Die Kritiker

«ARD-exclusiv: Einsatz in Kalkutta»

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Die Idee hinter der Organisation "Ärzte für die Dritte Welt" ist so einfach wie effektiv: Deutsche Mediziner verzichten auf ihren Jahresurlaub und arbeiten stattdessen mindestens sechs Wochen lang in den Elendsgebieten Asiens, Afrikas und Südamerikas. Unterstützt werden sie von der Schauspielerin und Ärztin Maria Furtwängler, die sich seit Jahren als prominente Spendensammlerin für die Organisation engagiert.

Der Autor Sven Jaax hat Maria Furtwängler zu einem der ältesten Hilfsprojekte der "German Doctors" in den Armenvierteln Kalkuttas begleitet. Die Reportage zeigt den erschütternden Alltag im indischen Slum. Evelyn Seltmann, eine niedersächsische Gynäkologin, war bereits mehrmals in Kalkutta und wird bei ihrem jüngsten Einsatz mit der Kamera begleitet. Der Großraum Kalkutta ist eines der wichtigsten Einsatzgebiete der Stiftung. Hier sterben Kinder an Unterernährung, Familien gehen an Tuberkulose zu Grunde, hier richten Lepra und andere Krankheiten furchtbare Schäden an. Die Menschen in den Slums haben keinerlei Versicherung und kein Geld für medizinische Versorgung oder Medikamente. Sie sind die Patienten der "Ärzte für die Dritte Welt." 1983 wurde die Hilfsorganisation von Jesuitenpater Dr. Bernhard Ehlen ins Leben gerufen. Bisher haben rund 2.400 Mediziner in mehr als 4.700 Einsätzen geholfen. Sie erhalten dafür weder Spesen noch Honorar. Sogar die Hälfte ihrer Flugkosten zahlen sie selbst.

Kritik


Die neue Ausgabe von «ARD exclusiv» bietet leider nichts Weiteres als einen dreißig-minütigen Werbefilm für die Hilfsorganisation “Ärzte für die Dritte Welt”. Natürlich ist es ehrenwert, was diese Menschen für Bedürftige in Kalkutta tun. Doch die Dokumentation wäre um einiges erträglicher geraten, wenn man möglichst neutral und objektiv über die Lage berichtet hätte. Stattdessen wird der Zuschauer jedoch mit einer Reihe durchaus sehr tragischer Einzelschicksale konfrontiert und ein zusammenfassender Überblick über die Situation wird leider nicht geliefert. Und was diese Organisation denn jetzt nun von “Médecins Sans Frontières” unterscheidet, wird auch nicht klar.

“Einsatz in Kalkutta” wird von einem äußerst schwülstigen Pathos beherrscht und investigativ ist hier weit und breit nichts. Im Plauderton und mit einer triefenden Pseudo-Anteilnahme, dass es nicht mehr schön ist, kommentiert ein selbstgefälliger Off-Sprecher jeden noch so kleinen Handgriff, anstatt die Bilder einfach einmal für sich sprechen zu lassen. So kann sich der Zuschauer mit der Materie natürlich nie und nimmer tiefgreifend auseinandersetzen.

Der einzige wirkliche Bonuspunkt der Dokumentation ist Maria Furtwängler, die auf kompetente Art und Weise die Arbeit der Organisation vorstellt. Doch der Einblick in das Slum-Leben einer heruntergekommenen Mega-City bleibt leider nur rudimentär. Alle Aspekte dieser komplexen Thematik in einer halben Stunde abzuarbeiten ist unmöglich, was vielleicht gerade das Problem ist, an dem diese Dokumentation letztendlich scheitert. Eine differenzierte Darstellung wird einem hier jedoch ganz und gar nicht geboten.

Das Erste strahlt «ARD-exclusiv: Einsatz in Kalkutta» am Mittwoch, dem 08. Juli 2009, um 21.45 Uhr aus.

Kurz-URL: qmde.de/35969
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