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Werfen wir einen Blick zurück: Nachdem Sonja Zietlow ihre Sat.1-Talkshow abgegeben hatte und dort zu RTL wechselte, um das nachmittägliche Quiz «Der Schwächste fliegt» zu moderieren, wurde der Sendeplatz um 13.00 Uhr frei. Für die Verantwortlichen des Senders war schnell klar, dass eine neue Talkshow gestartet werden würde, zumal die Quoten von «Sonja» immer gut waren. Zu dieser Zeit, also Ende 2000, waren Talkshows noch erfolgreich und beherrschten den Nachmittag: Hans Meiser moderierte die letzten Monate seines wegweisenden Talks, Oliver Geissen war der neue RTL-Quotenbringer, Bärbel Schäfer war erfolgreich und in Sat.1 redeten Franklin, Vera Int-Veen und Peter Imhof mit ihren Gästen über deren Alltagsprobleme. Da kein anderes Nachmittags-Genre zur Debatte stand (die Inflation der Gerichtsshows kam etwas später), war ein Talkshow-Nachfolger schnell gefunden, der eben mit Britt Hagedorn gefüllt wurde, die zuvor die Sat.1-Regionalmagazine «17.30 live» für Niedersachsen und Bremen präsentiert hatte. Auch die Produktionsfirma blieb mit Schwartzkopff TV dieselbe und das alte Studio von Sonja Zietlow wurde für das neue Format lediglich umdekoriert.
Heute, 1.500 Sendungen später, ist «Britt» als Relikt aus der beschriebenen Zeit übrig geblieben, als Talkshows noch gefragt waren. Mit der Einstellung der «Oliver Geissen Show» im Herbst ist die Sat.1-Sendung mit Hagedorn faktisch der letzte verbliebene Vertreter des Daily Talks. Und weiterhin kann die Show auf erfolgreiche Zahlen blicken: Fast jede Ausgabe liegt über dem Senderschnitt, mit positiven Ausreißern nach oben. Wie schaffte man es also, so viele Jahre erfolgreich zu sein und zur heutigen Zeit, in der das Genre praktisch ausgestorben ist, weiterhin zu bestehen?
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Schließlich ist es ein Vorteil, mittlerweile der letzte Vertreter des Daily Talks zu sein. Denn zwischen all den gescripteten und erfundenen Geschichten der Richtershows oder in «Zwei bei Kallwass» ist «Britt» die letzte Bastion der echten Fälle und wahren Geschichten. Das schätzen auch die Stammzuschauer der Sendung. „Was unsere Gäste erleben und auf der Bühne schildern, kann sich der beste Drehbuchautor manchmal sicherlich kaum ausmalen“, sagte Redaktionsleiter Ingo Stabler kürzlich in einem Interview mit Quotenmeter.de.
Letztlich ist die Sendung «Britt» natürlich nicht mehr als seichte Fernsehunterhaltung am Nachmittag, die natürlich stark kritikwürdig ist und sicherlich nicht positiv zu einer Qualitätsdebatte um das deutsche Fernsehprogramm beiträgt. Aber es ist bemerkenswert, wie es das Team um Britt Hagedorn in 1.500 Sendungen geschafft hat, erfolgreich zu sein und zu bleiben. Die Sendung hat sich immer wieder neu erfunden und frische Konzepte in die Show eingebracht, bevor die Quoten schlechter geworden sind – man hat also, wie bei vielen Formaten, nicht erst gehandelt, als die Zuschauerzahlen schon im Keller waren. Mit den aktuellen Marktanteilen und einem so innovativen Team wäre es nicht verwunderlich, wenn «Britt» den Sat.1-Zuschauern noch längere Zeit erhalten bleibt.