Die Kritiker

«Kommissarin Lucas: Vergessen und vergeben»

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Story:
Der Rentner Ludwig Lehner wird erschossen in seiner Wohnung aufgefunden. Ludwig Lehner, dessen Tochter Daniela vor einem Jahr die Stadt Regensburg in Angst und Schrecken versetzte. Damals lieferte sie sich, gemeinsam mit ihrem Freund Tobias Hübner, eine spektakuläre Verfolgungsjagd mit der Polizei, bei der sie vier Menschen, scheinbar wahllos, töteten.

Kommissarin Ellen Lucas weiß, dass sie erst das Verbrechen der Vergangenheit klären muss, um den aktuellen Fall lösen zu können. Daniela ist zutiefst erschüttert über den Tod des Vaters und vermutet einen Racheakt, für die von ihr begangenen Verbrechen. Reuevoll behautet sie, damals nicht geschossen zu haben, sondern beschuldigt ihren Freund Tobias, der seitdem flüchtig ist. Kommissarin Lucas und ihr neuer Kollege Leander Blohm nehmen am öffentlichen Anhörungstermin zum Fall teil, bei dem es zu einem blutigen Zwischenfall kommt.

Tobias Hübner stürmt schwer bewaffnet in das Gerichtsgebäude und befreit Daniela. Kommissarin Lucas stellt sich ihnen entgegen, wird von Tobias angeschossen und als Geißel mit auf die Flucht genommen. In einer spektakulären Fahrt gelingt es Tobias und Daniela die polizeilichen Verfolger abzuschütteln, wobei Tobias jedoch schwer verletzt wird. Sie suchen Zuflucht bei Ursula Feyninger, einer Ärztin, deren Sohn beim damaligen Massaker zu Tode kam. Florian will die lästigen Geiseln loswerden und fordert Daniela auf, Ellen und Ursula zu töten.

Wird es Kommissarin Lucas mit ihrem ausgeprägten psychologischen Feingespür gelingen das mörderische Paar zu stoppen? Die nächsten Stunden in dem Haus von Ursel Feyninger werden zur existenziellen Grenzerfahrung für alle Beteiligten. Ein Psychoduell zwischen vier Personen, das nicht alle überleben werden...

Darsteller:


Ulrike Kriener («Nicht ohne meine Schwiegereltern») ist Ellen Lucas
Florian Stetter («Sophie Scholl - Die letzten Tage») ist Leander Blohm
Michael Roll («Zur Sache, Lena!») ist Boris Noethen
Tamara Simunovis («Ein Sommer mit Paul») ist Tina Burckhard
Alexander Lutz («Die Ohrfeige») ist Martin Schiff

Kritik:


Die neue Ausgabe von «Kommissarin Lucas» ist eine hoch interessante und gelungene Produktion, die aber traurigerweise haarscharf an wahrer filmischer Größe vorbeischrammt.

Auffallend ist, dass nicht die Hauptfigur Ellen Lucas den Film dominiert, sondern Tobias und Daniela, das Mörderpaar. Das hier ist keineswegs ein klassischer Krimi, in dem durch schnöde Ermittlungsarbeit ein Mordfall zu lösen ist. Worum es in diesem Film geht, ist der Geisteszustand zweier Psychopaten, denen jedes Mittel recht ist, um ihr selbstgesetztes Ziel zu erreichen. Während die Figur des wahnsinnigen Tobias Hübner dabei exzellent konzipiert wurde, schlichen sich bei der Konstruktion seines weiblichen Counterparts Daniela Lehner einige Ungereimtheiten ein. Denn sie ist nicht gänzlich widerspruchsfrei entworfen worden und ist ständig zwischen ihrer Liebe, oder zumindest unterwürfigen Loyalität, zu Tobias, der Lucas und Feyninger so schnell wie möglich aus dem Weg räumen will, und ihrer Abscheu davor, einen Menschen umzubringen, hin- und hergerissen. Dabei wandelt sie aber ständig von einem Extrem ins Andere, ohne jemals eine feste Grundhaltung zur Situation zu beziehen, worunter ihre Glaubwürdigkeit stellenweise leidet.

Generell muss man sagen, dass hier sehr viel vereinfacht wurden. Denn die Erwartung einer wirklich detaillierten Charakterstudie wird leider nicht erfüllt. Das Motiv, warum das Mörderpärchen auf seiner “tour de force” wahllos Menschen abknallt wie Jagdvieh, wird nur bruchstückhaft thematisiert. Viel zu oft kommen Szenen des Ermittlerteams den spannenden Dialogen zwischen Lucas, Tobias, Daniela und der vom Schicksal gebeutelten Ursel Freyninger dazwischen und auch die von Anke Engelke mangelhaft und aufgesetzt dargestellte, sinnlose Rolle von Lucas Schwester hätte bedenkenlos zugunsten interessanterer Aspekte gestrichen werden können.

Der Film ist kein neuer «Natural Born Killers» und kann auch mit Arthur Penns Meisterwerk «Bonnie and Clyde» keinesfalls mithalten. Dennoch gibt es, Gott sei Dank, genug interessante Ansätze in den beiden Figuren, die auch zur Sprache kommen, wenngleich man sich hier etwas mehr Tiefe gewünscht hätte. Gelungen ist den Machern ferner die Schaffung einer konsequent bedrückenden Atmosphäre, wobei es nur eine nennenswerte negative Ausnahme gibt. Denn was Wayne Newtons Herzschmerzklassiker “Danke Schön” über einer Kidnapping-Sequenz zu suchen hat, kann man nun beim besten Willen nicht nachvollziehen.

Bemerkenswert ist es dagegen auch, dass die Autoren nicht davor zurückschreckten, ihre Figuren den emotional brutalsten Situationen auszusetzen und dies konsequent durchzuexerzieren. So wird etwa Ursel Freyninger unter Drohung von Waffengewalt dazu gezwungen, einen medizinischen Eingriff an Tobias durchzuführen, der immerhin ihren Sohn auf dem Gewissen hat.

Insgesamt ist der Olga Filmproduktion mit «Kommissarin Lucas – Vergessen und Vergeben» ein hervorragender Fernsehfilm gelungen, denn auch schauspielerisch kann das Projekt bis auf die etwas merkwürdig anmutende Besetzung einer Nebenrolle mit Anke Engelke durchwegs überzeugen. Stellenweise wäre jedoch ab und an etwas mehr Tiefgang schön gewesen.

Das ZDF zeigt «Kommissarin Lucas: Vergessen und vergeben» am Samstag, 16. Mai 2009, um 20.15 Uhr.

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