Mit einer Fußball-Castingshow soll Oliver Pocher bei Sat.1 punkten. Aber ist diese Sendung nicht zum Scheitern verurteilt?
Schon im Sommer wird Oliver Pocher bei seinem neuen Arbeitgeber Sat.1 anheuern: In einer Fußball-Castingshow namens «Sportfreunde Pocher - Alle gegen die Bayern» werden Freizeitfußballer gecastet, um gemeinsam in einer Mannschaft mit Promis gegen eine Auswahl des FC Bayern München zu spielen. Die Show und das Ende Juli stattfindende Benefizspiel werden von Oliver Pocher moderiert. Eigentlich müsste dieses Konzept hervorragende Quoten versprechen: Die schönste Nebensache der Welt gepaart mit Promis, der beliebtesten deutschen Fußballmannschaft und einem populären Moderator dürfte doch sicherlich viele Millionen Menschen begeistern. Doch Vorsicht: Fußballshows waren in Deutschland noch nie erfolgreich.
Schon zahlreiche Sender haben sich an einer Sendung um den Fußball versucht. Besonders zur Zeit der Weltmeisterschaft 2006, die bekanntlich in unserem Lande stattfand, sprangen alle Fernsehstationen auf den Zug auf und präsentierten ihre eigenen Programme um das runde Leder. Doch von Erfolg gekrönt war keines dieser Formate: Jörg Pilawa moderierte im März und April 2006 im Ersten die «WM-Show», in der zahlreiche Prominente, darunter auch Fußball-Legenden, zu Gast waren und auf die deutschen WM-Erfolge zurückblickten. Im Durchschnitt schalteten die Shows nicht einmal vier Millionen Menschen ein. Damit blieb das Format hinter den Erwartungen zurück. Ebenfalls floppte eine RTL-Show unter dem Titel «Alles Fußball» mit Oliver Geissen gnadenlos: Sie erreichte nur 13,2 Prozent Marktanteil in der Zielgruppe – für RTL viel zu wenig.
Weiterhin versuchten sich kabel eins und RTL II einst an Amateurmannschaft-Fußballdokus. Hierbei wurden unterklassige Mannschaften im dokumentarischen Stil eine Saison lang begleitet. Auf kabel eins war «Helden der Kreisklasse» sogar eine Staffel lang ein echter Renner im späten Abendprogramm. Doch mit der zweiten Staffel ließ das Interesse rapide nach und das Projekt war gestorben. RTL II versuchte sich mit «Borussia Banana» an einem ähnlichen Konzept. Doch trotz – oder gerade wegen – Unterstützung von Lothar Matthäus floppte die Sendung. Erst vor einem Jahr fiel Stefan Raab mit der Autoball-EM einen Tag vor dem Start der richtigen Fußball-EM auf die Nase: Fußball und Autos – das Konzept muss doch erfolgreich sein. Für ein großes und teures Raab-Event waren gut 17 Prozent in der Zielgruppe doch etwas enttäuschend. Mit diesen Werten war die «Autoball Europameisterschaft» auch eines der unbeliebtesten Raab-Events überhaupt.
Den wichtigsten Vergleich könnte man aber mit einer Fußballsendung von Oliver Pocher selbst ziehen: Denn der Comedian moderierte schon zur WM 2006 bei ProSieben eine Show namens «Pochers WM-Countdown». Schon zum Start hatte dieses Programm nur knapp zweistellige Marktanteile, die von Woche zu Woche immer weiter fielen und die Show zum Flop werden ließen. Während der WM holte dann das Nachfolgeformat «Pocher zu Gast in Deutschland» wenigstens Werte um den Senderschnitt – allerdings hatte man hier natürlich dann auch den Bonus der Fußball-Weltmeisterschaft, die zum gleichen Zeitraum lief.
Grundsätzlich sind Fußballshows also bisher wenig erfolgreich gewesen. Natürlich kann dies jetzt anders werden. Andere Faktoren wie der richtige Sendeplatz und erfolgreiches Marketing spielen beim möglichen Erfolg eines solchen Formats natürlich auch eine wichtige Rolle. Sicher ist allerdings, dass Sat.1 und Pocher sich mit dieser Show kein einfaches Genre ausgesucht haben. Die Deutschen mögen es hauptsächlich eben, wenn das Leder wirklich rollt. Die Party um den Mythos Fußball ist für sie offensichtlich verzichtbar.
Jan Schlüters Branchenkommentar beleuchtet das TV-Business von einer etwas anderen Seite und gibt ein paar neue Denkanstöße, um die Fernsehwelt ein wenig klarer zu sehen. Eine neue Ausgabe gibt es jeden Freitag nur auf Quotenmeter.de.
Kontakt zum Autor