Seite 2
Der "King of Pop" ist tot - und bei n-tv und N24 wird geschlafen. Das traurige Fazit einer traurigen Nacht.
Selbst als der Tod Jacksons sicher war, war bei N24 noch immer noch „unbestätigten Berichten“ eines Feuerwehrmannes die Rede. Etwas schneller informierten die Kollegen von n-tv in ihrem Laufband, um 01:05 Uhr wurde schließlich sogar eine kurze Sondersendung gebracht – aber erst, nachdem ein ausführlicher Bericht über ein Golf-Turnier zu Ende ausgestrahlt wurde. So sieht offenbar modernes Nachrichten-Fernsehen im 21. Jahrhundert aus. Wer sich in der Nacht zu Freitag über den „King of Pop“ informieren wollte, dem blieb – für das sich immer wieder selbst lobende Fernsehen bezeichnend – nur das Internet.
Oder eben der Wechsel zu Sendern im Ausland: Während die Redaktionen von n-tv und N24 im Tiefschlaf zu sein schienen, fuhr etwa der britische Nachrichtenkanal BBC World News eine umfassende Berichterstattung mit Schalten nach Hollywood und zu einem Gerichtsmediziner, der Jacksons Tod in einem mehrminütigen Interview bestätigte – das hatte er kurz zuvor bereits beim amerikanischen News-Sender CNN getan, der mit seinen Sondersendungen eine gute Mischung fand zwischen Stillen des Informationsbedürfnisses seiner Zuschauer und Würdigung der Werke des Pop-Königs.
Michael Jackson ist tot – und das deutsche Nachrichtenfernsehen auch. Einmal mehr stellten die deutschen Sender unter Beweis, wie unflexibel sie sind, wenn abseits der regulären Arbeitszeiten eine Nachricht hereinflattert, die so weltbewegend ist, dass sie eine Sondersendung geradezu herausfordert. Zu sehen war davon bei n-tv und N24 ebenso wenig wie bei den großen Sendern. Dass sich insbesondere junge Menschen vom Medium Fernsehen verstärkt abwenden und ihre Informationen über Twitter, Facebook & Co. suchen, sollte die Macher nicht überraschen.