Fast deutschlandweit moderierte Bayern 3-Nachteule Jürgen Törkott in der Nacht des Todes von Michael Jackson. Quotenmeter.de erreichte den Radiomoderator in der Schweiz und sprach mit ihm über seine extremste «ARD-Popnacht».
Herr Törkott, als Sie in der Nacht auf Freitag ins Funkhaus kamen, gab es bereits erste Spekulationen über einen ernstzunehmenden Gesundheitszustand von Michael Jackson. Haben Sie mit so einer Nacht gerechnet?
Eine halbe Stunde vor meiner Sendung bekamen wir erste Meldungen, die allerdings recht wischi-waschi formuliert waren. Um fünf Minuten vor zwölf habe ich erfahren, dass das Thema in unseren Nachrichten behandelt wird und ich dachte mir nur: „Mist, irgendetwas passiert da heute Nacht“.
Hatten Sie Angst vor der Sendung?
Nein, Angst hatte ich nicht. Ich hatte Respekt. Nach meiner Sendung habe ich den Anfang meiner Show noch einmal angehört – ich klang etwas verwirrt.
Bis 1.00 Uhr hatten Sie nur einen Hit von Jackson im Programm, zwischen 1.00 und 2.00 Uhr einen weiteren. Wann fiel denn die Entscheidung, das Programm grundlegend zu ändern?
Um 01.26 Uhr erhielten wir die Bestätigung, dass Michael Jackson tot ist. Nach dem Verkehr um halb zwei hatten wir bereits einen Beitrag, den wir aus L. A. bekommen haben. Und danach war mir eigentlich klar, dass die Sendung zu 70 Prozent aus Musik von Michael Jackson bestehen muss.
Wer war nachts alles in der Redaktion? Wer hat die Entscheidungen getroffen?
In der «ARD-PopNacht» ist unsere Nachrichtenredaktion doppelt besetzt, ebenso beobachtet eine Kollegin der Verkehrsredaktion die Lage auf den Straßen – auch im Bundesgebiet. Hinzu kommt noch ein Techniker, weil es immer mal passieren kann, dass eine Leitung abstürzt. Nach der Eilmeldung habe ich zunächst selbst entschieden, weitere Jacko-Songs zu spielen. Nach telefonischer Rücksprache mit der Musikredaktion kam dann Tom Glas zwei Stunden früher rein als sonst und wir haben das Programm entsprechend aktualisiert.
In wie weit wurde es dann hektisch in der Redaktion, als die Crew der Morgensendung eintraf?
Davon habe ich wenig mitbekommen. Ich war morgens um fünf auch wirklich sehr geschafft. Ich habe so eine Sendung noch nie erlebt. Sie müssen sich das vorstellen: Wir haben 15 Telefonleitungen im Studio – nach meinem Aufruf, dass die Menschen sich bei uns melden sollen und uns ihre Botschaft, ihre Gedanken übermitteln sollen, blinkten die Leitungen bis morgens durchgehend. Die Anrufe haben einfach nicht mehr aufgehört.
Welche Songs des "King of Pop" haben Sie denn zuerst gespielt?
Als der Todeszeitpunkt noch sehr nah war, habe ich keine flotten Nummern gespielt. Der erste Song von ihm war beispielsweise der "Earth Song", auch "Heal the World" habe ich anfangs ausgewählt. Das sind Lieder, die die Hörer emotional `ranholen. Und es waren Lieder, die ich hören wollte, weil meine Stimmung natürlich auch nicht die beste war.
Herr Törkott, Sie sind als Spaßkopf im Radio bekannt: Wie schwer fiel es Ihnen, dieses Thema ernst und sachlich herüberzubringen und wie kam der sachliche Jürgen Törkott bei den Hörern an?
Herr Weis, das müssen Sie meine Hörer fragen. Ich habe einige Mails bekommen von Menschen, die sagten, dass sie mich so gar nicht kennen würden. Für mich war es nicht schwer zu moderieren, weil ich einfach so war, wie ich bin. Ich hatte Menschen am Telefon, die geweint haben – ich glaube, da ist man kein Spaßvogel mehr.
Zum Abschluss und in Gedenken an Michael Jackson: Welcher Song von ihm ist für Sie sein größter Hit?
Es gibt eigentlich ganz viele: In meiner momentanen Stimmung ist es vielleicht der "Earth Song", absolut eher "Billie Jean".
Vielen Dank für das Interview und liebe Grüße in die Schweiz.