Inhalt
Nur wenige wissen, dass Sir Peter Ustinov dreimal verheiratet war und vier Kinder aus zwei der drei Ehen hatte. Ustinov suchte lange sein privates Glück: Die erste Ehe mit Isolde Denham scheiterte nach zehn Jahren. Das Paar stellte fest, dass es sich nichts mehr zu sagen hatte. Zu jung geheiratet! Außerdem hatte sich Isolde neu verliebt. Die beiden trennten sich als Freunde. Ustinovs Tochter Tamara, die damals vier Jahre alt war, erinnert sich im Interview für die ARD-Reihe «Legenden» an einen liebevollen, aber meist abwesenden Vater: "Für mich war er der liebenswerte Kumpel, der ab und zu vorbei kam - aber nicht mein Vater, er war ja kaum da." Doch Tamaras Kontakt zum Vater brach fast ab, als er seine zweite Frau, die Schauspielerin Suzanne Cloutier, heiratete.
Zu Beginn eine Liebesgeschichte wie aus einem Hollywoodfilm. Doch Suzanne war eine kapriziöse Frau, von Kollegen "ein faszinierendes Luder" oder "seltsames Mädchen" genannt. Drei Kinder bekamen die beiden, Pavla, Igor und Andrea - und führten schon nach wenigen Jahren einen zermürbenden Ehekrieg. Ustinov flüchtete sich ins Schweigen und in die Arbeit. Nie hat sich Sir Peter über diese Ehe öffentlich geäußert. Sein Biograf Christopher Warwick erzählte: "Peter war sehr verschwiegen, was das Scheitern dieser Ehe anging. Aber einmal gestand er mir: "Was mich fertig gemacht hat, waren die Auswirkungen dieser Ehe. Wie permanenter Schlafentzug! Das hat meiner Kreativität nicht geschadet, aber es hat meine Lebensenergie aufgebraucht!" Erst in der dritten Ehe mit der Journalistin Hélène du Lau d'Allemans wurde er glücklich. Sie hatten sich bereits Anfang der 50er Jahre kennengelernt - und verliebt. Doch die schwer katholische Hélène wollte damals keinen geschiedenen Mann heiraten. Fast 20 Jahre später fanden die beiden dann endgültig zueinander.
Kritik
Sir Peter Ustinov war einer der größten Schauspieler, die Europa je hervorgebracht hat, und vor allem seine Darstellung des geistig umnachteten Menschenhassers Kaiser Nero wird auf ewig unvergessen bleiben. Doch seinem glanzvollen Leben wird diese Dokumentation ganz und gar nicht gerecht. Zu sehr konzentriert man sich hier auf das jämmerliche Abarbeiten seines Privatlebens, hinter dem der Künstler und Visionär Peter Ustinov vollkommen in Vergessenheit gerät. Bis ins kleinste Detail wühlen die Macher in der neuen Ausgabe von «Legenden» auf widerwärtige Weise in den Abgründen seiner Ehen und dem stark belasteten Verhältnis zu seinen Kindern, während seine Filmrollen und seine Arbeit als Schriftsteller kurze Randnotizen bleiben. Die ganzen fünfundvierzig Minuten lang bekommen wir boulevardesquen Dilettantismus zu sehen, in dem das Privatleben eines Mannes über sein künstlerisches Schaffen gestellt wird.
Schrecklich banal werden auch die Interviews geführt, in denen immer wieder thematisiert wird, inwiefern Ustinov beziehungsfähig und ein Einzelgänger war. Kein Wunder, dass sich seine dritte Ehefrau für diesen Quatsch nicht zur Verfügung stellte und an der Produktion nicht teilnahm. Recht bezeichnend ist natürlich auch, dass die Übersetzung der Interviews äußerst laienhaft erfolgte und so aus “a dignified way” schon einmal “Eleganz” wird, was jedem anglophilen Menschen das Blut in den Adern gefrieren lässt. Alles in Allem ist «Legenden: Peter Ustinov» daher ein Stück idiotischer Boulevardjournalismus und keinesfalls eine interessante Abhandlung über das kreative Schaffen eines großen Künstlers.
Das Erste strahlt «Legenden» am Montag, dem 22. Juni 2009, um 21.00 Uhr aus.