Story
Anna Albrecht will gerade gemütlich mit der Familie im Garten frühstücken, als sie von ein paar Figuren wie aus einem Karl-May-Roman gestört wird. Vor ihr stehen Dr. Wolf, Annas Dauer-Kontrahent und selbsternannter Regisseur der Karl-May-Festspiele in Auberg am See, und Bürgermeister Anzengruber alias Old Shatterhand. Die beiden haben den verletzten Sam Hawkins im Schlepptau. Dieser hat sich bei den Proben eine Platzwunde zugezogen und muss dringend verarztet werden. Bürgermeister Anzengruber nutzt die Gelegenheit, um Anna eine gute Nachricht zu überbringen: der Pachtvertrag für ihre Praxis wartet auf die Unterzeichnung in seinem Büro.
Das passt Dr. Wolf natürlich überhaupt nicht, hat er es doch immer noch auf die Praxis abgesehen, um auf dem Grundstück seine eigene Klinik zu eröffnen. In Kurt Eggers, einem befreundeten Investmentbanker und Winnetou-Darsteller bei den Festspielen, hat Dr. Wolf auch schon einen neuen Verbündeten im Kampf gegen Anna gefunden. Die beiden hecken einen gemeinen Plan aus, um Annas Glaubwürdigkeit als Ärztin zu erschüttern und so die Unterzeichnung des Vertrags zu verhindern.
Zu alledem wird Anna von ihrer Arzthelferin und Vertrauten Hermine gebeten, sich um ihren Bruder Willi zu kümmern. Bei ihm wurde vor einiger Zeit von Dr. Wolf Multiple Sklerose diagnostiziert und daraufhin hat man ihm die Lizenz als Bergführer entzogen. Ein Umstand, den Willi nicht hinnehmen will und dabei nicht nur sich, sondern auch Anna und Dr. Wolf in Gefahr bringt.
Darsteller
Christiane Hörbiger («Annas zweite Chance») ist Anna Louise Albrecht
Elmar Wepper («Kirschblüten - Hanami») ist Dr. Stefan Wolf
Wolfgang Fierek («Die Rosenheim-Cops») ist Bürgermeister Anzengruber
Hilde Dalik («Die Lottosieger») ist Judith Albrecht
Enzi Fuchs («Wieder daheim») ist Hermine Wolf
Dietrich Mattausch («Prager Botschaft») ist Franz Märtin
Ina Balint («Sophie - Sissis kleine Schwester ») ist Josefine
Kritik
Nach dem hervorragenden ZDF-Mittwochsfilm («40+ sucht Liebe»), der aber aus dem Programm genommen wurde, ist «Zwei Ärzte sind einer zu viel» ein qualitativer Abstieg, wie er deutlicher nicht sein könnte. Denn die Handlung des hier vorliegenden Machwerks ist vollkommen hahnebüchern. Zwei Mediziner zanken sich um den Standort für ihre Praxen und die arme Anna wird immer wieder Opfer von den schlecht durchdachten Intrigen ihres Kontrahenten, bis sie dann endlich einmal zurückschlägt. Bezeichnend ist es natürlich, dass sie den ehrenwerten Dr. Stefan Wolf dabei schließlich und endlich nicht bei der Ärztekammer meldet, obwohl er das Leben eines Patienten im Rahmen einer seiner Schachzüge bewusst aufs Spiel gesetzt hat. Das soll wohl ihre Gutherzigkeit ausdrücken, kommt aber eher wie die Darstellung der erschreckenden vetternwirtschaftlichen Verhältnisse unseres Gesundheitssystems rüber. Und bewirkt zudem, dass Anna einem unsympathisch wird, was wohl das Gegenteil dessen ist, was der Autor bezwecken wollte.
Die medizinischen Fälle sind ferner recht trivial und auch die “überraschende” Lösung mit dem Zeckenbiss und der Pneumonie kommt alles andere als unerwartet. Jeder Hobbymediziner oder bekennende Hypochonder hat die Rätsel in Windeseile gelöst und spannend oder interessant ist das alles bei weitem nicht.
Ebenso unlogisch geschrieben ist das Beziehungsdrama zwischen Franz Märtin und seinem Sohn Holger. Die beiden haben seit über fünfundzwanzig Jahren kein Wort miteinander gesprochen und werden deswegen von Anna und Judith im Keller eingesperrt, um dort ihre Differenzen auszudiskutieren. Und wenige Zeit später sind die beiden die besten Freunde. So einfach und schnell löst man in der Welt von «Zwei Ärzte sind einer zu viel» Konflikte. Wäre das die Realität, hätte man, überspitzt gesagt, ebenso mit Bush und Hussein verfahren können, und alles wäre wieder in Butter gewesen.
Christiane Hörbiger versteht es jedoch, ihre insgesamt recht banale Figur lebendig zu machen, wobei ihr die Szenen, in denen Anna zu Sarkasmus und Pragmatismus neigt, besser gelingen als die, in denen sie freundlich, lieb und nett ist. Mag sein, dass das daran liegt, dass man sie in ersterer Variante noch aus Helmut Dietls schwarzer-Komödie «Schtonk» in Erinnerung hat, in der sie eine phantastische Leistung abgeliefert hat. Dieter Mattausch und Elmar Wepper machen ihre Sache ebenfalls nicht schlecht, wenn Wepper auch gelegentlich unterfordert ist. Der Rest des Casts, allen voran Hilde Dalik, enttäuscht jedoch auf ganzer Linie.
Ganzheitlich betrachtet ist «Zwei Ärzte sind einer zu viel» nichts anderes als ein banaler Heimatfilm mit langweiligen medizinischen Fällen, schlecht geschriebenen Beziehungsgeschichten und miserabelstem Dialoggesülze, bei dem wirklich nur der herbe Zynismus zündet. Schade um die Gebührengelder.
Das ZDF strahlt «Zwei Ärzte sind einer zu viel: Der Schatz am Silbersee» am Mittwoch, dem 27. Mai 2009, um 20.15 Uhr aus.