Den Ernst des Lebens verloren

«Emergency Room» wird in knapp zwei Monaten enden. Doch wie gut sind die bisher ausgestrahlten Episoden?

Derzeit strahlt ProSieben die 15. Staffel von «Emergency Room» aus, in den Vereinigten Staaten ist die Serie bereits seit April 2009 Geschichte. Nachdem das Team bis vor zwei Jahren mehr oder minder qualitative Staffeln hergestellt hat, überraschte der 14. Zirkel bereits – obwohl durch den Autorenstreik unterbrochen – positiv. Der 15. Lauf wurde als endgültig letzte Staffel angekündigt, auch wenn NBC noch ein weiteres Jahr anhängen wollte. Das Team und die Schauspieler wollten den Job am Krankenhausset an den Nagel hängen.

Die derzeitige Staffel ist in drei Etappen unterteilt: Zunächst mussten sich die Zuschauer von drei Charakteren verabschieden. Denn in der Staffelpremiere verstarb Pratt, danach verschwand Abby mit ihrem Ehemann Luca. Wie das schon seit unzähligen Jahren so ist, werden eine Hand voll Medizinstudenten in der ersten oder zweiten Folge eingeführt und die Ärzte bekommen einen neuen Oberarzt: „Same procedure as every year“.

Die zweite Strecke ist aus sogenannten Füllepisoden gestrickt, die allesamt irrelevant für die Haupthandlung sind und das große Finale vorbereiten, dass mit unzähligen früheren «Emergency Room»-Hauptdarstellern bestückt ist. Das Tolle: Die Produzenten konnten alle großen Schauspieler für mindestens einen Auftritt verpflichten, Noah Wyle wird die Krankenhausserie sogar im letzten Drittel als Hauptdarsteller anführen.

Bereits mit der siebten Folge kehrten gleich zwei verstorbene Charaktere auf die Mattscheibe zurück: Anthony Edwards, der in der Serie zum Megastar wurde und vermutlich fast eine halbe Milliarde US-Dollar verdiente, und Paul McCrane. Während Edwards stets der gute Freund eines jeden Arztes war, spielte McCrane den skrupellosen Chef, der die Ärzte der Notaufnahme für Versager hielt. Das Team ergänzte sich in den Staffeln fünf bis acht optimal, damals schalteten noch weit über zwanzig Millionen Menschen in den Vereinigten Staaten ein. Dieser Biss wurde im vergangenen Jahr mit Stanley Tucci wieder hervorgebracht, doch leider wurde Dr. Kevin Moretti nur für ein halbes Jahr verpflichtet. Danach ging es wieder bergab.

Ohnehin fällt beim Betrachten der ersten Staffeln auf, dass «Emergency Room» sich heutzutage nur noch um die beruflichen Probleme der Mediziner und die Patienten dreht. Unvergessen sind natürlich die Storylines, in der Schwester Hathaway einen Selbstmordversuch unternahm oder eine Bruchbude kaufte, die sie dann wieder verkaufen wollte – ohne Erfolg. Bei Neela, Archie und den anderen läuft fast alles glatt, ab und an noch ein Streit mit der neuen Oberärztin. Nur die neue Oberärztin scheint Ecken und Kanten zu haben, leider haben sich die Autoren von langsamen, aber beständigen roten Fäden getrennt. Beispielsweise dauerte die Erzählung von Carter und dessen Großmutter fast sieben Jahre lang an, mittlerweile ist man als Zuschauer froh, wenn eine Geschichte eine Staffel lang aufrechterhalten wird.

Die 15. «Emergency Room»-Staffel ist mit Abstand seit Jahren der beste Zirkel, jedoch stechen vor allem Stand-Alone-Folgen und die Gastauftritte früherer Stars heraus. Die Staffelgeschichten an sich sind nicht wirklich überzeugend, weil die Probleme schon viel zu oft angesprochen wurden.