Wie bitte?! (RTL, 1992-1999)
Dieses Format war die etwas humorige Verbrauchershow bei RTL. Unter der Moderation des Journalisten Geert Müller-Gerbes setzte sich das Team von «Wie bitte?!» für die Menschen ein und führte den Fernsehzuschauern die Verbraucherprobleme in meist lustigen Situationen vor. Beispielsweise wurden Sketche über den schlechten Service diverser Unternehmen gezeigt – oftmals war die Telekom Gegenstand solcher Verbraucherfälle. Und oft kamen die Geschädigten dann auch durch die Darstellung in der Sendung zu ihrem Recht. Zum Team der Show gehörten u.a. Thomas Hackenberg («Quiz Taxi»), April Hailer oder Theo West, dessen Straßenumfragen oder Außenreportagen legendär geworden sind. «Wie bitte?!» war ein wöchentliches Format, das es so nie wieder gegeben hat und ein einzigartiges Konzept bereithielt, das mit teils intelligentem Humor aufspielen konnte.
«Geh aufs Ganze!» (Sat.1/kabel eins, 1992-2003)
Wo wird im Fernsehen heute gezockt? Außer bei diversen Pokerturnieren im DSF hat das Wort „Risiko“ im deutschen Fernsehen keine allzu große Bedeutung mehr. Ganz anders war es zwischen 1992 und 2003, als die Zocker-Gameshow «Geh aufs Ganze!» mit Moderator Jörg Draeger Millionen Menschen begeisterte. Das Format lebte von Draeger selbst, der als personifizierter König aller Zocker den Kandidaten, die jeweils aus dem Studiopublikum für Spiele ausgewählt wurden, die Entscheidungen für den blauen Umschlag oder jenes „Tor 3“ bzw. schwer machte – und bis zum Ende der Show war dem besten Menschenkenner nicht ersichtlich, wann Draeger den Kandidaten hinters Licht führte oder nicht. Pro Show gab es zahlreiche Spiele. Am Ende jeder Sendung stand für den besten Kandidaten der sogenannte „Big Deal“, in dem ein Auto gewonnen werden konnte. Die diversen und abwechslungsreichen Spiele, die unnachahmliche Moderationsart von Jörg Draeger, der für diese Show wie geschaffen war, und nicht zuletzt das zum Kult gewordene Trostpreis-Maskottchen „Zonk“ machten «Geh aufs Ganze!» zu einer einzigartigen, täglichen Gameshow, die zum Besten gehörte, was das deutsche Privatfernsehen je zu bieten hatte.
«Friedman» (Das Erste, 2001-2003)
Natürlich ist Michel Friedman nach der Kokain-Affäre, die auch zum Aus seiner politischen-Talkshows wie «Friedman» geführt hat, bei vielen Menschen als Vater aller Moralapostel nicht mehr glaubwürdig. Grundsätzlich hat dieser Vorfall aber rein gar nichts mit seinem harten Moderationsstil zu tun, der nach wie vor leider ein Unikum in der medialen Talkshow-Landschaft ist: Er ist weiterhin der Einzige, der konsequent und gewissenlos nachfragt und nachhakt, der die Standard-Floskeln der Politiker nicht gelten lässt und die sogenannten Herren der Republik zu Aussagen „zwingt“, die kein anderer Talkshow-Host hervorbringen würde. Allein deswegen wäre es wichtig, eine Sendung wie «Friedman» wieder im Polit-Showzirkus zu etablieren. Denn die oberflächlichen, opportunistischen und eben floskelüberhäuften Langeweiler-Diskussionen in Sendungen wie «Anne Will» bringen niemanden weiter und interessieren nur das Publikum, das mit dem Konsum solcher seichten Talks sein politisches Gewissen stillen will. Es braucht eben unkonventionelle TV-Inquisitoren wie Friedman, die Politik zum Schlagabtausch werden lassen – und den Zuschauern dann auch Antworten und Diskussionen liefern, mit denen sie wirklich etwas anfangen können.
«Dalli Dalli» (ZDF, 1971-1986)
Bis auf ein paar komödiantische Parodien in Sendungen wie der «Harald Schmidt Show» und einem besser zu vergessenden Versuch mit Andreas Türck 1995 wagte sich niemand nach dem Tod von Hans Rosenthal an eine ernstgemeinte Neuauflage des Spielshow-Klassikers, in dem prominente Kandidaten in Spielrunden sekundenschnell Assoziierungen zu vorgegebenen Wortbegriffen nennen sollten, was nicht selten zu abstrusen Situationen führte. Das genial einfache Konzept lebte natürlich sehr stark vom Moderator selber, weswegen ein Remake sicherlich eine komplett andere Moderationsbesetzung haben müsste, die nicht an den großartigen Rosenthal erinnern dürfte. Einen Versuch wäre eine Neuauflage sicherlich wert, wenn ein fähiger Moderator gefunden wird, der beispielsweise auch aus dem Kabarett-Bereich kommen könnte. Solange dies nicht der Fall ist, erinnern wir uns lieber an die tollen Sendungen mit Rosenthal, die Fernsehgeschichte geschrieben haben.
«Wolffs Revier» (Sat.1, 1992-2006)
Während die deutsche Serie in diesen Monaten weiterhin in einer argen Krise steckt, erinnert man sich gerne an jene Zeit zurück, als klassische deutsche Krimiserien wie «Wolffs Revier» das Publikum in Atem hielten. Letztgenannte Sendung war eines der erfolgreichsten und langjährigsten Programme des deutschen Privatfernsehens: Auf ganze 13 Staffeln und über 170 Folgen hat es die Serie um den Berliner Kriminalhauptkommissar Andreas Wolff gebracht. Wolff wurde gespielt von Jürgen Heinrich, der jahrelang eine einmalige schauspielerische Leistung auf höchstem Niveau ablieferte – nicht nur deswegen wurde die Serie 1993 mit dem Adolf-Grimme-Preis ausgezeichnet. Während sich die Anfangsepisoden auch teils mit der Wiedervereinigung Deutschlands und den zwangsläufig in Berlin aufkommenden Problemen befassten, fokussierte sich die Serie später stark auf extreme Kriminalfälle sowie das Familienleben Wolffs und seiner Tochter Verena. Gerade die Ambivalenz des äußerst harten und kalten Kommissars sowie des fürsorglichen Familienvaters machte die Serie einzigartig – einen solch gut geschrieben Charakter wie Wolff hat es selten in der Fernsehlandschaft gegeben. Es war nur konsequent, Wolff im Serienfinale dann sterben zu lassen, wie es sich der Zuschauer manchmal vergeblich von so manchem TV-Kommissar gewünscht hätte.