Zur Lage der TV-Nation

Zur Lage der Fernseh-Nation: Eine Frage der Existenz

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Auf nicht mal sieben Prozent Marktanteil bringen es ARD und ZDF zusammen noch beim ganz jungen Publikum. Die Gründe des Scheiterns liegen auf der Hand, doch eingegriffen wird nicht. Quotenmeter.de-Redakteur Alexander Krei über das Versagen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks.

Wie kann man den jungen Zuschauern das öffentlich-rechtliche Fernsehprogramm noch schmackhaft machen? Das ist die große Frage, denen sich die zumeist älteren Herren in schicken Anzügen seit vielen Jahren stellen, denn das Thema ist nicht neu. Überraschend kommt die Abkehr der nachwachsenden Generation von ARD und ZDF sicherlich nicht – fast könnte man sagen: Mit dem 25-jährigen Geburtstag des Privatfernsehens haben die Öffentlich-Rechtlichen zugleich ihr eigenes Jubiläum gefeiert. 25 Jahre schleichender Zuschauerverlust, vor allem bei denjenigen, die in den nächsten Jahrzehnten für die GEZ-Gebühren aufkommen sollen.

In diesem Monat bringen es Das Erste und das ZDF zusammengerechnet auf genau zwölf Prozent Marktanteil in der Gruppe der 14- bis 49-Jährigen – also weniger als etwa ProSieben alleine erreicht, von RTL wollen wir an dieser Stelle gar nicht erst zu sprechen wagen. Noch dramatischer fällt das Ergebnis bei den 14- bis 29-Jährigen aus, wo Das Erste im Mai derzeit bei lediglich 4,2 Prozent steht und das ZDF sogar nur auf 2,6 Prozent Marktanteil kommt. Anders ausgedrückt: Bei weit mehr als 90 Prozent der ganz jungen Generation spielen die Sender überhaupt keine Rolle mehr oder haben sie womöglich nie gespielt.

Da passt es gut ins Bild, dass die ARD derzeit immer wieder durch ein Tal der Tränen gleitet, an dessen vorläufigem Tiefpunkt der Europa-Talk «Jetzt reden wir» stand, der am Montag mit gerade mal 1,5 Prozent Marktanteil beim jungen Publikum versagte (und wohl gemerkt nicht mal die Älteren interessierte). Man nehme sechs Europapolitiker, setze sie in ein Wirtshaus und stelle ihnen Fragen wie jene, ob Deutschland durch die EU ein Bildungssystem wie in Rumänien zu befürchten habe – zugegeben: Alleine diese Fragestellung klingt nach einem Scherz, ist aber bittere Realität und ging tatsächlich so über den Sender.



Dass man mit diesem Konzept nicht im Geringsten gegen die private Konkurrenz ankommen kann, versteht sich wohl von selbst. Sicher: Niemand erwartet täglich die neuesten Blockbuster aus Hollywood oder amerikanische Mysteryserien zur besten Sendezeit. Aber man kann durchaus erwarten, dass ARD und ZDF bei all jenen Unterhaltungsformaten, die Tag für Tag das gebührenfinanzierte Fernsehen überfluten, durchaus auch Sendungen zu finden sind, die nicht nur dem Publikum 50+ gefallen. Wenn dann auch noch Informationen so vermittelt werden können, dass sie eben nicht den bayerischen Wirtshaus-Charme vermitteln, wäre man durchaus einen Schritt weiter.

Ist man aber eben nicht – stattdessen kapseln sich die öffentlich-rechtlichen Nadelstreifen-Herren immer weiter vor der jungen Generation ab. Mit Kooperationen á la YouTube soll gerettet werden, was nicht mehr zu retten ist. Doch wer glaubt, dass mit Schnipseln des «Berichts aus Berlin» tatsächlich die verloren gegangenen Zuschauer zurückkehren, lebt wohl in einer fremden Welt. Allenfalls Videos zu «Lindenstraße» oder «Sturm der Liebe» finden großen Anklang. Nein, das Internet alleine kann kaum der Weg sein, um die Jungen für das Fernsehen zu begeistern. Das geht nur mit dem Fernsehprogramm selbst und einer gehörigen Portion Mut.

Mutig wäre etwa eine Kooperation mit Stefan Raab gewesen. Ein Sprung über den eigenen, offensichtlich sehr langen Schatten, hätte eine Chance gebracht, die fast unbezahlbar gewesen wäre. Ein Mann wie Stefan Raab alleine besitzt mehr Ideen für moderne Fernsehunterhaltung als sämtliche Gremienmitglieder aller ARD-Anstalten zusammen. Der Blick auf den vergangenen Samstagabend war fast schon sinnbildlich: Während im «Musikantenstadl» gejodelt wurde, feuerte «Schlag den Raab» ein wahres Show-Feuerwerk ab, das bis zum Ende weit nach Mitternacht an Spannung kaum zu überbieten war.

Dass Unterhaltungskoordinator Thomas Schreiber die inzwischen unzähligen Quiz-Formate ernsthaft als innovativ darstellt, ist an Weltfremdheit kaum noch zu überbieten, wenngleich man ihm zugute halten muss, dass er es war, der Raab für den Grand Prix gewinnen wollte. Was ist nun also zu tun? Die ARD sollte schnellsten aufwachen aus ihrem Schlaf der Gerechten und sich nicht noch einmal ähnlich engstirnig verhalten wie in den Fällen Raab, Jauch oder Pocher, dem man allen Ernstes eine Show nach dem «Wort zum Sonntag» anbieten wollte. Geht es so weiter, wird sich das öffentliche-rechtliche Fernsehen unausweichlich einer Existenz-Frage stellen müssen. Welche junge Zuschauer will schließlich für Programme zahlen, die ihn nicht im Geringsten ansprechen?

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