet. RTL setzt komplett auf das «Topmodel»-Konzept und hat damit auch seine erste Castingshow im Dokusoap-Format, wie es vorher hauptsächlich bei ProSieben mit Heidi Klum sowie «Popstars» zu sehen war. Gut möglich ist auch, dass am Ende eine Live-Show vor großem Publikum stattfinden wird – wenn schon abgucken, dann richtig. Ob RTL allerdings mit der Semi-Kopie nun Erfolg garantiert ist, wäre die große Frage. Denn oftmals sind auch schon zu offensichtlich kopierte Formate beim Publikum gescheitert.

Durch den geschickt gewählten Sendeplatz ist das Floprisiko für «Mission Hollywood» aber minimal, denn montags gibt es keine Show-Konkurrenz. Und von den Zuschauern, die in den Wochen zuvor Günther Jauchs «Wer wird Millionär?» eingeschaltet hatten, werden sicherlich viele bei RTL bleiben. Wichtige Grundpfeiler für den Erfolg einer Castingshow sind außerdem gesetzt: Der Titel ist prägnant und gut, der Moderator und Star Til Schweiger hat als kantiger Charakter das Potenzial, die „Heidi Klum von RTL“ zu werden und der Gewinn für die Kandidatinnen, ein nicht zu unterschätzendes Element für diese Formate, ist mit einer Rolle in einem großen neuen Hollywoodblockbuster ein starker Anreiz.

Letztlich könnte RTL mit «Mission Hollywood» ein neues Erfolgsformat ins Haus stehen, das nun Jahr für Jahr neue Staffeln feiern kann. Über Quotensieg oder –niederlage entscheidet am Ende wie immer der Zuschauer, der entweder nach der Topmodel-Suche ein weiteres solches Format sehen will oder gerade deswegen erst einmal von den Doku-Castingshows satt ist. Schließlich haben beide Formate ungefähr dieselbe Zielgruppe. Sollte sich der gewünschte Erfolg allerdings nicht direkt einstellen, hat RTL bestimmt vorgesorgt und den einen oder anderen Zickenkrieg in die Show mit eingebaut, die dann bei der RTL-Bild-Bild.de-Boulevardmagazine-Werbemaschinerie groß und breit diskutiert wird. Viel anders hat es ProSieben mit «Germany´s next Topmodel» anno 2006 auch nicht gemacht – und heute ist die Show schon in der vierten Staffel.

Jan Schlüters Branchenkommentar beleuchtet das TV-Business von einer etwas anderen Seite und gibt ein paar neue Denkanstöße, um die Fernsehwelt ein wenig klarer zu sehen. Eine neue Ausgabe gibt es jeden Freitag nur auf Quotenmeter.de.

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