
Die Premiere der «Tonight Show» wurde in den Vereinigten Staaten nicht wirklich gelobt, einige Kritiker waren sogar vom ersten Auftreten O’Briens enttäuscht. Aus deutscher Sicht ist das Projekt – aus Mangel an Alternativen – eine richtig unterhaltsame Show geworden. Bereits zu Beginn sieht man den neuen Moderator, wie er seine Zähne putzt und eine Aufgaben-Liste abhakt. Nur eine Aufgabe hatte er bis vor der Sendung nicht erledigt: Nach Los Angeles umzuziehen, weshalb Conan O’Brien ohne Unterbrechung – mit Ausnahme für ein Puppenmuseum – quer durch die Vereinigten Staaten rennt. Bei den NBC Universal-Studios angekommen, stellt O’Brien schließlich fest, er hat seinen Schlüssel in seinem New Yorker Büro vergessen. Mit Hilfe eines Baggers rammt er die verschlossene Tür einfach weg. Großes Lob auch an die Kulissenbauer, die aus Kunststoffen ein Steingebäude für eine kurze Szene nachgebaut haben.
Danach kam die Einführung in das neue Studio, welches wirklich überraschte. Denn im Gegensatz zur «Tonight Show» mit Jay Leno ist die Bühnenfläche riesig. Fast 400 Leute fasst das Studio, das in den kommenden Jahren die Heimat von Conan O’Brien ist. Zum Auftakt gab es zwar kaum Witze, dafür aber ein Wiedersehen mit dem Sidekick Andy Richter («Andy Richter Controls the Universe»), der an einem Pult steht und mit der Sendung gar nicht harmoniert. Ein sitzender Manuel Andrack hätte der Show mehr Coolness gegeben.

Direkt nach der Pause erklärt Conan O’Brien, dass man für die Sendung den Buchstaben „D“ aus dem berühmten Hollywood-Schild ausgeliehen habe. Zwei Redakteure fahren den Buchstaben durch das große Studiotor herein und aus der kleinen Tür hinaus. Jedoch ist das Schild zu groß, weshalb der Buchstabe in Bruchstücke geht. Aber „Hollywoo“ ist auch ein schöner Name für einen Stadtteil. Kurze Zeit später kommt Will Ferrell ins Studio. Der Talk ist recht gewöhnlich, mit Ausnahme seiner musikalischen Einlage Ferrells. Nach einer weiteren Pause ist Pearl Jam zu Gast, deren Musiker O’Brien allesamt persönlich verabschiedet.
Mit der Premiere hat Conan O’Brien ein Kunststück hingelegt, das auf alle Fälle positiv überzeugt hat. Allerdings muss sich das Team von den vielen Beiträgen trennen, denn sonst wirkt die allabendliche Sendung nur wie eine Clipshow. Mit dem kurzweiligen Mix werden die Amerikaner in Zukunft viel Spaß haben, lustig und unterhaltsam war die Premiere auf jeden Fall.