Die Kritiker

«Kampf gegen die Krankheit: Schlaganfall»

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Gabriele und Karsten Mohr waren in einem griechischen Restaurant. Ein Glas Wein und zwei Ouzo rundeten das Essen ab. Zu Hause wird Gabriele übel, sie legt sich ins Bett. „Als ich das Lallen anfing, dachte ich das kann doch nicht sein, ich bin doch nicht betrunken.“ Sie will ein Glas Wasser trinken, kann aber das Glas mit ihrer linken Hand nicht halten. Ihr Mann hört das Glas fallen. Als er in das Schlafzimmer kommt, ist ihm sofort klar: Seine Frau hat einen Schlaganfall. Er alarmiert den Notruf 112, eine dreiviertel Stunde später ist Gabriele Mohr in der Zentralen Notaufnahme der Klinik Altona in Hamburg. Die Ärzte reagieren schnell. Eine Computertomografie ergibt: Gabriele Mohr hat einen Verschluss einer Gehirnarterie.

Der zuständige Neurologe und der Neuroradiologe Bernd Eckert vereinbaren, dass der 49-Jährigen ein Thrombolytikum gespritzt wird. Dadurch soll der Propf aufgelöst werden. Das Medikament wirkt. Gabriele Mohr wird auf die Stroke-Unit des Krankenhaus gebracht, eine Art Intensivstation für Schlaganfallpatienten. Am nächsten Tag bekommt sie einen zweiten Schlaganfall. Wieder hat sie Glück, nur zwei Stunden nach dem Hirnschlag wird Gabriele Mohr operiert. Der Neuroradiologe Bernd Eckert ist Spezialist für diese Operationen. Er setzt der Patientin zwei Stents in Hals und Gehirn ein. Mit Erfolg: Gabriele Mohr kann sich 18 Monate danach wieder völlig normal bewegen.

Bauingenieur Gerhard Beyer aus Hannover bekommt im April 2008 einen Schlaganfall. Noch heute hat er Lähmungen in der rechten Körperhälfte. Seine Hoffnung: ein wissenschaftliches Projekt der Universität Magdeburg in Zusammenarbeit mit dem Institut für Musikphysiologie und Musikermedizin in Hannover. Sabine Schneider ist promovierte Psychologin und Musikerin und hat eine musikunterstützte Therapie für Schlaganfallpatienten entwickelt. Sie soll fein- und grobmotorische Bewegungen gelähmter Körperteile erfolgreicher therapieren als herkömmliche Reha-Maßnahmen. Zentrale These der Wissenschaftler: Die Musik bewirkt eine beschleunigte Vernetzung der nicht geschädigten Hirnregionen, sodass Funktionen der geschädigten Hirnteile von gesunden ersetzt werden können. Aufwendige EEG- und MRT-Untersuchungen begleiten die Therapie. Die Auswertung der MRT-Bilder wird Aufschluss darüber bringen, ob die Theorie der Wissenschaftler aufgeht. Gerhard Beyer ist der erste Patient dieser MRT-gestützten Studie. Nicht nur er und seine Frau, sondern auch die Wissenschaftler setzen große Hoffnungen auf das Projekt.

Anders als diese praxisgestützte Forschung sind Lübecker Wissenschaftler dabei, neue Formen der Ultraschallbehandlung für Schlaganfallpatienten zu entwickeln. Sie stützen sich dabei auf die Theorie, dass durch Ultraschall Blutgerinnsel in den Gefäßen quasi zertrümmert werden können. In ihren Versuchen, die zunächst nur an Maschinen durchgeführt werden, beschießen die Forscher künstlich erzeugte Thromben, also Blutgerinnsel, mit Ultraschall. Sie nehmen dafür eine Flüssigkeit mit Luftbläschen zu Hilfe. Zerplatzen diese Bläschen, könnten sie das Gerinnsel durchlöchern und destabilisieren. Erste Versuche sind erfolgreich. Können diese Erfolge wiederholt und dann an Menschen getestet werden, wäre dies ein Durchbruch in der Schlaganfallbehandlung.
Gerhard Beyer wird davon nicht mehr profitieren, wohl aber durch die musikunterstützte Therapie. Sie hat nach drei Monaten bei ihm dazu geführt, dass die Motorik seines rechten Armes und der rechten Hand spürbar besser wurde. Auch die Auswertung der Untersuchungen belegen, dass eine deutliche Zunahme an Hirnaktivitäten stattgefunden hat.

Kritik


In der neuen dreiteiligen Reihe «Kampf gegen die Krankheit» wird sich in jeder Ausgabe einem bestimmten Krankheitsbild in aller Ausführlichkeit gewidmet. In den ersten drei Sendungen dreht sich alles um die Themen Schlaganfall, Brustkrebs und den Herzinfarkt. Zum Auftakt wird also das Thema Schlaganfall näher beleuchtet.

Anhand zweier Patientenbeispiele zeigen die Autoren Heike Schieder und Klaus Balzer wie gefährlich die Krankheit wirklich ist, aber auch die Chancen, die eine schnelle und konsequente Therapie verspricht. Zudem erhält der Zuschauer Einblick in die gegenwärtige Forschung zum Thema Schlaganfall. So wird das Beispiel von zwei Lübecker Forschern erwähnt, die mittel Ultraschall und der Gabe von Thrombolytika versuchen werden, den Thrombus frühzeitig zu zerstören bzw. aufzulösen.

Die Patientenbilder sind sehr gut gezeichnet und zeigen vom Auftreten der Krankheit bis zum Therapieerfolg alle Fassaden und Probleme der Krankheit inklusive derer, die erst im Umfeld und in der Familie auftreten können. Auch die Interviewszenen mit Ärzten, Patienten und Wissenschaftlern sind verständlich, strukturiert und nachvollziehbar. Ergänzt werden diese Szenen noch mit Computeranimationen, die das Geschehen auf dem Bildschirm und die Umstände der Krankheit sowie deren Behandlungsmöglichkeiten detailliert darstellen.

Der Auftakt zur neuen Die Reihe ist aufschlussreich und mit knapp 45 Minuten Laufzeit sehr übersichtlich gestaltet. Der Zuschauer erfährt alle notwendigen Informationen die Krankheit an sich und das Schicksal, das sich mit ihr verbindet. Für diejenigen, die wenig mit Medizin verbinden, genau das Richtige, um sich kurz und prägnant zum Thema zu informieren.

Das NDR Fernsehen zeigt den Auftakt zur neuen dreiteiligen Reihe «Kampf gegen die Krankheit» am Dienstag, den 02. Juni 2009, um 21:00 Uhr.

Kurz-URL: qmde.de/35258
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